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Spenglersan-Kolloid



Spenglersan-Kolloide sind homöopathische Heilmittel, die von dem Schweizer Arzt Carl Spengler eingeführt wurden, und heute einzig von dem pharmazeutischen Unternehmen Meckel-Spenglersan GmbH in Bühl hergestellt werden. Sie finden in der Alternativmedizin eine sowohl diagnostische wie auch therapeutische Verwendung. Eine wissenschaftlich belegte Wirkung besitzen die Spenglersan-Kolloide nicht.

Die Spenglersan-Kolloide sind nach Angaben des Herstellers homöopathisch auf D9 potenzierte Mittel aus Antigenen und Antitoxinen verschiedener Bakterienstämme und werden als mikrobiologische, homöopathische Immunmodulatoren bezeichnet.

Die Spenglersan-Kolloide sollen eine das Immunsystem stärkende oder ausbalancierende Wirkung haben und die Selbstheilungsfähigkeit des Patienten fördern. Unerwünschte Wirkungen einer Spenglersan-Anwendung sind nicht bekannt geworden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Spenglersan-Kolloide gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie sind von Carl Spengler, einem Schweizer Chirurgen, Forscher und Mitarbeiter von Robert Koch, dem Entdecker der Tuberkulosebakterien, entwickelt worden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren therapeutische Anwendungen von Mitteln mit Bakterienbestandteilen zur Behandlung von Krebs und anderen Erkrankungen üblich, und es entstanden mehrere Anwendungsverfahren wie zum Beispiel das Coley Toxin nach William Coley. Man hoffte so, eine verstärkte Immunantwort beim Patienten zu fördern.

Darreichungsformen

Die Spenglersan-Kolloide kommen perkutan via Sprühapplikation zur Anwendung, das heißt sie werden an einer möglichst dünnen Hautstelle mit dem Daumenballen vom Patienten selbst eingerieben. Das können die Ellenbeugen, die Innenseiten der Oberschenkel oder die Bauchhaut sein. Bei der Verordnung mehrerer Kolloide wird die Anwendung jeweils im Abstand von etwa zwei Stunden vorgenommen. Bei der mukosalen Anwendung sollen die sekundären lymphatischen Organe des Waldeyer-Rachenrings (Gaumen-, Rachen- und Zungenmandel) erreicht werden. Bei der sublingualen Arzneistoffabsorption soll der Blutkreislauf direkt erreicht werden und ein First-Pass-Effekt in der Leber vermieden werden.

Die Spenglersan-Kolloide

Angeboten werden verschiedene Spenglersan-Kolloide als homöopathische Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen. Nach Angaben des Herstellers und von Anwendern sollen die Mittel bei folgenden Erkrankungen hilfreich sein:

  • Spenglersan Kolloid A bei Altersbeschwerden, Störungen der Mikrozirkulation, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Arteriosklerose, Nervenkrankheiten, Prostataerkrankungen und Parodontose.
  • Spenglersan Kolloid D und DX zur Erkennung von Entzündungsherden und zur "Störfeldsuche".
  • Spenglersan Kolloid E bei Intoxikationen; enthält Antigene und Antitoxine von Treponema pallidum, dem Erreger der Syphilis.
  • Spenglersan Kolloid G bei Entzündungen, Infekten, Störungen der intestinalen Mikroökologie, Mückenstichen, Akne sowie Haut-, Darm- und Vaginalmykosen. Auch bei Verstauchungen und zur Prophylaxe von Infektionen.
  • Spenglersan Kolloid K bei Kreislaufproblemen, Koliken und Allergien, Asthma bronchiale, atopische Dermatitis, allergische Rhinitis und Konjunktivitis.
  • Spenglersan M besteht aus Antigenen und Antikörpern gegen Plasmodien, die die Ursache für die Malaria sind. Es soll ausschließlich der Nachbehandlung von Malariafolgeerkrankungen dienen, bietet als alleinige Prophylaxe keinen nachgewiesenen Schutz vor der Malaria.
  • Spenglersan Kolloid Om bei Schmerzzuständen, Krebsleiden, intestinale Mykosen.
  • Spenglersan Kolloid R bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht, Arthrosen, Ischias.
  • Spenglersan Kolloid T bei Tuberkulose und anderen chronischen Erkrankungen wie Migräne, Ekzemen.

