Risikokapital: Kaum noch Geld für junge Firmen - Biotech und Pharma bleiben beliebteste Branchen
Risikokapital-Investitionen erreichen neuen Tiefststand. Geldgeber konzentrieren sich auf bestehende Beteiligung
Das zweite Quartal markiert mit einem Investitionsvolumen von 103 Mio. Euro einen absoluten Tiefststand für Deutschland. Auch in den anderen großen europäischen Ländern waren die Investoren mit neuen Beteiligungen sehr zurückhaltend. In Großbritannien und Frankreich sind die Investitionen um jeweils etwa 40 Prozent gesunken. Nach wie vor ist Großbritannien mit einem Investitionsvolumen von 432 Mio. Euro im ersten Halbjahr der wichtigste europäische Markt für Risikokapital.
Gerhard Müller, Partner bei Ernst & Young, zu dieser Entwicklung: "Tatsache ist, dass der Konsolidierungsprozess auf dem Risikokapitalmarkt noch nicht abgeschlossen ist. Zwar gibt es im zweiten Halbjahr traditionell etwas höhere Investitionen, eine Trendwende ist aber noch nicht in Sicht."
Nach dem Platzen der New Economy-Blase ist die Bereitschaft, in junge Unternehmen zu investieren, drastisch gesunken. Zahlreiche Beteiligungsgesellschaften haben viel Geld verloren und arbeiten nun an der Bereinigung ihrer Portfolios. Für Start-up-Unternehmen, die eine Anschubfinanzierung benötigen, bestünden derzeit kaum Chancen auf eine Finanzspritze, so Müller: "Die Risikokapitalgeber konzentrieren sich derzeit auf schon bestehende und erfolgversprechende Beteiligungen. Zu groß ist ihnen das Risiko, neue Unternehmen in ihr Portfolio aufzunehmen. Junge Unternehmen, die eine Erstrunden-Finanzierung benötigen, haben daher große Probleme bei der Suche nach Investoren." Je jünger ein Unternehmen ist, desto unsicherer sind in der Regel seine Erfolgsaussichten. Investoren konzentrieren sich daher auf Unternehmen, die bereits Erfolge am Markt nachweisen können. "Junge Unternehmen, die dringend Risikokapital benötigen, sind nach wie vor die Hauptverlierer."
Das Kernproblem ist, dass für die Kapitalgeber der Ausstieg aus ihrem Investment über die Börse immer noch verschlossen ist. Im zweiten Quartal gelang kein einziger Börsengang in Deutschland. "Solange es nicht zu einer nachhaltigen Erholung an den europäischen Börsen und zu erfolgreichen neuen Börsengängen kommt, wird es keine Erholung auf dem Risikokapitalmarkt geben. Mit einer Besserung der Lage ist daher frühestens 2004 zu rechnen", erwartet Gerhard Müller.
Die Zurückhaltung der Investoren erstreckt sich auf alle Branchen. Nur in junge Unternehmen, die in den Bereichen Biotechnologie und Pharma tätig sind, fließen derzeit noch größere Summen. Der Bereich Informationstechnologie, der im Jahr 2000 noch die meisten Investoren anzog, hat sehr stark an Attraktivität verloren.
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.