Bayer kürzt Ausgaben für Pharmaforschung

18.11.2003
(dpa) - Der Bayer-Konzern will nach der geplanten Abspaltung des traditionsreichen Chemiegeschäfts die Ausgaben für die Pharmaforschung senken. Im Zuge der Neuaufstellung des Unternehmens solle dieser Bereich "der Größe unseres Geschäfts" angepasst werden, sagte Bayer-Chef Werner Wenning dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Das Forschungs- und Entwicklungsbudget habe nach dem Rückzug des Blutfettsenkers Lipobay mit einem Umsatzanteil von 28 Prozent keine wettbewerbsfähige Größe mehr. Es solle auf eine Größenordnung von rund 20 Prozent vom Umsatz zurückgeführt werden. Das wären bei einem Pharmaumsatz von 3,5 Milliarden Euro rund 700 Millionen Euro. Wenning: "Entscheidend ist nicht das Geld, sondern die Qualität der Forschung." Der Leverkusener Konzern werde sich auch weiterhin im Pharmageschäft auf den Weltmärkten engagieren. In den letzten Monaten seien drei neue Produkte, darunter das Potenzmittel Levitra eingeführt worden, das Aussicht auf einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro habe. Verstärkt sollten auch fertige oder in Entwicklung befindliche Produkte eingekauft werden, kündigte Wenning an. Im margenstarken Markt der rezeptfreien Medikamente belegt Bayer unter anderem mit ihren traditionsreichen Marken Aspirin und Alka Seltzer den sechsten Platz. Wenning erläuterte weiter, die Zielsetzung im Pharmageschäft sei, "nach einem schwierigen Jahr 2004, in dem das Patent für unser Antibiotikum Cipro ausläuft, wieder auf einen Wachstumspfad zurückzukommen. Es geht zunächst einmal darum, unseren Marktanteil mittelfristig zu halten", sagte Wenning. Die Onkologieforschung in den USA soll nach Angaben des Bayer-Chefs bestehen bleiben, über die Asthmaforschung in Japan werde noch nachgedacht. In der vergangenen Woche hatte Bayer für das dritte Quartal einen Einbruch des operativen Ergebnisses bekannt gegeben und einen verhaltenen Ausblick für das vierte Quartal gegeben. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) war im Vergleich zum Vorjahr um 98 Prozent eingebrochen. Für das vierte Quartal hatte der Konzern angesichts der jüngst angekündigten grundlegenden Umstrukturierung und der Bewertung aller relevanten Vermögenswerte Ergebnisbelastungen unterdessen nicht ausgeschlossen. Bayer will Teile seines Chemie- und Polymerprotfolios an die Börse bringen. Das Pharmageschäft will Bayer allein - ohne Partner - weiter führen. Auch nach der grundlegenden Neuausrichtung des Konzerns hatte Wenning das Ergebnisziel für das laufende Jahr bekräftigt. Bayer halte an dem Ziel fest, das operative Ergebnis vor Sonderposten im fortzuführenden Geschäft im zweistelligen Bereich zum Vorjahr zu steigern, hieß es.

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