Washington (
dpa) - Internationale Forscherteams haben das Erbgut zweier weit verbreiteter
Reissorten weitgehend entziffert. Die Wissenschaftler aus den
USA und
China stellen ihre jeweils zu rund 90 Prozent vollständigen Arbeitsversionen jetzt im US-Fachblatt «Science» vor (
BD. 296, S. 79 und 92). Sie hoffen, mit diesen Daten die Zucht besonders ertragreicher und widerstandsfähiger Sorten zu beschleunigen. Auf diese Weise soll der stetig wachsende Nahrungsbedarf der
Weltbevölkerung gedeckt werden. Für etwa die Hälfte aller Menschen ist
Reis die Grundlage des täglichen Überlebens.
Das Team um Stephen A. Goff vom Torrey Mesa
Research Institute in San Diego (US-Staat Kalifornien) des Schweizer
Biotechnik-Konzerns
Syngenta (Basel) hat das Genom der Reissorte «Oryza sativa L. ssp. japonica» sequenziert. Die Kollegen um Jun Yu vom Beijing Genomics Institute (
BGI) der chinesischen Akademie der Wissenschaften analysierten das Erbgut der Variante «Oryza sativa L. ssp. indica». Die Forschergruppen haben angekündigt, ihre Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen. Mit der Kenntnis des Genoms möchten Wissenschaftler die Reispflanzen zum Beispiel gegen eine Vielzahl von Schädlingen, Dürreperioden oder einen hohen
Salzgehalt des Bodens resistent machen.
Beide Studien gehen davon aus, dass Reis kleinere, aber dafür mehr Erbanlagen hat als der Mensch, der nach aktuellen Schätzungen zwischen 30 000 bis 40 000
Gene besitzt. Mit seinem vergleichsweise kleinen Genom von rund 420 Millionen Paaren chemischer
Bausteine eignet sich Reis zudem gut als Modellpflanze für Genetiker, die viele der beim Reis gewonnenen Ergebnisse auf andere
Getreide übertragen können.
Syngenta hatte bereits im Januar 2001 mitgeteilt, das Genom einer Reissorte entschlüsselt zu haben. Auch die
Monsanto Company (St. Louis, US-Staat Missouri), einer der
Weltmarktführer für
Agrarprodukte und gentechnisch veränderte
Pflanzen, hatte eine Arbeitsversion des Reisgenoms erstellen lassen. An der aufwendigsten Karte arbeitet die International Rice Sequencing Group in
Japan. Der öffentlich geförderte Zusammenschluss erwartet bei der Entzifferung eine Genauigkeit von 99,99 Prozent. Dieses Ziel soll Ende 2002 erreicht werden.