Erreger der Maul- und Klauenseuche in England stammt aus Labor

06.08.2007

(dpa) Der Erreger der in England ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche stammt offensichtlich aus einem tiermedizinischen Labor. Nach Angaben des britischen Agrarministeriums vom Samstagabend ist der bei rund 60 Kühen entdeckte Virusstamm identisch mit einem ursprünglich für Impfungen gezüchteten Stamm in einem knapp sechs Kilometer entfernten Labor.

Chef-Veterinärin Debby Reynolds bestätigte im BBC-Fernsehen, dass der Erreger in einer privaten Firma auf dem Gelände des staatlichen Forschungslabors zu Impfzwecken gezüchtet wurde. In der Natur komme dieser Stamm normalerweise nicht vor. Die Firma habe die Herstellung des Erregers sofort eingestellt. Weitere Untersuchungen seien im Gange. Für Menschen ist der Erreger ungefährlich.

Wie das Virus auf die benachbarte Farm überspringen konnte, war nach Angaben von Experten zunächst unklar. Die Entdeckung bedeute aber, dass die Maul- und Klauenseuche (MKS) wahrscheinlich rasch eingedämmt werden könne. Nach Angaben von Reynolds ordneten die Behörden nach der Notschlachtung der Rinder des direkt betroffenen Viehzuchtbetriebes auch die Tötung einiger weniger Tiere in Nachbarbetrieben an. Diese sei eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es.

Reynolds hatte zuvor mitgeteilt, die Sicherheit im Institut für Tiergesundheit in Pirbright unweit der betroffenen Farm werde überprüft. Dort wurden seit vielen Jahren Forschungen zur Maul- und Klauenseuche unternommen. Die Einrichtung hat den Status eines europäischen Referenzlabors und steht im Kontakt mit Forschungsstätte anderer Länder. Der bei dem Ausbruch entdeckte Stamm gehöre zur Gruppe der MKS-Viren vom Typ 01 BFS67, teilten die Behörden mit.

Das abgeschwächte MKS-Virus ist nicht der einzige Erreger, der in den Labors von Pirbright kultiviert wird. Auch mit der Blauzungenkrankheit beschäftigen sich dort Forscher, mit der Afrikanischen Pferdepest, der Vesikulären Schweinekrankheit, die auch Menschen befallen kann, und etlichen anderen Tierseuchen, die Viehzüchter schon bei dem Gedanken daran erschauern lassen.

Der Wind habe das Virus vom Typ 01 BFS67 vom Institut zu den Weiden geweht, sagen Einwohner Pirbrights. So sei die Maul- und Klauenseuche zu den Rindern gelangt, habe Blasen in den Mäulern und zwischen den Klauen hervorgerufen sowie schäumenden Speichel.

Doch wie konnte das Virus überhaupt erst nach draußen gelangen? Das fragt sich auch das Krisenkomitee COBRA der britischen Regierung - und erwartet schlüssige Antworten von Professor Brian Spratt. Der Experte für molekulare Epidemiologie des renommierten Imperial College in London soll so rasch wie möglich klären, ob und wieso es in den Labors des amerikanischen Tierpharma-Unternehmens Merial Animal Health ein «Leck» gab, durch das der MKS-Erreger entweichen konnte.

Die Firma ist schon seit vielen Jahren auf dem Forschungsgelände von Pirbright beheimatet. 5000 Menschen beschäftigt Merial weltweit und hat für 2006 Verkäufe von Tierimpfstoffen und anderen Produkten im Wert von 2,2 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) gemeldet. Schon lange wird von dem Unternehmen der Erreger 01 BFS67 dazu verwendet, Impfstoff gegen die Maul- und Klauenseuche herzustellen.

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