Risikokapitalfinanzierung für Biotech-Firmen wird sich verändern

07.11.2002
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Art und Weise der Kapitalbeschaffung für Biotechnologie-Unternehmen wird sich in den nächsten Jahren deutlich ändern. "In Deutschland gibt es zu viele, zu kleine und mit zu schmaler Technik finanzierte Biotechs", sagte der Chef der Future Capital AG, Michael Wrede, am Dienstag der dpa-AFX. Die Risikokapitalgesellschaft ist mit 35 Millionen Euro in 24 Unternehmen weltweit investiert und konzentriert sich dabei unter anderem auf Biotechnologie. Bislang sei in der biotechnologischen Forschung stets ein "Faktor A", also ein x-beliebiger Wirkstoff, identifiziert worden. Die Industrie habe sich in den Jahren 1999 bis 2000 dafür interessiert und bezahlt. "Inzwischen gibt es aber so viel Faktor A in der Pharmaindustrie, dass die ganze Schrankwände voll davon haben", sagte Wrede. "Die haben kein Interesse mehr an identifizierten Targets". Was die Pharmakonzerne haben wollten, seien validierte Targets. Man wolle nicht nur wissen, dass der Faktor A da ist, sondern auch warum, was er bewirkt und in welcher Menge. 'ES NUTZT HEUTE NICHTS MEHR, WENN IN DER RATTE WAS FUNKTIONIERT' "Es nutzt heute nichts mehr, wenn in der Ratte was funktioniert. Die Industrie will wissen, ob es auch bei Menschen wirkt", sagte Wrede. Das bedeute, dass die Risikokapital-Finanzierung heute bis zur Phase 2 der klinischen Tests gehen müsse. Es werde größere Finanzierungsrunden geben müssen. Geldprobleme sieht er dabei nicht. "Es ist mehr Geld da als je zuvor." Bislang habe man immer in einem frühen Stadium um die 6 Millionen Dollar investiert. Der Unternehmenswert werde aber zwischen Phase 1 und Phase 2 der Erprobung des Wirkstoffs am höchsten gesteigert. Der so genannte Seed-Finanzierungsbereich werde - wie bereits in den USA - zunehmend zur Sache von Business Angels. WOHL KAUM BÖRSENGÄNGE Auf Börsengänge setzt Wrede derzeit nicht: "Ich glaube nicht, dass wir bei der Produktentwicklung Medizin so schnell wieder IPOs sehen werden." Allerdings suchten die großen Pharmafirmen händeringend nach umsatzträchtigen Präparaten. Der in der Biotechnologie in der Vergangenheit übliche Unternehmensverkauf an einen Großkonzern werde wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

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