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Gewöhnliche Osterluzei



Osterluzei
 
Systematik
Unterklasse: Magnolienähnliche (Magnoliidae)
Ordnung: Pfefferartige (Piperales)
Familie: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)
Unterfamilie: Aristolochioideae
Gattung: Pfeifenblumen (Aristolochia)
Art: Osterluzei
Wissenschaftlicher Name
Aristolochia clematitis
L.

    Die Osterluzei (Aristolochia clematitis) ist eine Pflanzenart, die zu den Osterluzeigewächsen (Aristolochiaceae) gehört.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Osterluzei ist eine mehrjährige, 30 bis 100 Zentimeter hohe Pflanze. Sie blüht zwischen Mai und Juni und ist an der eigenartigen Blütenform gut zu erkennen. Die zwei bis acht gestielten gelben Blüten wachsen in den Achseln der oberen Blätter. Sie sind oben tütenförmig, gehen in eine innen mit nach unten stehenden Haaren bedeckte Blütenröhre über, die sich dann unten zu einem Blütenkessel bauchig erweitert. Die Blüten sind eine Falle für besuchende Insekten, die durch die Behaarung der Blütenröhre gefangen gehalten werden. Nachdem die Blüte bestäubt wurde, erschlaffen die Haare und die wiederum mit Blütenstaub beladenen Insekten können wieder entweichen. Die vielsamige Frucht ist anfangs grün, später schwarz mit einem Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern.

Die Blätter der Pflanze sind herzförmig. Die kriechende Sprossachse bricht leicht. Die Pflanze verströmt einen merwürdigen leicht fruchtigen Geruch.

Vorkommen

Die Art ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und findet sich heute durch Verwilderungen in ganz Mitteleuropa an wärmeren Standorten, zum Beispiel im Bereich von Weinbergen. In Bereich der Donauauen in Niederösterreich gilt sie als heimisch. Die gewöhnliche Osterluzei steht in mehreren Bundesländern in Deutschland auf der roten Liste gefährdeter Arten.

Medizinische Bedeutung

Verwendung als Heilpflanze

Die Osterluzeigewächse (Aristolochia spec.) dienten seit dem Altertum als Heilpflanzen. So empfahlen griechische und römische Ärzte unterschiedliche Aristolochia-Arten als Mittel gegen Schlangenbisse. Auch die nordamerikanischen Indianer sollen die Pflanze zu diesem Zweck eingesetzt haben.

Der Gattungsname Aristolochia geht auf die griechischen Worte aristos (sehr gut, das Beste) und lockeius (zum Gebären gehörig) zurück und deutet auf die Anwendung im Altertum hin: Die Wirkstoffe der Pflanze sollen die Geburt erleichtern und beschleunigen. So schreibt der griechische Arzt Pedanios Dioscurides im 1. Jahrhundert in seiner "Arzneimittellehre" ′Die Aristolochia hat ihren Namen daher, dass sie am besten den Wöchnerinnen helfen soll[1]. Aufgrund der Wehen-einleitenden Wirkung galt die Pflanze auch als Abtreibungsmittel, jedoch war hierbei die Gefahr einer Vergiftung groß. Später wurden die Wirkstoffe der Pflanze auch bei Menstruationsbeschwerden verwendet. Daneben soll die Pflanze, ebenfalls innerlich angewendet, auch bei Rheuma und Arthritis lindernde Wirkung entfalten.

In der Homöopathie ist die Pflanze wohlbekannt[2], nicht nur für verschiedene gynäkologische Indikationen, sondern auch als innerliches und äußerlich angewendetes Wundheilmittel, besonders für Wunden, die durch Druck und Reibung entstehen ("Marsch"-Blasen, Druckstellen am Po vom Reiten oder Fahrradfahren, "Wundliegen" bei bettlägrigen Personen, Druckstellen von Zahnprothesen oder Zahnspangen u. ä.), aber auch für die Behandlung von chronischen Geschwüren [3].

Inhaltsstoffe und Gefahren

Die Wurzeln der Osterluzei enthalten bis zu einem Prozent giftiger Aristolochiasäuren, der Gehalt in den Blättern liegt unter 0,1 Prozent [4] und auch die Samen enthalten nicht unbeträchtliche Mengen der Säuren. Die Aristolochiasäuren gelten als nierenschädigend und als krebserzeugend.

In Labor- und epidemiologische Studien konnte die Giftigkeit pflanzlicher „Heilmittel“, die Bestandteile von Pflanzen des Genus Aristolochia enthalten, nachgewiesen werden. So hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer (IARC)) solche Präparate als für den Menschen karzinogen (krebserregend) eingestuft[5] (Karzinogen der Kategorie 1). Darüberhinaus konstatierte die IARC eine nierenschädigende Wirkung von Aristolochia-Mixturen, die nicht unerhebliche Mengen der giftigen Aristolochiasäuren enthalten können. In Tierversuchen, bei denen hohe Dosen dieser Substanzen verabreicht wurden, erlitten die Tiere neben schwerwiegenden Nephrosen auch Atrophien der Milz und des Thymus, Magengeschwüre, gefolgt von Hyperplasien und Hyperkeratosen.

Aufgrund der beschriebenen Giftigkeit ist in Deutschland seit 1981 die medizinische Anwendung von Aristolochia-Arten verboten. So wurde am 19. August 1981 das TonikumFrauengold“ vom Bundesgesundheitsministerium aus dem Verkehr gezogen, weil es Aristolochiasäuren enthielt.

Mit Aristolochiasäure verunreinigtes Mehl gilt heute als der seit vielen Jahren gesuchte Auslöser der 1956 in Bulgarien erstmals beschriebenen Balkan-endemischen Nephropathie, einer ausschließlich in ländlichen Gegenden des Balkans vorkommenden Krankheit, die zu einer typischen Form des Nierenversagens führt. In den betroffenen Regionen findet sich die Osterluzei als häufiges Unkraut in den Getreidefeldern. Vermutlich werden die ebenfalls giftigen Samen der Pflanze zusammen mit den Getreidekörnern geerntet und gemeinsam mit diesen zu Mehl verarbeitet, was häufig noch in den Dorfmühlen geschieht. Von diesen beziehen die meist bäuerlichen Familien das mit der Aristolochiasäure kontaminierte Mehl, welches sie zu Brot und Ähnlichem weiterverarbeiten. Durch den Verzehr der verunreinigten Backwaren entsteht eine schleichende Vergiftung, die sich schließlich in dem beschriebenen Krankheitsbild äußert, welches durch ein fortschreitendes Nierenversagen ohne den damit sonst meist einhergehenden Bluthochdruck gekennzeichnet ist. Darüber hinaus haben die Betroffenen ein ungewöhnlich hohes Risiko an Krebserkrankungen der oberen Harnwege zu erkranken.[6][7]

Brauchtum

Die Osterluzei ist Bestandteil eines Pflanzengebindes bei der Kräuterweihe, die in manchen katholischen Gegenden an Mariä Himmelfahrt in der Kirche gefeiert wird.

Einzelnachweise

  1. Arzneimittellehre des Pendanius Dioskurides, Cap. 4. (In: Heilpflanzen-Welt)
  2. Klassische Homöopathie - Miasmenlehre: Aristolochia clematitis
  3. Siehe: Mezger, Homöopathische Arzneimittellehre, Haug Verlag
  4. http://www.giftpflanzen.com/ www.giftpflanzen.com(pendium)
  5. IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans, Volume 82
  6. Grollmann A. P. et al., In: Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Bnd. 10. 1073/pnas.0701248104 (Published online before print July 9, 2007), Aristolochic acid and the etiology of endemic (Balkan) nephropathy. Bericht in: www.wissenschaft.de (11.07.2007)
  7. Artikel im Standard über die Entdeckung der Balkanendemischen Nephropathie
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gewöhnliche_Osterluzei aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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