Ausrottung der Masern gerät in Deutschland ins Stocken

26.02.2002
Berlin (dpa) - Bei der Ausrottung der Masern schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schlecht ab. Während die hoch ansteckende Viruskrankheit etwa in Skandinavien und Großbritannien praktisch eliminiert sei, ließen sich in Deutschland immer noch zu wenig Menschen impfen, sagte der Berliner Impfexperte Gernot Rasch in einem dpa-Gespräch. «In Deutschland bleiben gegenwärtig in jedem Jahr etwa 80 000 Kinder ungeschützt», erläuterte der Sekretär der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut. Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Ziel einer weltweiten Ausrottung der Masern sei so in Deutschland noch nicht zu erreichen. «85 bis 90 Prozent überwiegend nur einmal Geimpfte reichen für die angestrebte Eliminierung nicht aus», sagte Rasch. «Dafür müssten 95 Prozent aller Kinder möglichst noch vor dem dritten Lebensjahr zwei Mal geimpft werden.» Einen mangelhaften Impfschutz beobachten die Experten vor allem in zahlreichen Regionen der alten Bundesländer. In Ostdeutschland, wo es bis zur Wende eine Impfpflicht gab, seien dagegen etwa 96 Prozent geimpft. «Im vergangenen Jahr, in dem die Meldepflicht eingeführt wurde, wurden bundesweit etwa 6000 Fälle von Masern registriert», sagte Rasch. Die tatsächliche Zahl liege aber ohne Zweifel weit höher. Vorbehalte gegen die kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfung hält er nicht für berechtigt. Zwar sei im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung vereinzelt von einer Hirnentzündung berichtet worden. «Dies ist mit einem Fall pro einer Million Impfungen aber so selten, dass nicht einmal ausgeschlossen ist, dass es sich dabei um zufällig gleichzeitig auftretende Hirnentzündungen durch einen der anderen möglichen Erreger handelt», betonte Rasch. Masern, gegen die es keine Medikamente gibt, können bakterielle Infektionen begünstigen und in einem von tausend Fällen ebenfalls zu einer Hirnentzündung führen. Eine von 10 000 bis 20 000 Masernerkrankungen verläuft Schätzungen zufolge tödlich. (Internet: Homepage der Arbeitsgemeinschaft Masern mit aktueller Fallzahlstatistik: http://www.agmasern.de/)

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte