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Nikolai Sergejewitsch Korotkow



  Nikolai Sergejewitsch Korotkow (russ. Николай Сергеевич Коротков; (* 13. Februar (oder am 26. Februar) 1874 in Kursk; † 14. März 1920 in Leningrad) war ein russischer Arzt und Chirurg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er stammte aus einer Kaufmannsfamilie russisch-orthodoxen Glaubens und verbrachte seine Kindheit in Kursk. Seine Frau, die ihn als Krankenschwester des Roten Kreuzes nach China und in die Mandschurei begleitete, überlebte ihn um 20 Jahre und starb während der Belagerung Leningrads 1946 durch deutsche Truppen. Sein Sohn Sergej N. Korotkow starb im Jahr 1978.

Ausbildung und Beruf

In Kursk besuchte Korotkow das Knabengymnasium, nach dessen Abschluss er 1893 an die medizinische Schule der Universität Charkow (Ukraine) überwechselte. Schon nach einem Jahr verließ er Charkow, um 1895 an der medizinischen Fakultät der Universität in Moskau die Ausbildung fortzusetzen. Nach einem Prädikatsexamen (cum laude) erhielt er 1898 das ärztliche Diplom.

In den Jahren 1898 bis 1900 arbeitete er als Assistent (sverkhshtatnyi) von A.A. Bobrow an der chirurgischen Klinik der Universität Moskau und sicherte seinen Lebensunterhalt durch ärztliche Privatpraxis. Anlässlich des Boxer-Aufstandes ging Korotkow mit der russischen Armee in den Fernen Osten, nach China. Unter Aleksinskii, einem Kollegen der Moskauer Klinik, versorgte er gemeinsam mit dem Schwesternorden des Roten Kreuzes (Iverskaia obshschina) die Verwundeten des Krieges. Dann reiste er mit der Transsibirischen Eisenbahn über Irkutsk und den Baikal-See nach Wladiwostock, wo er mit dem St. Anna-Orden für „den außergewöhnlichen Eifer und die Hilfsbereitschaft für kranke und verwundete Soldaten“ ausgezeichnet wurde. Über Japan, Singapur, Ceylon, das Rote Meer, den Suez-Kanal, das Mittelmeer, das Schwarze Meer und die Krim kehrte er in seine Klinik nach Moskau zurück.

1903 wurde Sergej P. Fedorow, ehemaliger Assistent Bobrows, als Professor für Chirurgie an die Militärakademie St. Petersburg berufen und übertrug Korotkow nun die Organisation der Frauenstation der chirurgischen Klinik, ermöglichte ihm das erste (1903 Theorie und Praxis) und zweite (1904 Theorie) Promotionsexamen.

Während des russisch-japanischen Kriegs (1904–1905) übernahm Korotkow die Funktion des leitenden Chirurgen zunächst der zweiten Lazaretteinheit des Roten Kreuzes St. Georg, dann als Chirurg des ersten allgemeinen Krankenhauses in Harbin (Mandschurei), seine Frau reiste als Krankenschwester des Roten Kreuzes mit. Hier organisierte er die Versorgung der Kriegsverwundeten und begann sich verstärkt für traumatische Gefäßverletzungen und Gefäßchirurgie zu interessieren – die verwendete neue Hochgeschwindigkeitsmunition verursachte häufig arterielle Gefäßverletzungen.

Während Korotkow noch an seiner Dissertation arbeitete, übernahm er 1908/1909 eine Stellung als Arzt und Chirurg im sibirischen Bergbaubezirk Vitimsk-Olekminsk. 1910 promovierte er erfolgreich an der Kaiserlichen Militärakademie für Medizin in St. Petersburg mit seiner gefäßchirurgischen Arbeit. Anschließend verpflichtete er sich als wieder als Chirurg für die Bergarbeiter der Goldminen von Lensk. Hier wurde er Zeuge von Morden und Greueltaten des zaristischen Regimes an unbewaffneten streikenden Bergarbeitern – vermutlich begrüßte er die Oktoberrevolution von 1917.

Korotkow arbeitete dann erneut in St. Petersburg und übernahm während des Ersten Weltkrieges die chirurgische Abteilung einer Hilfseinrichtung für verwundete Soldaten in Tsarskoeselo. Später wurde er Chefarzt des Metschnikow-Krankenhauses in Leningrad und arbeitete dann im Krankenhaus am Zagorodnom Prospekt.

