Charité-Wissenschaftler entschlüsseln Ursache für Fehlbildung
Gegenstand der Forschung war ein seltenes, vererbbares Krankheitsbild, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent von erkrankten Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Bei dieser Krankheit, der sogenannten „Kraniosynostose vom Typ Philadelphia“, ist neben dem vorzeitigen Verschluss der Schädelnähte auch ein Zusammenwachsen einzelner Finger zu beobachten. Mittels einer speziellen Methode konnten die Wissenschaftler zeigen, dass für die Ausbildung dieses Defektes nicht ein spezifisches Gen verantwortlich ist, sondern ein verändertes „Enhancer“-Element, ein Regulator, der im nicht Protein-kodierenden Teil des Genoms liegt und das betreffende Gen während der Entwicklung des Embryos fehlerhaft steuert. Diese so genannte „Gen-Chip Diagnostik“, ermöglicht es, schon sehr kleine Chromosomenveränderungen zu entdecken, die in der konventionellen Chromosomenanalyse nicht sichtbar sind.
„Wir wissen jetzt, wo Therapien für diese Erbkrankheit ansetzen müssen“, erläutert Prof. Mundlos. „Das wirklich Faszinierende ist jedoch der Einblick, den wir in das komplexe Zusammenspiel von Protein-kodierendem und nicht-kodierendem Teil des Erbguts gewinnen konnten. Die angebliche `Genwüste´ enthält Regulatoren, die während der Embryonalentwicklung zum exakt richtigen Zeitpunkt Gene und Proteine an- und abschalten müssen, damit so komplexe Strukturen wie Hände oder Schädel entstehen. Hier liegt eine Fundgrube für künftige Forschungen.“
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