Neuer Test weist winzige Spuren von BSE-Risikomaterial nach

30.03.2004
Gießen (dpa) - Mit einem neuartigen Test können Gießener Wissenschaftler winzige Spuren von BSE-Risikomaterial in Fleischwaren nachweisen und bestimmten Tierarten zuordnen. «Damit können wir unterscheiden, ob etwa Brühwürste Gehirn und Rückenmark von Pute oder Schwein enthalten - was erlaubt ist - oder aber - was verboten ist - von Wiederkäuern wie Rindern», sagte Prof. Michael Bülte vom Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde in einem dpa-Gespräch. Bisherige Verfahren zeigten dagegen nur, ob überhaupt Reste von Gehirn und Rückenmark verschiedener Tiere vorhanden seien. Zum Schutz des Verbrauchers vor den Erregern des Rinderwahnsinns muss Gewebe des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) von Rindern, Schafen und Ziegen beim Schlachten entfernt und beseitigt werden. Dennoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass solches Risikomaterial in die menschliche und tierische Nahrungsmittelkette gelange, sagte Bülte. Während die derzeit üblichen Prüfverfahren auf so genannten Markersubstanzen wie Eiweißstoffen basieren, weist der neue molekularbiologische Test einen Teil der Ribonukleinsäure (RNS) nach. «Die RNS, eine Art umgeschriebene Erbsubstanz der Desoxyribonukleinsäure (DNS), ist sehr instabil. Uns ist es aber gelungen, ein Bruchstück zu finden, das sehr stabil und typisch für das Risikomaterial ist», sagte Bülte. Mit Hilfe dieses Teilstücks sei es sogar möglich, in hocherhitzten Konserven Gehirn oder Rückenmark aufzuspüren. Das Risikomaterial lässt sich dem Veterinärmediziner zufolge «bis in den Milligramm-Bereich» nachweisen. Das Verfahren, das bereits zum Patent angemeldet ist, wird nach Bültes Einschätzung in etwa eineinhalb bis zwei Jahren marktreif sein. Die Gießener Wissenschaftler haben den Test im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz entwickelt. Das Ministerium fördert das auf drei Jahre angelegte BSE-Forschungsprojekt, das Ende 2002 gestartet wurde, mit 721 000 Euro.

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