Stress verändert Körperzellen - Beobachtung Heidelberger Forscher

21.02.2003
Heidelberg (dpa) - Stress macht krank. Diese Alltagsbeobachtung haben Heidelberger Wissenschaftler nun erstmals auch anhand von molekularen Veränderungen in Körperzellen nachgewiesen. Die Experten des Universitätsklinikums Heidelberg entdeckten, dass in Stresssituationen ein bestimmtes Protein in den Zellen aktiv wird. Dieses Protein löst Entzündungen aus und hält Abbauprozesse in Gang. Die Wissenschaftler versprechen sich von der Entdeckung den Einstieg in eine neue Ära der Stressforschung, wie das Klinikum am Mittwoch mitteilte. Der negative Effekt so genannter Stresshormone ist durch viele Studien belegt: «Dass erhöhte Konzentration von Adrenalin oder Noradrenalin im Blut langfristig Schäden an Blutgefäßen verursachen können, ist schon lange bekannt», erklärte der Ärztlicher Direktor der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, Peter Nawroth. «Wir konnten jetzt erstmals die komplette Kettenreaktion von der psychischen Belastung über die Ausschüttung von Hormonen bis zu molekularen Veränderungen im Zellkern aufzeigen.» Für die Studie in Zusammenarbeit mit Düsseldorfer Psychologen unterzogen sich 11 Frauen und 8 Männer einem Stress-Test: Sie mussten frei vortragen und vor Zuhörern Mathematikaufgaben lösen. Die Blutanalyse vor und nach dem Test zeigten, dass der Stress nicht nur den Adrenalinspiegel erhöht. Bei 17 der 19 Probanden kam auch ein bestimmtes Stress-Schlüsselmolekül häufiger vor. Dieses «NF-kappaB» spielt auch eine wichtige Rolle bei chronischen Krankheiten und beim Altern. Die Originalarbeit der Forscher ist in der aktuellen Ausgabe der «Proceedings» der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften («PNAS», BD. 100, S. 1920) erschienen. Folgen soll nun eine mehrjährige klinische Studie mit Diabetespatienten, wie die Universitätsklinik mitteilte. Denn durch den entgleisten Zuckerstoffwechsel stehen Diabetiker ständig unter Stress.

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