Novartis schon lange für Fusionen - Abfuhr von Wunschpartner Roche

29.03.2004
Basel (dpa) - Ganz gleich wie für Novartis der Übernahmekampf um den deutsch-französischen Konkurrenten Aventis ausgeht, der größte Schweizer Pharmakonzern hat eines mehr als deutlich gemacht: Er will auf dem wieder in Schwung gekommenen Fusionskarussell der Pharmaindustrie unbedingt mitfahren, und zwar an prominenter Stelle. Die Überzeugung, dass Größe vonnöten ist, vertritt Novartis-Chef Daniel Vasella jedoch nicht erst, seitdem sich Novartis als «Weißer Ritter» in die Schlacht geworfen hat, um Aventis vor einer feindlichen Übernahme durch Sanofi-Synthelabo zu bewahren. Seit Jahren redet er Fusionen das Wort. «Wenn starke Konkurrenz herrscht und die Kosten hoch sind, gibt es gute Gründe dafür», sagte er zuletzt bei der letzten Bilanzvorlage im vergangenen Januar. Dass es ihm Ernst ist, wollte er schon vor drei Jahren unter Beweis stellen. Im Frühjahr 2001 landete er einen Coup besonderer Art: Er erwarb beim Baseler Lokalrivalen Hoffmann-La Roche eine Beteiligung von 21,3 Prozent in der Hoffnung, damit ein Bein in der Tür des Konkurrenten zu haben. Doch der weiterhin von den Gründerfamilien Hoffmann und Oeri kontrollierte Traditionskonzern zeigte dem «Emporkömmling» an der Spitze des aus den Pharmabereichen von Ciba und Sandoz 1996 entstandenen Unternehmens die kalte Schulter. Das änderte sich auch nicht, als Vasella den Druck erhöhte und den Anteil am Nachbarn allmählich auf heute ein Drittel aufstockte. Roche-Chef Franz Humer lässt seinen Kollegen immer wieder abblitzen. Vasella übt sich in Geduld und beteuert stets, die Anteile am Wunschpartner seien nichts weiter als «eine langfristige strategische Finanzinvestition». Dabei dürfte sich die Beteiligung finanziell bisher kaum gelohnt haben. Roche musste nämlich gigantische Abschreibungen auf seine Finanzanlagen vornehmen und Millionen für den Vitaminskandal in den USA zurückstellen, so dass 2002 ein riesiger Bilanzverlust ausgewiesen wurde. Die Roche-Abfuhr hat Vasellas Expansionsgelüste aber nicht gebremst. Er scheint weiterhin überzeugt, dass angesichts der Kostensenkungsprogramme im Gesundheitswesen vieler Länder nur noch die ganz Großen profitabel arbeiten können. Erforschung und Entwicklung eines Medikaments bis zur Marktreife verschlingen Milliarden, schlagkräftige Verkaufsorganisationen kosten immer mehr Geld. Dazu kommt die Konkurrenz durch Generikahersteller, die patentfrei und damit kostengünstiger anbieten können. Sollte Aventis ein freundliches und finanziell besseres Angebot von Novartis letztlich doch noch annehmen, würden beide Firmen zusammen dicht an den Weltmarktführer Pfizer heranrücken. Beim Zusammenlegen ihrer Verkaufsmannschaften in den USA und auch in Japan könnten beide viel Geld sparen und an Schlagkraft gewinnen. Viele wichtige Therapiebereiche wie Herz-Kreislauf, Krebs und Diabetes würden durch Aventis gestärkt. Analysten haben Novartis in den vergangenen Wochen aber auch immer wieder gewarnt: Aventis bringe eine nur unzureichend gefüllte Forschungspipeline mit in die Ehe und weise eine viel geringere Wachstumsdynamik auf als Novartis. Doch Vasella lässt sich nicht von seiner Idee abbringen: «Vom geschäftlichen Standpunkt aus ist die Fusion machbar», ließ er kürzlich mitteilen. Doch gegen den Widerstand der französischen Regierung will er nicht antreten.

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