Drei große Typen von Aids-Medikamenten, aber keine Heilung

03.07.2002
Hamburg (dpa) - Trotz weltweit intensiver Forschung kann noch kein Medikament die Aidsviren komplett vernichten. Sie können in Abwehrzellen, dem Gehirn oder im Geschlechtstrakt lange Zeit überdauern. Infizierte und Erkrankte sind daher ein Leben lang auf Medikamente angewiesen. Diese Substanzen werden in drei große Klassen eingeteilt. Ihr Angriffsziel sind die Enzyme der Viren, mit denen sie in die Zelle eindringen und sich vermehren. Das Aids-Virus bringt seine Erbinformation nicht in Form von DNA (Desoxiribonukleinsäure) mit in die Zelle. Es enthält die chemisch verwandte RNA (Ribonukleinsäure). Das Virus-Enzym Reverse Transkriptase schreibt diese RNA erst in der infizierten Zelle in DNA um. Nur diese wird in das Erbgut des Menschen eingebaut und dient als Bauanleitung für neue Viren. 1.) Die Gruppe der NICHT-NUKLEOSIDISCHEN REVERSE-TRANSKRIPTASE- HEMMER heftet sich an die Reverse Transkriptase und behindert damit ihre Arbeit. Auf diese Weise entsteht keine DNA-Kopie des Viren- Genoms. 2.) Die künstlichen Verbindungen aus der Gruppe der NUKLEOSIDISCHEN REVERSE-TRANSKRIPTASE-HEMMER ähneln den einzelnen chemischen Bestandteilen von RNA und DNA. Werden statt der natürlichen diese «falschen» Bausteine in die entstehende Erbsubstanz eingebaut, stockt die Vermehrung der Viren ebenfalls. 3.) Die PROTEASE-INHIBITOREN greifen in den letzten Schritt der Virusvermehrung ein. Um aus den in der Zelle entstandenen einzelnen Viren-Komponenten neue, vollständige Partikel zusammenzubauen, ist das Enzym Protease notwendig. Wenn dieses Werkzeug der Zelle blockiert ist, zum Beispiel durch die Anlagerung eines Wirkstoffes, können keine neuen Viren zusammengebaut werden. Ein Mix aus drei oder mehr Medikamenten aller drei Klassen soll verhindern, dass die Viren resistent werden. Diese Kombinationstherapie, genannt HAART (Highly Active Anti-Retroviral Therapy), senkt die Sterberate und kann bei HIV-Infizierten den Krankheitsausbruch verzögern. Künftige Medikamente sollen zudem verhindern, dass das Virus seine Zielzellen erkennen und daran andockt. Solche Substanzen sind noch nicht auf dem Markt.

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