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Peroneuslähmung



Als Peroneuslähmung bezeichnet man die Lähmung des Nervus peroneus. (Synonym: Nervus peroneus communis, Nervus fibularis communis, gemeinsamer Wadenbeinnerv). Die Lähmung kann den gesamten Nerven betreffen oder einzelne Anteile. Typisch ist die Unfähigkeit die Fußspitze und die Zehen anzuheben. Bei Tieren kommt es zu einer Streckung im Sprunggelenk und einer Beugehaltung der Zehen, wodurch der Fuß mit dem Fußrücken aufgesetzt wird (sog. „Überköten“).

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Der N. peroneus communis teilt sich im Bereich des Kniegelenks in die beiden Hauptäste N. peroneus superficialis (oberflächlicher Wadenbeinnerv) und N. peroneus profundus (tiefer Wadenbeinnerv). Der N. peroneus superficialis ist vorwiegend sensibel, versorgt aber auch den Musculus peroneus longus und den Musculus peroneus brevis, die der Pronationsbewegung des Fußes dienen. Der N. peroneus profundus versorgt die zur Fußhebung benötigten Muskeln des Sprunggelenks sowie die Muskeln des Fußrückens und hat ein sensibles Versorgungsgebiet an der Haut zwischen der 1. und 2. Zehe.

Klinisches Bild

Entsprechend dem oben genannten Versorgungsgebiet des Nerven gestaltet sich auch das Ausfallsbild. Bei einer Läsion des N. peroneus communis kann der Patient weder Fuß noch Zehen heben und die Auswärtsbewegung (Abduktion) im Sprunggelenk ist nicht mehr möglich. Da die Fußspitze nicht durch Bewegung im Sprunggelenk angehoben werden kann, muß beim Laufen der gesamte Fuß soweit angehoben werden, daß die Fußspitze nicht am Boden schleift. Dies geschieht durch verstärkte Beugung des Hüft- und Kniegelenkes. Das daraus resultierende Gangbild bezeichnet man als „Steppergang“.

Ist nur der N. peroneus superficialis betroffen, kommt es zu sensiblen Ausfällen am äußeren Unterschenkel und Fußrücken. Da im Falle dieser isolierten Läsion die Mm. peronei nicht mehr bewegt werden können, steht der Fuß in Supinationsstellung, das bedeutet nach innen eingedreht. Heben und Senken des Fußes ist aber möglich.

Fällt der tiefe Ast, der N. peroneus profundus aus, dann ist das Heben von Fuß und Zehen nicht mehr möglich. Über die Zeit kann sich unbehandelt ein s.g. „Spitzfuß“ entwickeln. Außerdem ist die Hautsensibilität zwischen der 1. und 2. Zehe gestört.

Pathogenese

Als Ursache (Ätiologie) für die Entstehung (Pathogenese) kommen Schädigungen infolge Frakturen und Luxationen auf Höhe des Kniegelenks (Fibulaköpfchenluxation, Fraktur des Fibulaköpfchens) und dem crossed-legs-palsy (durch zu häufiges Übereinanderschlagen der Beine) in Frage.

Auch bei therapeutischen Maßnahmen (iatrogen) wie Verletzungen bei Meniskusentfernung und Lagerungsschäden auf dem Operationstisch kann es zu Schädigung des Nerven kommen. Der N. peroneus profundus kann auch infolge Kompression beim vorderen Tarsaltunnelsyndrom ausfallen.

Diagnostik

Die Schädigung ist bereits anhand des klinischen Bildes zu vermuten, aber die Abgrenzung gegenüber einer Schädigung der 5. Lumbalwurzel nicht immer einfach. Die Nervenleitgeschwindigkeit ist bei Teilschädigung herabgesetzt. Der Peroneusreflex ist ggf. abgeschwächt. Der im allgemeinen leichter auslösbare Archillessehnenreflex ist erhalten, da die hintere Wadenmuskulatur nicht vom Nerven versorgt wird. Die Nervenschädigung läßt sich auch mittels Messung von Muskelaktionspotentialen in der versorgten Muskulatur objektivieren.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch kommen ein Bandscheibenvorfall mit Wurzelkompressionssyndrom im Bereich des 5. Lendenwirbels, eine zentrale Schädigung mit ähnlichen Symptomen (Wernicke-Mann Gangbild), die diabetische Neuropathie (hier dominieren strumpfförmige Sensibilitätsausfälle), ALS (meist nur motorische Ausfälle) und ein Kompartmentsyndrom an der Unterschenkelloge (Tibialis-anterior-Syndrom, auch mit Steppergang, aber starke Schmerzsymptomatik) in Frage.

Therapie

Das Ziel der Therapie ist vorrangig die Verbesserung des Gangbildes. Ein operatives Vorgehen mittels Nervennaht bei teilweiser oder vollständiger Durchtrennung ist möglich, aber meist wirkungslos. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Physiotherapie zu Stärkung der anderen Muskeln. Auch Akupunktur bewährt sich nicht selten als sinnvolle Ergänzung. Das Anlegen einer sog. Peronäusschiene kann das Gehen ebenfalls deutlich vereinfachen.

Prognose

Eher ungünstig, d.h die Schäden bleiben trotz Ausschöpfen sämtlicher Therapieoptionen meist erhalten. Eine Progredienz ist aufgrund der Genese der Erkrankung jedoch nicht zu erwarten.

Quellen

  • Pschyremebel Klinisches Wörterbuch 257. Auflage
  • Neurologie - Masuhr, 5. Auflage, Thieme
  • Orthopädie - Niethardt, 4. Auflage, Thieme
  • Anatomie - Schiebler, 8. Auflage, Springer
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Peroneuslähmung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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