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Phenprocoumon



Steckbrief
Name (INN) Phenprocoumon
Wirkungsgruppe

Antikoagulans

Handelsnamen

Marcoumar®

Klassifikation
ATC-Code B01AA04
CAS-Nummer 435-97-2
Verschreibungspflichtig: Ja

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Fachinformation (Phenprocoumon)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: (RS)-4-Hydroxy-3-
(1-phenylpropyl)cumarin
Summenformel C18H16O3
Molare Masse 280,32 g/mol

Phenprocoumon (Handelsnamen: Marcumar® oder Falithrom®, Marcoumar® in Österreich und der Schweiz) ist ein Arzneistoff, der zur Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung eingesetzt wird. Die beiden Medikamente werden der Wirkstoffklasse der Cumarine zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Anwendung

Phenprocoumon wird im Rahmen der Thrombose-Prophylaxe, nach der Implantation künstlicher Herzklappen/künstlicher Gefäß-Bypässe (fem-pop/Y-Prothese etc.) Herzunterstützungssysteme (Assist-Device)oder bei bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt, um der Thrombusbildung und daraus resultierenden Embolien vorzubeugen. Auch zur Verhütung venöser Thrombosen und der Lungenembolie ist Phenprocoumon im Gebrauch. Für die Sekundärprophylaxe wird nicht mehr Phenprocoumon eingesetzt, sondern z.B. Clopidogrel.

Wirkung

Phenprocoumon hemmt die Synthese der Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren in der Leber, wobei die nötige Gamma-Carboxylierung der Glutamylseitenketten nicht mehr möglich ist.
Die Faktoren II, VII, IX und X werden zwar ins Blut abgegeben, sind aber nicht funktionstüchtig. Die Wirkung setzt erst ein, wenn die noch vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht sind (nach etwa 48-72 Stunden). Daher kommt es im Notfall nicht zur Anwendung, sondern erst im weiteren Verlauf einer Erkrankung. Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 160 Stunden.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich treten unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Diarrhoe, Verstopfung, verstärkter Haarausfall (bildet sich wieder zurück), Abnahme der Knochendichte bei langfristiger Therapie, Blutergüsse und Blutungen auf. Gefürchtet sind schwer stillbare intracerebrale Blutungen (Hirnblutungen), vor allem bei versehentlich zu starker Absenkung des Quickwertes und gleichzeitigem Bluthochdruck. Sehr selten wurde eine livide (fahl-graue) Verfärbung der Haut, erythematöse Dermatitis oder eine akute Urtikaria beobachtet. Einzelne Fälle von Riechstörungen wurden beobachtet, auch die Frakturheilung kann möglicherweise länger dauern. In sehr seltenen Fällen konnte eine Leberentzündung festgestellt werden, welche zu Leberinsuffizienz und darauffolgender -transplantation führte. Erwähnt werden sollte auch die kutane Cumarinnekrose (tritt mit Häufigkeiten im Promillebereich auf), von der meist postmenopausale, adipöse Frauen betroffen sind.

Aufhebung der Wirkung

Nach dem Absetzen des Medikamentes dauert es 10-14 Tage, bis die für eine normal funktionierende Gerinnung nötigen Gerinnungsfaktoren synthetisiert wurden. Diese Zeit kann durch die hochdosierte Gabe von Vitamin K auf 6-10 Stunden verkürzt werden, im Notfall können die fehlenden Gerinnungsfaktoren durch die Gabe eines Gerinnungsfaktorenkonzentrates (PPSB) auch kurzfristig ersetzt werden.
Während der Einstellungsphase von etwa 5-7 Tagen wird dem Patienten täglich Blut zur Kontrolle abgenommen und danach seine nächste Marcumar-Dosierung festgelegt, bis der Zielwert erreicht ist. Ebenso sollte das Absetzen des Medikaments unter ärztlicher Kontrolle vorgenommen werden, bis das Blut seine normalen Gerinnungswerte erreicht hat.

Kontraindikationen

Kontraindikationen sind unter anderem therapieresistente Hypertonie, diabetische Retinopathie, bakterielle Endokarditis, gastrointestinale Läsionen (Ulcera, Divertikel, Polypen, Tumoren, Ösophagusvarizen), Schädel-Hirn-Trauma, intracerebrale Aneurysmen, größere Operationen in den letzten zwei Wochen, Schwangerschaft und Alkoholismus.

Anwendungstipps

Patienten, denen Phenprocoumon verabreicht wird, erhalten einen „Marcumar-Pass“ zum Mitführen, damit im Notfall die eingeschränkte Gerinnungssituation erkennbar ist, selbst wenn der Patient nicht ansprechbar sein sollte. In einem solchen Pass muss nach jeder Blutkontrolle der aktuelle Quickwert oder INR-Wert eingetragen werden; auch die aktuelle verordnete Dosierung sollte stets auf dem aktuellen Stand sein. Ebenso ist in diesem Pass ein Ziel-Quick oder Ziel-INR vermerkt, auf den der Patient eingestellt ist.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung wies 1998 in einer Stellungnahme darauf hin, dass es bei Einnahme von Phenprocoumon keiner besonderen Diät bedarf. Insbesondere die Empfehlungen auf Kohl, grünes Blattgemüse und Leber zu verzichten, beruhten auf einer veralteten Datenlage.

Erlaubte Analgetika, Antiphlogistika und Sedativa

Marcumar-Patienten sollten auf Selbstmedikation, insbesondere mit Analgetika verzichten; Acetylsalicylsäure ist wegen seiner Thrombozytenaggregationshemmenden Wirkung sehr gefährlich. Zusätzlich ist die gleichzeitige Anwendung mit Diclofenac/Voltaren kontraindiziert, da es die Wirkung von Phenprocoumon verstärkt.

Mögliche Kombinationen mit Phenprocoumon:

Therapeutischer Bereich

Im Allgemeinen wird die Dosis des Marcumars über die Gerinnungswerte (alt: Quickwert; neu: INR) festgelegt. Selten ist eine Spiegelbestimmung notwendig. Will man eine Marcumareinnahme beweisen oder widerlegen, ist eine Spiegelbestimmung sinnvoll. Der therapeutische Blutspiegel liegt zwischen 2,0 und 3,5 mg/dl.
So kann man zum Beispiel bei einer Marcumarüberdosierung (Quickwert: 5%) einen Phenprocoumonspiegel von 7,5 mg/dl feststellen.

Da Quickwerte, die in verschiedenen Labors bestimmt wurden, nicht unbedingt vergleichbar sind, gibt es eine methodenunabhängige Größe der WHO, den "International Normalized Ratio" (INR-Wert).

Beide Werte, Quickwert sowie INR-Wert, drücken aus, wie aktiv das Gewebsthromboplastin ist, welches für die Blutgerinnung zuständig ist. Beispiel: Ein INR-Wert von 5 besagt, dass das Blut fünfmal langsamer gerinnt, ein Quickwert von 80 % dass die Aktivität des Thromboplastins 80 % der Aktivität von normalem Blut beträgt. Der Zielbereich für den INR Wert liegt normalerweise zwischen 2,5 und 3,5.

Wirkmechanismus und Nebenwirkungsmechanismus siehe: Cumarine.

Siehe auch

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Phenprocoumon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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