Mörderisches Virus hilft bei Suche nach Vogelgrippe-Impfstoff

10.10.2005
(dpa) - Ein mörderisches Grippevirus, das den Tod von Millionen Menschen verursacht hat, hilft US-Forschern bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Vogelgrippe. Der Erreger der Spanischen Grippe von 1918 sei dem Vogelgrippe-Virus genetisch ähnlicher als irgendein anderes Virus, berichten US-Forscher im Wissenschaftsjournal «Science» (BD. 310, S. 77). An der Spanischen Grippe waren zwischen 20 und 50 Millionen Menschen gestorben. Terrence Tumpey und Kollegen der Seuchenbehörde CDC in Atlanta entzifferten das Virenerbgut und bauten aus den Genen, die den Erreger der Spanischen Grippe einst so gefährlich machten, ein neues lebendes Virus. Es basiert auf dem Fund des ursprünglichen Erregers in einem Grab in Alaska. Dort war ein Opfer der Spanischen Grippe vor fast 100 Jahren begraben worden. Sein Leichnam - und das uralte Virus - blieben durch den Dauerfrost im Boden konserviert, wie Trumpey und Kollegen in «Science» schreiben. «Science»-Chefredakteur Donald Kennedy räumt in einem Kommentar ein, dass er lange gezögert habe, eine genetische Blaupause des Virus zu veröffentlichen. Am Ende aber habe die Überzeugung gesiegt, dass die Erforschung des Spanische-Grippe-Erregers und die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das eng verwandte Vogelgrippe-Virus der Menschheit mehr Vorteile als Nachteile bringen dürfte. Anders als die meisten anderen Grippeviren ist der Erreger der Spanischen Grippe extrem gefährlich für Mäuse und tötet die kleinen Nager in kürzester Zeit, heißt es in «Science». Beim Menschen verbreiten sie sich am schnellsten in Lungenzellen. Parallel haben Forscher des Institute for Genomic Research (TIGR) in Rockville (US-Bundesstaat Maryland) das Genom von zahlreichen Grippeviren entziffert. Einem Bericht in «Nature» (Bd. 437, Nr. 7060) zufolge gelang es ihnen bereits, 209 Varianten des Grippeerregers aus den vergangenen fünf Jahren komplett zu sequenzieren. Diese Arbeit zeige, «wie schnell sich der Grippeerreger in Menschen verändert», kommentierte die federführende Autorin Elodie Ghedin. Der genetische Katalog der Grippeviren steht Datenbanken wie GenBank zur Verfügung und ist für jedermann zugänglich. Er soll helfen, neue Varianten des Grippeerregers und ihre Gefahr für den Menschen künftig schneller zu erkennen und besser abzuwehren. Schwere Grippeepidemien treten gewöhnlich drei bis vier Mal in einem Jahrhundert auf.

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