London/Münster (dpa) - Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hat Schweine- und Ziegensperma in Mäusen wachsen lassen. Sollte die Methode auch für menschliche Samenzellen funktionieren, könnte sie möglicherweise Jungen helfen, die durch eine Krebsbehandlung unfruchtbar werden. Das berichten Forscher um Stefan Schlatt von der Universität Münster und Ina Dobrinski von Universität von Pennsylvania im britischen Fachblatt «Nature» (
BD. 418, S. 778). Ob das Verfahren auch bei Menschen gelinge, sei jedoch noch unklar.
Denkbar ist laut Schlatt zum Beispiel, einem krebskranken Jungen vor der
Chemotherapie oder der
Bestrahlung Hodengewebe zu entnehmen, und auf Mäuse zu verpflanzen. Die so gewonnen Spermien könnten so lange eingefroren werden, bis das Kind erwachsen geworden sei und eine Familie gründen wolle.
Bereits jetzt werden nach Angaben der Universität Münster erwachsenen Männern vor einer
Strahlentherapie Spermien entnommen, die später zu einer Vaterschaft führen könnten. Bei noch nicht geschlechtsreifen Kindern sei dieses Problem ungelöst. Auf Grund verbesserter Therapiemethoden überlebten immer mehr junge Krebspatienten und hätten als Erwachsene oft keine Möglichkeit, Kinder zu zeugen.
Das Forscherteam hatte in den USA Teile von Hoden neu geborener Tiere unter die
Haut von Mäusen transplantiert. 60 Prozent des Hodengewebes überlebten und produzierten funktionsfähige Spermien, heißt es in «Nature» weiter. Das Verfahren funktioniere, egal ob die Spendertiere Mäuse, Schweine oder Ziegen gewesen seien. Das Team hatte für die Studie Mäuse verwendet, deren
Immunsystem einen Defekt hat. Ihr Organismus stößt die
Implantate daher nicht ab.
Auch andere Wissenschaftler hatten bereits versucht, Hodengewebe von Maus zu Maus zu übertragen. Aus diesen Experimenten seien bislang aber keine Spermien hervorgegangen, berichten die Forscher in «Nature». Diese Methode könne auch eine Möglichkeit sein, besonders wertvolle Zuchttiere zu vermehren, bevor sie geschlechtsreif werden, oder zum Erhalt bedrohter Tierarten beizutragen.