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Scipione Riva-Rocci



Scipione Riva-Rocci (* 7. August 1863 in Almese (Piemont) bei Turin; † 15. März 1937 in Rapallo) war ein italienischer Arzt.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Beruf

Im Jahr 1888 schloss er die akademische Ausbildung an der Universität Turin in Innerer Medizin und Chirurgie ab. Anschließend arbeitete er als Assistent an der Propädeutischen Medizinischen Klinik in Turin unter Carlo Forlanini (1840–1918), der als Erfinder der Technik des künstlichen Pneumothorax zur Behandlung der Pulmonaltuberkulose gilt. Dort nahm Riva-Rocci an dessen ersten Experimenten zur Technik des künstlichen Pneumothorax teil, untersuchte mit Antonini die Respirationsfunktion unter Belastungs- und Höhenbedingungen und gemeinsam mit Cavallero die Atemfunktion von Patienten mit verminderter pulmonaler Resorptionsfläche.

1894 habilitierte sich Riva-Rocci für die spezielle Pathologie der Inneren Medizin und 1898 folgte er Forlanini an die Universität Pavia (Ospedale San Matteo). 1900 übernahm er als Direktor und Chefarzt für die folgenden 28 Jahre die Leitung des Städtischen Krankenhauses in Varese. 1908 bis 1921 lehrte er als Privatdozent der Pädiatrie (Habilitation 1907) an der Pädiatrischen Klinik der Universität Pavia.

Leistung

  Riva-Roccis bedeutendste Leistung ist die Erstbeschreibung eines Quecksilber-Sphygmomanometers mit einer pneumatischen Armmanschette (1896), die Weichteile und Arterien des Oberarmes gleichmäßig komprimierte, und damit eine einfache indirekte Messung des systolischen Blutdrucks erlaubte – den Messort vieler heutiger Blutdruckmessgeräte.

Das 1896 auf dem italienischen Kongress für Innere Medizin vorgestellte indirekte (unblutige) Verfahren der Blutdruckmessung, das einfach anzuwenden war, entwickelte sich rasch zur Standardtechnik der ärztlichen Diagnostik und eröffnete viele Wege zur Behandlung der Hypertonie. Das Kernstück dieser Methode war die Oberarmmanschette, die eine gleichmäßige zirkuläre Kompression ermöglichte. Gleichzeitig blieb das palpatorische Kriterium erhalten, da der tastende Finger des Arztes nun bequem die Pulsationen der Arterie am Handgelenk fühlen konnte. Riva-Rocci erkannte die Mitte des Oberarmes als geeignetste Stelle für die Komprimierung und vereinfachte die Apparatur insofern, als er statt eines starren Zylinders einen Gummischlauch (ein Stück Fahrrad-Gummischlauch) verwendete, der um den Arm gewickelt und aufgeblasen wurde. Die Ausdehnung des aufgeblasenen Schlauchs wurde durch eine zirkuläre Lederbahn begrenzt. Neben dem Quecksilbermanometer wurde noch ein Gummiball zum Aufpumpen der Manschette benötigt, darüber hinaus war es erforderlich, dass der Patient für eine korrekte Messung den Oberarm entblößen musste. Der mit Manschette am Oberarm, Quecksilbersäule und Tasten des Pulses „nach Riva-Rocci“ gemessene Blutdruck wird gelegentlich noch mit „RR“ (Riva-Rocci) abgekürzt.

Riva-Roccis Verfahren wurde um 1905 durch den russischen Arzt Nikolai Sergejewitsch Korotkow wesentlich ergänzt: Er beschrieb den Einsatz des Stethoskops, mit dem die nach ihm benannten Korotkow-Geräusche bei Dekompression der Manschette abgehört werden. Die Korotkow-Geräusche markieren den systolischen und diastolischen Blutdruck, der dann einem Messwert auf der Manometerskala zugeordnet werden kann. Durch die von Heinrich von Recklinghausen vorgeschlagene Mindestbreite der Manschette am Oberarm (10–14 cm) wurde die Genauigkeit der Methode weiter verbessert. Ohne Quecksilber konnte erstmals auch oszillometrisch gemessen werden.

Eine wichtige Rolle für die Verbreitung der neuen Blutdruckmessmethode spielte der amerikanische Neurochirurg Harvey Williams Cushing (1869–1939), der Riva-Rocci am 6. Mai 1901 in Pavia besucht hatte, um sich an Ort und Stelle mit der Technik der Blutdruckmessung vertraut zu machen. Er verbesserte das Gerät und ab 1910 benutzte die Mehrheit der amerikanischen Ärzte ähnliche Apparate.

Riva-Rocci trat auch als Übersetzer wichtiger medizinischer zeitgenössischer Standardwerke hervor und publizierte auf vielen Gebieten der allgemeinen und speziellen Pathologie.

Einheiten der Druckwerte

Bis heute wird der arterielle Blutdruck standardmäßig in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben anstatt in der SI-Einheit Pascal.

Werke

  • Un nuovo sfigmomanometro. Gazz Med Torino 47 (1896) 981, 1001

Literatur

  • F. Bazzi: Scipione Riva-Rocci. Castalia 9 (1963) 31
  • L. Belloni: Scipione Riva-Rocci e il suo sfigmomanometro (1896). Simpos Clin 10 (1973) i–viii
  • E. Benassi: Scipione Riva-Rocci, 1863–1937. Minerva Med 54 (1963) 3766
  • W. R. Bett: Blood Pressure: Von Basch and Riva-Rocci. NAPT Bull 20 (1957) 179
  • L. Ponticaccia: La vita e l´opera di Scipione Riva-Rocci. Boll Soc Med-Chir Prov Varese 14 (1959) 7
  • Dictionary of Scientific Biography 11 (1975) 489
 
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