Nervenzellen aus dem Nabelschnurblut

Internationale Experten stellen in Leipzig neueste Erkenntnisse in der Stammzell-Medizin vor

29.10.2003

(ots) - Stammzellen aus Nabelschnurblut sind in der Lage, die Auswirkungen von Schlaganfällen zu lindern. Entsprechende Forschungsergebnisse haben Wissenschaftler der Universität Leipzig heute auf dem Symposium "Umbilical cord blood: Where does regenerative medicine go?" in Leipzig vorgestellt. Schlaganfälle führen nicht selten zu Lähmungserscheinungen oder schränken die motorischen Fähigkeiten ein.

In mehreren Versuchsreihen waren Tieren nach einem Schlaganfall Nabelschnurblut-Stammzellen injiziert worden. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die behandelten Tiere im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe einen Großteil ihrer motorischen Fähigkeiten zurückgewannen. Diese Erkenntnisse könnten in der Zukunft auch menschlichen Schlaganfall-Patienten zu Gute kommen. Allein in Deutschland erleiden jährlich mehrere hunderttausend Menschen einen Schlaganfall. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes starben allein 1999 80.000 Menschen an den Folgen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Symposiums, das im Rahmen des ersten Weltkongresses für Regenerative Medizin stattfand, war der Bereich Herzgewebe und Herzgefäße. Auch hier versprechen sich die Wissenschaftler viel von den Stammzellen aus der Nabelschnur. Eines der größten Probleme ist jedoch, dass sich zur Geburt nur eine bestimmte Menge an Nabelschnurblut gewinnen lässt. Mit diesem Problem hat sich Dr. Anita Jandrositz aus Wien (Österreich) beschäftigt. Sie stellte ein Verfahren vor, bei dem die entscheidenden Stammzellen um den Faktor 20 vermehrt werden können: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zellen reproduzierbar expandiert werden können und somit eine wertvolle Ressource darstellen, um ischämisches Herzgewebe nach einem Infarkt zu regenerieren."

Bereits heute wird Nabelschnurblut erfolgreich in der Medizin eingesetzt, da es reich an jungen, vitalen und sehr teilungsfreudigen Stammzellen ist. Dadurch stellt es nach Ansicht von Prof. Dr. Eckart Wunder aus Mulhouse (Frankreich) nicht für die Krebstherapie, sondern vor allem für die Regenerative Medizin einen wertvollen Rohstoff dar. "Im Nabelschnurblut wurden Vorläuferzellen für verschiedene Arten von Körpergewebe nachgewiesen - zum Beispiel zur Bildung von Zellen, die Blutgefäße auskleiden". Diese Zellen könnten künftig die Herstellung individueller Gefäßprothesen erlauben.

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist bislang nur ein geringer Teil der möglichen Anwendungen von Stammzellen in der Medizin erforscht worden. Auch für die Regeneration von Leberschäden scheinen Nabelschnurblut-Stammzellen in Frage zu kommen. Die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz der in Leipzig vorgestellten neuen Verfahren und Erkenntnisse ist jedoch die Gewebeverträglichkeit. Prof. Eckart Wunder sieht deshalb den Schwerpunkt auf dem Einsatz körpereigener Stammzellen. Nur dadurch könnten Komplikationen in Folge von Abstoßungsreaktionen vermieden werden.

Die Aufbewahrung körpereigener Stammzellen aus der Nabelschnur wird derzeit nur von einer deutschen Nabelschnurblutbank angeboten, dem Leipziger Unternehmen VITA 34. VITA 34 organisiert die fachgerechte Entnahme des Nabelschnurbluts nach der Entbindung und bereitet es anschließend in Reinräumen auf. In speziellen Lagertanks wird das Stammzellpräparat dann bei Temperaturen um -180 Grad Celsius bis zu einem möglichen Anwendungsfall aufbewahrt.

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