London (
dpa) - Ein Mittel gegen zu hohe Blutfettwerte hat sich bei Tierversuchen als vielversprechendes Medikament gegen die unheilbare Nervenkrankheit
Multiple Sklerose erwiesen. Der
Cholesterin-Senker Atorvastatin stoppte ein ähnliches Leiden bei Mäusen, berichten Forscher um Sawsan Youssef von der Universität Stanford (US-Staat Kalifornien) im britischen Fachjournal «Nature» (
BD. 420, S. 78). In drei Testreihen habe der zur Gruppe der
Statine gehörende Wirkstoff Entzündungen des Nervensystems verhindert und bestehende Symptome gebessert. Eine entsprechende Behandlung mit Atorvastatin, das auch in
Deutschland zugelassen ist, wird nun für Menschen getestet.
Multiple Sklerose wird nach bisherigen Erkenntnissen durch eine Fehlfunktion des
Immunsystems ausgelöst. Anstatt den Körper nur vor
Bakterien oder
Viren zu schützen, greifen die so genannten T-
Zellen auch den eigenen Organismus an. Statine hatten sich bereits nach Herztransplantationen als hilfreich erwiesen, um die Gefahr einer Abstoßung des neuen Organs durch das
Immunsystem verringern. Auf Grund dieser Beobachtung erwarteten die Mediziner auch bei Multiple- Sklerose-Kranken einen positiven Effekt.
«Atorvastatin verändert die körpereigenen T-
Lymphozyten so, dass sie nicht nur neutralisiert werden, sondern die entzündliche Reaktion mildern», erläutert Hartmut Wekerle vom Max-Planck-Institut für
Neurobiologie in Martinsried bei München die Wirkungsweise in einem begleitenden Kommentar in «Nature». Ob sich diese Beobachtung auch auf Menschen übertragen lasse, sei allerdings noch nicht mit
Sicherheit zu sagen. Anders als die spontan entstehende Multiple Sklerose bei Menschen werde die normalerweise als Modell für die Nervenentzündung benutzte experimentelle Autoimmun-Ezephalomyelitis (EAE) bei Mäusen gezielt ausgelöst. In jedem Fall würden noch Jahre vergehen, bevor ein entsprechendes Medikament auf den Markt käme.
Weltweit leiden etwa eine Million Menschen an Multipler Sklerose. Betroffen sind vor allem Frauen. Typischerweise tritt das Nervenleiden erstmals im frühen Erwachsenenalter auf. Die Symptome können vielgestaltig sein. Oft nimmt anfangs das
Sehvermögen ab, im fortgeschrittenen Stadium führt die Krankheit zu spastischen
Lähmungen. dpa ab yyzz tr/tim