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Listerien



Listeria
 
Systematik
Domäne: Bakterien
Stamm: Firmicutes
Klasse: Bacilli
Ordnung: Bacillales
Familie: Listeriaceae
Gattung: Listeria
Wissenschaftlicher Name
Listeria
Pirie 1940
Arten
  • Listeria monocytogenes
  • Listeria innocua
  • Listeria ivanovii subsp. ivanovii
  • Listeria ivanovii subsp. londoniensis
  • Listeria seeligeri
  • Listeria welshimeri
  • Listeria grayi subsp. grayi
  • Listeria grayi subsp. murrayi

Listerien sind stäbchenförmige, grampositive, nicht Sporen bildende, fakultativ anaerobe Bakterien der Gattung Listeria, benannt nach dem britischen Chirurg Joseph Lister. Selten sind sie peritrich begeißelt und können somit schwimmen.

Inhaltsverzeichnis

Wachstum

Listerien sind anspruchslos. Sie können sich in nährstoffarmen Substraten (Wasserpfützen, Kondenswasser) vermehren. Das optimale Wachstum erzielen sie im Temperaturbereich von 30 bis 37 °C, in einem pH-Bereich von 5,0 bis 9,0 und einer etwas erhöhten Kohlenstoffdioxid-Konzentration. Sie sind aber auch in erweiterten Temperaturbereich von 4 bis 45 °C überlebens- und wachstumsfähig. Die Tatsache, dass sie kältetolerant sind, sowie ihre Fähigkeit, den Stoffwechsel von aerob auf anaerob umzuschalten, macht sie auch fähig, sich in Lebensmitteln in Vakuumverpackung, die im Kühlschrank liegen, zu vermehren.

Natürliches Vorkommen

Sie sind in der Natur nahezu ubiquitär verbreitet und ernähren sich von totem organischen Material (Saprobier). Man trifft sie sowohl auf pflanzlichen Materialien (z. B. abgestorbene Gräser) als auch im Darmtrakt von Menschen und Tieren (Schätzungsweise 1 bis 10 Prozent der Menschen tragen Listerien im Darm und scheiden sie im Stuhl aus.)

Pathogenität

Listerien können bei Menschen und Tieren eine Infektionskrankheit verursachen, die Listeriose genannt wird. Als humanpathogen wird nur die Art Listeria monocytogenes angesehen. Die Infektion erfolgt durch Aufnahme von kontaminierter Nahrung, bei Tieren (hauptsächlich Rind u. Schaf) durch ungenügend angesäuerte Silage, beim Menschen durch den Verzehr von nicht sachgerecht hergestellten Lebensmitteln (vor allem Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte). Listerien finden sich vor allem in nicht erhitzten tierischen Lebensmitteln (z. B. Rohmilch und Rohmilchkäse). Pflanzliche Lebensmittel sind im allgemeinen weniger betroffen. Listerien können aber durch Düngung mit tierischen Abwässern auf Gemüse gelangen.

Lebensmittelsicherheit

Trotz der ubiquitären Verbreitung der Listerien ist die Zahl der Erkrankungen überraschend niedrig, was am geringen Listerien-Gehalt (100 Bakterien je Gramm) liegen könnte. Durch die zunehmende industrielle Produktion von Lebensmitteln mit ihren vielen Zwischenstufen erhöhen sich aber die Kontaminations-Möglichkeiten. Dem versucht man durch entsprechende Hygiene-Maßnahmen zu begegnen.

Listeriose

siehe auch Hauptartikel Listeriose

Listeriose ist eine durch das Bakterium Listeria monocytogenes ausgelöste, meldepflichtige Krankheit.

Klinik

Eine Infektion verläuft bei gesunden Menschen meist harmlos oder wird sogar kaum bemerkt. Werden besonders viele Erreger aufgenommen, kann es zu Fieber und Durchfällen kommen. Kleinkinder oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr, wie frisch Operierte, Aids- oder Krebspatienten und Diabetiker können schwer erkranken.

Der Ausbruch der Erkrankung kann bis zu 8 Wochen nach Aufnahme der Bakterien erfolgen. Listerien können Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündungen auslösen, die mit Antibiotika behandelt werden können, aber dennoch in 30% der Fälle zum Tode führen.

Besonders bei Schwangeren ist eine Listeriose sehr gefährlich, da eine Infektion fatale Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Es kann zu Frühgeburt, schweren Schädigungen oder sogar zum Absterben des Fötus kommen. Die Schwangere hingegen bemerkt die Infektion oft nicht einmal.

Therapie

Ist eine Listerieninfektion durch den Nachweis der Erreger diagnostiziert, wird der Betroffene mit Antibiotika behandelt. In 70 Prozent der Fälle kann so die Erkrankung gestoppt werden. Die Meningitis durch Listeria monocytogenes wird mit Aminopenicilline (Ampicillin oder Amoxicillin),evtl. in Kombination mit Aminoglycosiden (Gentamicin) behandelt. Der direkte Nachweis der Listerien in Blut, Liquor cerebrospinalis oder Eiter gelingt leider nicht immer. Andere Testverfahren, wie etwa der Nachweis von Antikörpern im Blut, sind andererseits untauglich. Daraus folgt, dass viele Erkrankungen gar nicht erkannt werden.

Genomforschung

Im Jahr 2001 wurden im Rahmen eines von der EU finanzierten Forschungsprojektes die kompletten DNA-Basensequenzen des Genoms von Listeria monocytogenes und von Listeria innocua ermittelt, veröffentlicht und aus dem Vergleich der Daten umfangreiche neue Erkenntnisse über die Biologie und Evolution der Bakterien abgeleitet. Von den anderen Mitgliedern der Gattung Listeria werden gegenwärtig ebenfalls die kompletten Gensomsequenzen erstellt.

Publizierte Genomsequenzen:

  • L. monocytogenes Sv1/2a
  • L. innocua Sv6a
  • L. monocytogenes Sv4b F2365
  • L. monocytogenes Sv4b H7858, 178 contigs
  • L. monocytogenes Sv1/2a F6854, 133 contigs

Ermittelte, aber noch nicht publizierte Genomsequenzen:

  • L. welshimeri Sv6b
  • L. seeligeri Sv1/2b
  • L. monocytogenes Sv4a
  • L. monocytogenes Sv4b
  • L. ivanovii Sv5

Literatur

  • Glaser, P. et al. (2001). Comparative genomics of Listeria species. In: Science. Bd. 294, S. 849-852. PMID 11679669
  • Vazquez-Boland, J.A. et al. (2001). Listeria pathogenesis and molecular virulence determinants. In: Clin. Microbiol. Rev. Bd. 14, S. 584-640. PMID 11432815
 
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