Niedlich, aber mit riskantem Gen-Erbe

Cavalier King Charles Spaniels tragen einer Studie zufolge mehr krankheitsverursachende Genmutationen in sich als andere Hunderassen

07.09.2021 - Schweden

(dpa) Flauschige Schlappohren, treuer Blick - und eine besondere Veranlagung für genetisch bedingte Erkrankungen: Cavalier King Charles Spaniels tragen einer Studie der Universität von Uppsala (Schweden) zufolge mehr krankheitsverursachende Genmutationen in sich als andere Hunderassen und haben damit beispielsweise ein erhöhtes Risiko für eine bestimmte Herzerkrankung. Im Fachblatt «PLOS Genetics» führen die Wissenschaftler dies auf die Zuchtgeschichte der Tiere zurück.

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Symbolbild

Tatsächlich haben die vergangenen 300 Jahre kontrollierter Zucht nicht nur eine große Vielfalt an Hunderassen hervorgebracht: In manchen Fällen führten immer extremere Schönheitsideale zu massiven gesundheitlichen Problemen. Ein weithin bekanntes Beispiel ist der Mops, der über lange Zeit besonders plattnasig und glubschäugig daherkommen sollte. In der Folge leiden viele Möpse unter Atem- und Hornhautproblemen, manchen Exemplaren kann gar ein Auge herausfallen.

Bei anderen Rassen sind die Zuchtfolgen nicht direkt ersichtlich. Vielfach hat Inzucht aber dazu geführt, dass sie vermehrt genetisch bedingte Krankheiten vererben. Eben jenen Zusammenhang zwischen Zuchtpraktiken und genetischem Erbe hat nun eine Forschungsgruppe um den schwedischen Evolutionsgenetiker Erik Axelsson untersucht. Die Wissenschaftler sequenzierten das Genom von 20 Hunden acht gängiger Rassen, darunter Beagle, Deutscher Schäferhund und Golden Retriever.

Das Ergebnis: Die Zahl krankheitsverursachender Genvarianten war beim Cavalier King Charles Spaniel höher als bei den anderen untersuchten Rassen. Anfällig ist die Rasse unter anderem für die sogenannte myxomatöse Mitralklappenerkrankung, eine Form der Herzinsuffizienz bei Hunden. Die Studienautoren führen dies auf die intensive und lange Zuchtgeschichte der Rasse zurück, die vermutlich mindestens tausend Jahre zurück zurückreiche.

Schriftliche Erwähnungen fänden sich in 500 Jahre alten Aufzeichnungen aus Großbritannien. Die kleinen Spaniels gelten als direkte Nachfahren der Hunde des britischen Hochadels, König Charles I. (1600-1649) ließ seine Vierbeiner gar in einem Gemälde neben seinen Kindern verewigen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Tiere durch Einkreuzungen mit Rassen wie dem Mops immer kurznasiger und rundköpfiger gezüchtet, um besonders niedlich auszusehen.

Dies änderte sich in den 1920er Jahren. Damals machte sich der in London lebende US-Amerikaner Roswell Eldridge auf die Suche nach Exemplaren, die dem langnasigen Spaniel alten Typs näher kamen, wie er auf historischen Bildern zu sehen war. Eldridge rief dafür einen jährlichen Wettbewerb aus, dessen bekanntester und mehrfacher Sieger der Rüde «Ann's Son» wurde. Das Tier gilt als Stammvater der so wiederbelebten Rasse.

Insgesamt, so die Autoren der aktuellen Studie, habe es immer wieder Flaschenhälse in der Zuchtgeschichte der Spaniels gegeben, bei denen nur ein kleiner Prozentsatz der Population seine Gene an die nächste Generation weitergegeben habe. Jene Engpässe könnten dazu geführt haben, dass die schädlichen Gene im Genom des Cavalier King Charles Spaniels häufiger vorkamen, bevor der Hund schließlich 1945 als Rasse anerkannt wurde.

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