Der Spenglersan Kolloid Blut-Test (Schwarz-Test) bzw. Kolloid-Test nach Wolters

Beim Spenglersan Blut-Test wird nach einer Spenglersan-Einreibung eine geringe Menge Blut des Patienten (ein Tropfen pro Kolloid) entnommen und auf einer Folie mit verschiedenen Spenglersan-Kolloiden vermengt. Anschliessend wird ein Gerinnungsbild beobachtet, das Aufschluss über Belastungen des Organismus geben soll. Hierbei wird auf mögliche Verklumpungen geachtet. Die Verklumpung sei (analog zur Kreuzprobe) laut Aussagen der Befürworter auf das Vorhandensein von Patientenantikörpern gegen bestimmte Bakterien zurückzuführen.

Wirksamkeit und Kritik an Spenglersan-Kolloiden

Die Spenglersan-Kolloide sollen eine erregerunspezifische Stimulation und Modulation des zellulären Immunsystems bewirken. Als Wirkmechanismen werden von Seiten der Anwender genannt: Stimulation der Phagozytose-Aktivität und der Zytotoxizität von Makrophagen, NK-Zellen und zytotoxischen T-Lymphozyten, Induktion und Regulation von Zytokinen und Adhäsionsmolekülen, Regulation von Entzündungsreaktionen und Änderung der Mikrozirkulation. Spenglersan-Kolloide sollen ein breites Indikationsspektrum haben.

Die Anwendung von Spenglersan-Kolloiden und des Kolloid Blut-Tests sind in der wissenschaftlichen Medizin nicht anerkannt, da kein Wirksamkeitsnachweis erbracht und die Eignung des Tests nicht erwiesen wurde.

Patienten, die Spenglersan M zur Malariaprophylaxe anwendeten, erkrankten nachweislich dennoch an Malaria. Dies führte zu einer Warnung vor der alleinigen Anwendung von Spenglersan M zur Malariavorbeugung. [1]

Die Deutsche Krebsgesellschaft weist darauf hin, dass das Verfahren nicht wissenschaftlich belegt ist. [2] Die deutsche Gesetzliche Krankenversicherung erstattet die Behandlung nicht.

In der Schweiz werden die Spenglersan-Produkte unter einer anderen Nomenklatur in den homöopathischen Potenzierungsstufen Dil. D9 und Dil. D13 angeboten.

Literatur

  • Gerhard Bundschuh: Somatische Effekte nach Applikation geringster Wirkstoffdosen. In: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren. 46, Nr. 5, 2005.
  • Meckel-Spenglersan GmbH (Hrsg.): Erfahrungsmedizin im Wandel der Zeit. Die Spenglersan-Ärztetagungen. Karl F. Haug Verlag, Hüthig GmbH, Heidelberg 1997, ISBN 3-7760-1669-8.
  • Claudius Chr. Rauscher: Praxisorientierte Immundiagnostik und Immuntherapie bei Karzinomerkrankungen unter Berücksichtigung der Spenglersan-Kolloide. Urban und Vogel, München 2004, ISBN 3-89935-199-1.
  • Rilling, Siegfried: Vom Tuberkulinum zum Immunotherapeutikum. Die Spenglersan-Therapie. 2. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg 1993, ISBN 3-7760-1335-4.
  • Naturheilkunde Heute. 3. Auflage. Urban & Fischer Verlag, Karlsruhe, ISBN 3-437-5542-2., ISBN 978-437-55242-7 (formal falsche ISBN)
  • Brockhaus Gesundheit. 7. Auflage. Brockhaus Verlag, ISBN 978-3-7653-1577-0 oder ISBN 3-7653-1577-X.
  • Brockhaus Alternative Medizin. Brockhaus Verlag.

Einzelnachweise

  1. Carllson T, Homeopathic Resistant Malaria, Journal of Travel Medicine Volume 3 Seite 62, März 1996
  2. http://www.krebsinfo.de/ki/empfehlung/melanom/093-104.pdf
 
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