Leistung

Korotkow dokumentierte 44 Beschreibungen über die Behandlung von Patienten mit arteriellen oder arteriovenösen Aneurysmen, die die Grundlage seiner Doktorarbeit waren. Dabei benutzt er die Lehre eines der bekanntesten russischen Ärzte, Nikolai Iwanowitsch Pirogow (1810–1881), der auskultatorisch Geräusche über vaskulären Tumoren oder arteriovenösen Fisteln beschrieben hatte, die verschwanden, wenn man den arteriellen Zufluss am betroffenen Glied durch Okklusion (z.B. mit der von Scipione Riva-Rocci beschriebenen Blutdruckmanschette) unterband. Experimente mit Manschette und Stethoskop führten Korotkow schließlich zur Entdeckung systolischer und diastolischer Geräusche bei absinkendem Kompressionsdruck. Nach Moskau zurückgekehrt berichtete Korotkow am 8. November 1905 über die Wahrnehmung von Geräuschen bei auskultatorischer Blutdruckmessung und stellte seine Messmethode vor. Am 13. Dezember erschien eine weitere Mitteilung Korotkows zur Blutdruckmessung, in der er Ergebnisse von Tierversuchen mitteilte, wonach die wahrgenommenen Geräusche lokalen und nicht kardialen Ursprungs seien. Diese Berichte verursachten eine lebhafte und kritische Diskussion über die Ursachen des Phänomens, die neue Methode wurde in Russland bald aufgegriffen und mehrfach experimentell bestätigt. Das Geräusch, das bei der Verwirbelung des Blutes beim Messen des Blutdrucks entsteht, wird als Korotkow-Geräusch bezeichnet.

Zur Auskultation verwendete Korotkow ein Phonendoskop bzw. ein binaurales Kinderstethoskop. Unter Phonendoskop verstand er ein binaurales Stethoskop mit einem Doppelmembran-Bruststück (1898 von Bianchi beschrieben), im Gegensatz zu den gebräuchlichen, monauralen hölzernen Stethoskopen vom Laënnec-Typus (ein Instrument dieser Art erschwerte die von Korotkow vorgeschlagene auskultatorische Methode). Der systolische Wert wird nach Korotkow bei einsetzenden Klopfgeräuschen, der diastolische Druck bei Verschwinden der Geräusche abgelesen. Zur Messung selbst verwendete er eine Riva-Rocci-Manschette und ein Quecksilbermanometer.

Der Nachweis der ausreichenden kollateralen Blutversorgung bei Gefäßverletzungen an einer Extremität gelang Korotkow erstmals mit der von ihm entdeckten auskultatorischen Blutdruckmessung, dieser Nachweis wird klinisch auch als Korotkow-Zeichen bezeichnet.

Werke

  • Khirurgicheskaia diagnostika, Übersetzung ins Russische Diagnostik der chirurgischen Krankheiten (von Eduard Albert). 1901
  • On methods of studying blood pressure. Bull Imperial Acad Med (St. Petersburg) 4 (1905) 365
  • Contribution to the methods of measuring blood pressure; second preliminary report 13 December 1905. Vrachebnaya Gazeta 5 (1906) 128, 10 (1906) 278
  • On the problem of the methods of blood pressure research. Izv Voenno-Med Akad 11 (1905) 365, 12 (1906) 254
  • Experiments for determining the efficiency of arterial collaterals. Stremeannaia, 12. PP Soykine, St. Petersburg 1910

Literatur

  • A. K. Gurevich: Dr. Nikolay S. Korotkov (1874-1920) - The discoverer of blood pressure measurement tones. J Nephrol 19 Suppl. 10 (2006) 115-118
  • I. E. Konstantinov: Nikolai S. Korotkov: A story of an unknown surgeon with an immortal name. Surgery 123 (1998) 371-381
  • J. D. Cantwell: N.S. Korotkoff. Clin Cardiol 12 (1989) 233
  • H. N. Segall HN: Quest for Korotkoff. J Hypertension 3 (1985) 317
  • H. N. Segall: N.C. Korotkoff, Discoverer of the auscultatory method of measuring arterial pressure. Ann Intern Med 63 (1965) 147
  • H. N. Segall: N.C. Korotkoff – 1874–1920 – Pioneer vascular surgeon. Am Heart J 91 (1976) 816
  • H. N. Segall (ed.): Experiments for Determining the Efficiency of Arterial Collaterals by N.S. Korotkoff. Preface, Biographical Notes and Editing of Translation from Russian by Harold N. Segall. Mansfield, Montreal 1980
  • H. N. Segall: How Korotkoff, the surgeon, discovered the auscultatory method of measuring blood pressure. Ann Intern Med 83 (1975) 561
  • M. Laher M, E. O’Brien: In search of Korotkoff. Br Med J 285 (1982) 1796
  • M. P. Multanowski: Korotkoff’s method. The history of its discovery, of its clinical and experimental interpretation and modern appreciation. The 50th anniversary of N.S. Korotkoff’s death. Cor et Vasa 12 (1970) 106
  • L. S. Neliobova: The Life and scientific achievement of Dr. N S Korotkoff. Proceedings of XLV scientific conference of the medical and pharmaceutical faculties. Kursk 1971
 
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