(dpa) - Der neue Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Prof. Otmar D. Wiestler, will die klinische Anwendung zu einem Schwerpunkt der Heidelberger Einrichtung machen. Das DKFZ solle in diesem Bereich zu einem «Motor» werden und Akzente setzen, sagte der Bonner Stammzellforscher am Dienstag in Heidelberg. Dafür werde sich das Krebsforschungszentrum künftig verstärkt Partner bei den Hochschulen und in der Industrie suchen. Der 47-jährige Wissenschaftler und Vater von sechs Kindern tritt das Amt im Januar 2004 an.
Als weitere Schwerpunkte seiner Arbeit in Heidelberg nannte der Nachfolger des langjährigen DKFZ-Chefs Prof. Harald zur Hausen die Bereiche
Krebsstammzellen sowie Gehirntumoren.
Stammzellen und
Krebszellen hätten viel Eigenschaften gemeinsam, erklärte der bisherige Leiter des Instituts für
Neuropathologie der
Universität Bonn. Hier könnten der Schlüssel zur Aufklärung wichtiger Merkmale von Tumorzellen liegen. Dieses Thema werde künftig national wie international an Fahrt gewinnen. Wiestler betonte, das DKFZ müsse künftig stärkere Impulse in der Krebsforschung setzen.
Der Wissenschaftler wies Spekulationen zurück, vor allem wegen seiner Arbeiten als Stammzellforscher zum Deutschen Krebsforschungszentrum geholt worden zu sein. Die Heidelberger Einrichtung habe einen exzellenten Ruf, den man nicht zwei Mal bekomme, sagte Wiestler. Nach rund zehn Jahren Tätigkeit in Bonn habe er nach einem neuem Beschäftigungsfeld gesucht. «Ich bin hoch motiviert.» Wiestlers Bonner Kollege Prof. Oliver Brüstle hatte im vergangenen Jahr die erste Genehmigung für den Import der umstrittenen menschlichen embryonalen Stammzellen nach dem neuen Stammzellgesetz erhalten.
Der Präsident der
Helmholtz-Gemeinschaft, Prof. Walter Kröll, sagte, mit Wiestler an der Spitze des Krebsforschungszentrums werde das Ziel verfolgt, die hervorragende Arbeit der
Grundlagenforschung schneller in eine bessere
Diagnostik und in neue
Therapien für Krebspatienten umzusetzen.
Das 1964 gegründete Deutsche Krebsforschungszentrum ist eine Stiftung öffentlichen Rechts des Landes Baden-Württemberg und gehört der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Großforschungszentren an. Es wird zu 90 Prozent durch das Bundes- und zu 10 Prozent vom Landesforschungsministerium finanziert. Die Heidelberger Wissenschaftler erforschen sowohl Ursachen als auch neue Behandlungsmöglichkeiten von
Krebs.