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Staphylokokken



Staphylococcus
 
Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Firmicutes
Klasse: Bacilli
Ordnung: Bacillales
Familie: Staphylococcaceae
Gattung: Staphylococcus
Wissenschaftlicher Name
Staphylococcus
Rosenbach 1884

Staphylokokken (eingedeutschter Plural aus dem latinisierten Singular Staphylococcus, von griechisch σταφυλόκοκκος, wörtlich in etwa „die Traubenkugel“, aus älterem Griechisch σταφυλή, staphylé, „die Weintraube“ und κόκκος, kókkos, „das Kügelchen“) sind unbewegliche, rundliche, weintraubenähnlich angeordnete, nicht sporenbildende grampositive Bakterien aus der Gruppe der Kokken.

Sie wurden ehemals zur Familie Micrococcaceae gerechnet, aktuell wurde in der neuen Auflage des BERGEY’S MANUAL of Systematic Bacteriology, 2. Edition vorgeschlagen, sie in eine neue Familie der "Staphylococcaceae" einzuordnen, die fakultativ anaerob (Ausnahme: Staphylococcus aureus subsp. anaerobius, eine schafadaptierte obligat anaerobe Subspezies) wachsen.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Sie besiedeln als Kommensalen die Haut und Schleimhäute von Menschen und Tieren und kommen auch in der Umwelt, einschließlich auf Lebensmitteln, vor.

Einteilung

In der Medizin erfolgt eine Einteilung der Staphylokokken nach der Koagulasereaktion (meint: eine Verklumpung [Agglutination] bei Mischung von Bakterien mit physiologischer Kochsalz-Lösung und Citratplasma [durch Zusatz von Natriumcitrat ungerinnbar gemachtes Blutplasma]) in koagulasepositive (in der Humanmedizin meist mit Staphylococcus aureus gleichgesetzt) und koagulasenegative Staphylokokken.

Koagulasepositive Staphylokokken

Die Staphylokokken-Spezies mit der höchsten pathogenen Potenz sowie generell einer der bedeutendsten Krankheitserreger beim Menschen ist die koagulasepositive Spezies:

Koagulasenegative Staphylokokken

Die koagulasenegativen [meint: keine Verklumpung (Agglutination) bei Mischung von Bakterien mit physiologischer Kochsalz-Lösung und Citratplasma (durch Zusatz von Natriumcitrat ungerinnbar gemachtes Blutplasma)] Staphylokokken sind in der Regel Besiedler der Haut- und Schleimhäute ohne Krankheitsbedeutung. Jedoch bei immunsupprimierten Patienten (also solchen, bei denen mit Medikamenten die Abwehrfunktion des Immunsystems herabgesetzt worden ist, wie z.B. nach einer Transplantation, oder aber eine Krankheit das Immunsystem geschwächt hat) und im Zusammenhang mit sog. Polymer-assoziierten Infektionen, d.h. einer Besiedlung von Kunststoffoberflächen (z.B. Katheter, künstliche Herzklappen, künstliche Gelenke; siehe Biofilm), besitzen die koagulasenegativen Staphylokokken medizinische Bedeutung. Hiervon können beim Menschen insbesondere folgende Spezies in Erscheinung treten:

  • Staphylococcus epidermidis
  • Staphylococcus haemolyticus
  • Staphylococcus lugdunensis
  • Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus
Letztere ist eine weitere koagulasenegative Spezies, die allerdings mit einem spezifischen Krankheitsbild verbunden (assoziiert) ist. Dieser Erreger kann für das Dysurie-Syndrom bei jüngeren Frauen sowie auch für unspezifische Harnröhrenentzündungen (Urethritiden) bei Männern verantwortlich sein.

Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA)

Das sind die für den Menschen am gefährlichsten gewordenen Stämme, da sie durch den Erwerb eines zusätzlichen Penicillin-Bindeproteins (PBP2`), das von dem mecA-Gen codiert wird, nicht mehr mit beta-Lactamantibiotika (Oxacillin, Methicillin) bekämpft werden können. Darüber hinaus besitzen diese Stämme oftmals weitere Resistenzeigenschaften gegen verschiedene Antibiotikaklassen (siehe Antibiotikum-Resistenz). Es besteht der Verdacht, dass sich diese Resistenzen besonders auf Grund der unkontrollierten Anwendung der genannten Antibiotika in der Massentierhaltung entwickelt haben.

Bisher traten diese resistenten Stämme vor allem in Krankenhäusern auf und verbreiten sich oft epidemieartig durch unzureichende Hygienemaßnahmen.

Community acquired (in der Bevölkerung erworbene) MRSA, kurz cMRSA

cMRSA sind Erreger aus der Gruppe der Methicillin-resistenten Staphylokokken, die allerdings vorwiegend außerhalb von Kliniken auftreten. Ihre Resistenzen sind weniger stark ausgeprägt als die der oben beschriebenen „normalen“ MRSA-Keime. Sie können neben reinen Besiedlungen auch Abszesse und nekrotisierende Pneumonien mit hoher Sterblichkeit verursachen.

Neuere Untersuchungen in den USA haben ergeben, dass sie doch schon weiter verbreitet sind als zuvor angenommen (Atlanta – 25,7 pro 100 000 Einwohner; Baltimore – 18 pro 100.000 Einwohner). In Europa treten diese Erregerarten noch nicht so häufig auf. Sie lassen sich momentan noch mit mehreren Antibiotika bekämpfen, die nur für die Bekämpfung sonst therapieresistenter Stämme ausschließlich beim Menschen verwendet werden sollten.

