Tumorgewebbank soll Krebstherapie vorantreiben
«Bisher gibt es in Deutschland keine Regelung, was mit dem Tumorgewebe von Krebspatienten geschieht», sagt die ehemalige Ärztin. Diesen rechtsfreien Raum wollen die Initiatoren der Stiftung endlich beenden. «Eigentlich gehört das Gewebe den Patienten, aber fast immer verfügen die Ärzte darüber», sagt Martin. Oft werde es auch einfach entsorgt. «Dabei enthält das entfernte Krebsgewebe wichtige Informationen, die für die Zukunft des Patienten und die Forschung entscheidend sein können.»
Eines Tages könnten neue Behandlungen für eine bestimmte Eigenschaft des Tumors entwickelt werden. «Schon jetzt gibt es beispielsweise Antikörper, die ganz bestimmte Zellmerkmale von Brustkrebs im Visier haben, und diese gezielt in ihrer Teilungswut behindern», erläutert Martin. «Und wir wissen nicht, welche Gewebeeigenschaften an den verschiedenen Krebsgeweben durch die Fortschritte der molekularen Medizin noch festgestellt werden können.» Schon jetzt gibt es eine «Impfung» von Patienten mit überstandener Nierentumorentfernung. Dazu werden bereits bei der Operation Tumorzellen des Patienten in eine Tumorgewebebank gebracht und eingefroren. Diese werden später immunologisch verändert und dem Patienten unter die Haut wieder zurückinjiziert. Dadurch soll die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr des Krebses verringert werden.
Für dieses Verfahren wie auch für andere Therapien und Tumorgewebetests der Zukunft müssen die Krebszellen aufbewahrt werden. Darauf hat sich der Pharmahersteller LipoNova GmbH in Hannover spezialisiert. LipoNova unterstützt die Stiftung PA.T.H. als Sponsor und stellt als Dienstleister für die Stiftung die Aufarbeitung und Tiefkühl-Aufbewahrung von Krebszellen unter professionellen Bedingungen bereit. «Indem die Patienten ihre Rechte an ihren Zellproben behalten, können sie über ihre spätere Verwendung mitentscheiden», sagt Jutta Ulbrich, Sprecherin von LipoNova.
«Wir hoffen, mit der Tumorgewebebank auch die Krebsforschung voranzubringen», ergänzt Martin. Seit zwei Monaten gebe es «PA.T.H.», und schon jetzt hätten zwei Institute Interesse an den Krebszellen signalisiert. «Ohne Tumorgewebe gibt es keine Krebsforschung», betont sie. Bisher gebe es in Deutschland nur wenige gut organisierte Tumorgewebebanken, auf die alle an der Forschung Beteiligten wie Pathologen, Gynäkologen und andere Wissenschaftler Zugriff hätten. «Mit PA.T.H. haben wir nicht nur eine Tumorgewebebank gegründet, sondern Krebspatienten die Chance eröffnet, sich als aktive Partner der Krebsforschung am Fortschritt zu beteiligen und mitzubestimmen, was mit ihren Proben geschieht.»
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Themenwelt Antikörper
Antikörper sind spezialisierte Moleküle unseres Immunsystems, die gezielt Krankheitserreger oder körperfremde Substanzen erkennen und neutralisieren können. Die Antikörperforschung in Biotech und Pharma hat dieses natürliche Abwehrpotenzial erkannt und arbeitet intensiv daran, es therapeutisch nutzbar zu machen. Von monoklonalen Antikörpern, die gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, bis hin zu Antikörper-Drug-Konjugaten, die Medikamente gezielt zu Krankheitszellen transportieren – die Möglichkeiten sind enorm.
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