EU-Arzneiagentur untersucht Krebsrisiko durch Hormontherapie

08.09.2003
London (dpa) - Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMEA) will das Brustkrebsrisiko durch Hormontherapien für Frauen in den Wechseljahren untersuchen lassen. Nach einem BBC-Bericht vom Donnerstag gab eine im vergangenen Monat veröffentlichte Großstudie den Anstoß für die zunächst informelle Untersuchung. Die EU-Agentur mit Sitz in London kann letztlich verfügen, dass Medikamente in den Ländern der Europäischen Union vom Markt genommen werden. Im Fachmagazin «The Lancet» waren im August die Ergebnisse einer Studie unter Beteiligung von mehr als einer Million britischen Frauen erschienen, wonach die Hormontherapie gegen Wechseljahr-Beschwerden mit zwei Wirkstoffen das Brustkrebsrisiko beträchtlich erhöht. Die Gestagen-Östrogen-Therapie birgt danach ein vier Mal größeres Risko, an Brustkrebs zu erkranken, als die Behandlung mit dem Hormon Östrogen allein. Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, sei für Frauen mit Hormontherapie, egal ob mit einem oder mehreren Wirkstoffen, um 22 Prozent höher als bei Frauen, die sich einer solchen Behandlung nicht unterzögen, hieß es in der Studie weiter. Die Deutsche Krebsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt hatte die Studie zum Anlass genommen, «die dringende Einschränkung der Hormonbehandlung zu empfehlen». Die Daten seien «so beunruhigend, dass die Hormontherapie zukünftig nur in sehr begrenztem Umfang verordnet werden sollte», sagte der Präsident der Gesellschaft, Prof. Klaus Höffken. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn ordnete an, dass Hormonpräparate gegen Wechseljahr-Beschwerden neue Beipackzettel erhalten müssen. Vom 1. November an müssen danach die Hersteller in ihren Produktinformationen klarer auf das Risiko von Brustkrebs, Herzinfarkten oder Schlaganfällen hinweisen. Die EMEA gab jetzt zunächst einen Expertenbericht in Auftrag, der Ende des Jahres fertig gestellt werden soll. Stellt dieser ein Risiko für die öffentliche Gesundheit fest, wird die Behörde wahrscheinlich eine formelle Untersuchung empfehlen.

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