Neue Forschungsansätze

Ein kalifornisches Forschungsteam aus Ärzten und Molekularbiologen der University of California, San Diego und des Children’s Hospital and Health Center in San Diego (USA) unter der Leitung von George Liu haben 2005 die Geheimwaffe des Bakteriums entdeckt. Sie analysierten die Bestandteile der goldschimmernden Oberfläche des Bakteriums, die ihm auch den Namen aureus verliehen hatte, und fanden erstmals Farbpigmente aus der Gruppe der Carotinoiden. Diese Pigmente wirken als Antioxidationsmittel, d.h. sie unterbinden chemische Reaktionen mit Sauerstoff oder anderen oxidierenden Substanzen. Damit schützen sie das Bakterium vor den aggressiven Molekülen, die das menschliche Immunsystem zur Abwehr nutzt. So setzen die weißen Blutkörperchen z.B. Sauerstoffmoleküle im Kampf gegen Krankheitserreger ein. Damit bestände nunmehr zumindest theoretisch die Möglichkeit einen Wirkstoff zu finden, der die Entstehung der Enzyme des Bakteriums verhindert, die in ihm die schützenden Farbpigmente bilden. Ohne diesen Schutz wären dann die gefährlichen Bakterien so schwach, dass der menschliche Körper mit seinen natürlichen Abwehrmechanismen sie leicht besiegen könnte [1].

Spezies (Arten) und Subspezies (Unterarten) der Gattung Staphylococcus

  • S. arlettae Schleifer et al. 1985
  • S. aureus Rosenbach 1884
    • S. aureus subsp. anaerobius De La Fuente et al. 1985
    • S. aureus subsp. aureus Rosenbach 1884
  • S. auricularis Kloos and Schleifer 1983
  • S. capitis Kloos & Schleifer 1975
    • S. capitis subsp. capitis Kloos and Schleifer 1975
    • S. capitis subsp. urealyticus corrig. Bannerman and Kloos 1991
  • S. caprae Devriese et al. 1983 emend. Kawamura et al. 1998
  • S. carnosus Schleifer and Fischer 1982
    • S. carnosus subsp. carnosus Schleifer and Fischer 1982
    • S. carnosus subsp. utilis Probst et al. 1998
  • S. chromogenes (Devriese et al. 1978) Hájek et al. 1987
  • S. cohnii Schleifer and Kloos 1975
    • S. cohnii subsp. cohnii Schleifer and Kloos 1975
    • S. cohnii subsp. urealyticus corrig. Kloos and Wolfshohl 1991
  • S. condimenti Probst et al. 1998
  • S. delphini Varaldo et al. 1988
  • S. epidermidis (Winslow and Winslow 1908) Evans 1916
  • S. equorum Schleifer et al. 1985
    • S. equorum subsp. equorum Schleifer et al. 1985
    • S. equorum subsp. linens Place et al. 2003
  • S. felis Igimi et al. 1989
  • S. fleurettii Vernozy-Rozand et al. 2000
  • S. gallinarum Devriese et al. 1983
  • S. haemolyticus Schleifer & Kloos 1975
  • S. hominis Kloos & Schleifer 1975
    • S. hominis subsp. hominis Kloos & Schleifer 1975
    • S. hominis subsp. novobiosepticus Kloos et al. 1998
  • S. hyicus (Sompolinsky 1953) Devriese et al. 1978
  • S. intermedius Hájek 1976
  • S. kloosii Schleifer et al. 1985
  • S. lentus (Kloos et al. 1976) Schleifer et al. 1983
  • S. lugdunensis Freney et al. 1988
  • S. lutrae Foster et al. 1997
  • S. muscae Hájek et al. 1992
  • S. nepalensis Spergser et al. 2003
  • S. pasteuri Chesneau et al. 1993
  • S. pettenkoferi Trülzsch et al. 2007
  • S. piscifermentans Tanasupawat et al. 1992
  • S. pseudintermedius Devriese et al. 2005
  • S. saccharolyticus (Foubert and Douglas 1948) Kilpper-Bälz and Schleifer 1984
  • S. saprophyticus (Fairbrother 1940) Shaw et al. 1951
    • S. saprophyticus subsp. bovis Hájek et al. 1996
    • S. saprophyticus subsp. saprophyticus (Fairbrother 1940) Shaw et al. 1951
  • S. schleiferi Freney et al. 1988
    • S. schleiferi subsp. coagulans Igimi et al. 1990
    • S. schleiferi subsp. schleiferi Freney et al. 1988
  • S. sciuri Kloos et al. 1976
    • S. sciuri subsp. carnaticus Kloos et al. 1997
    • S. sciuri subsp. rodentium Kloos et al. 1997
    • S. sciuri subsp. sciuri Kloos et al. 1976
  • S. simiae Pantucek et al. 2005
  • S. simulans Kloos and Schleifer 1975
  • S. succinus Lambert et al. 1998
    • S. succinus subsp. casei Place et al. 2003
    • S. succinus subsp. succinus Lambert et al. 1998
  • S. vitulinus corrig. Webster et al. 1994
  • S. warneri Kloos and Schleifer 1975
  • S. xylosus Schleifer and Kloos 1975

Einzelnachweise

  1. Journal of Experimental Medicine (JEM) Bd. 202, S. 209

Literatur

  • Frank Kipp, Alexander W. Friedrich, Karsten Becker, Christof von Eiff: Bedrohliche Zunahme Methicillin-resistenter Staphylococcus-aureus-Stämme. Deutsches Ärzteblatt (Köln) 101(28-29), S. A2045 - A2051 (2004), ISSN 0012-1207
  • H. Linde, N. Lehn: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA). Dtsch med Wochenschr 2005; 130: 582-585
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