Erster Aids-Professor in Deutschland: Resistenzen nehmen zu

25.11.2003

(dpa) - Immer mehr HIV-Infizierte sprechen nach Expertenauskunft nicht mehr auf die verfügbaren Medikamente an. «Die Zahl der Patienten, die durch resistente Viren ihre Behandlungsoptionen verloren haben, ist in Zunahme begriffen», sagte der Infektiologe Prof. Schlomo Staszewski in Frankfurt. Der in Tel Aviv geborene Mediziner, der in Frankfurt ausgebildet wurde, ist nach Angaben des Klinikums Inhaber der ersten eigenständigen Aids- Professur Deutschlands. Der 52-Jährige stellte sich am Freitag als neuer Leiter des Schwerpunkts «Klinik und Therapie der HIV-Infektion» des Frankfurter Universitätsklinikums vor.

Eines der wichtigsten Forschungsgebiete der nahen Zukunft sei die Suche nach einem Impfstoff gegen HIV, erklärte Staszewski. Dabei gehe es nicht nur um Vorbeugung, sondern auch darum, das Immunsystem von bereits infizierten Patienten zu stärken, damit die Medikamente besser ansprächen («therapeutische Vakzinierung»). Dadurch erhoffen sich die Wissenschaftler, das Resistenzen-Problem in den Griff zu bekommen. Frankfurt sei an internationalen Studien beteiligt.

Der Frankfurter Lehrstuhl soll zum einen dazu beitragen, dass Mediziner in der Ausbildung über Behandlungsmöglichkeiten für HIV- Infektionen unterrichtet werden. Zum anderen wolle man Impulse zur weiteren Erforschung der Therapie geben, sagte Prof. Roland Kaufmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums.

HIV-Spezialist Ulrich Marcus vom Robert Koch-Institut in Berlin betonte: «Die steigende Zahl von Neuinfektionen in Deutschland, die Verlängerung der Überlebenszeit und die rasante Ausbreitung der Epidemie in Afrika und Osteuropa machen deutlich, dass HIV für die nächsten Jahrzehnte ein zentrales Problem der Medizin bleiben wird.»

Das Klinikum der Frankfurter Goethe-Universität zählt zu den führenden deutschen Behandlungszentren für HIV-Infizierte. Die HIV- Ambulanz ist eine der größten Versorgungseinrichtungen für Infizierte. In Deutschland leben laut Robert Koch-Institut zurzeit zwischen 40 000 und 45 000 HIV-Infizierte.

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