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Milnacipran



Steckbrief
Name (INN) Milnacipran
Wirkungsgruppe

SNRI-Antidepressivum

Handelsnamen

Dalcipran® (A), Ixel® (FIN)

Klassifikation
ATC-Code N06AX17
CAS-Nummer 92623-85-3
Verschreibungspflichtig: Ja

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Fachinformation (Milnacipran)
Chemische Eigenschaften

IUPAC-Name: (+/-)-cis-2-(Aminomethyl)-N,N-diethyl-1-
phenylcyclopropancarbamid
Summenformel C15H22N2O
Molare Masse 246,35 g/mol

Milnacipran ist ein Arzneistoff, der innerhalb der EU bislang in 10 Ländern in Form von Kapseln als Antidepressivum in der psychiatrische Therapie zugelassen wurde. Die Substanz wird pharmakologisch den Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Milnacipran hemmt im Zentralnervensystem die Wiederaufnahme (das Reuptake) von Serotonin und von Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt in die präsynaptischen Vesikel. Vergleichbare Mechanismen wurden bei vielen anderen Antidepressiva festgestellt; die stimmungsaufhellenden Effekte von Milnacipran dürften auf ähnlichen molekularen Vorgängen basieren wie die Wirkungen von SSRI und SNRI.

Die Substanz soll keine Affinität zu Adrenozeptoren oder histaminergen H1-Rezeptoren aufweisen und nur eine sehr geringe Affinität zu cholinergen, Benzodiazepin-, Opiat- oder dopaminergen D1-/D2-Rezeptoren besitzen. Es gibt dennoch klare Anhaltspunkte dafür, dass Milnacipran auch mit dem dopaminergen System interferiert (1) – möglicherweise über einen Umweg.

Wirkungen

Milnacipran weist vergleichbares Profil an erwünschten und unerwünschten Wirkungen auf wie die anderen SNRI. Mit einer ähnlichen Absetzsymptomatik, wie sie mittlerweile etwa vom Venlafaxin bekannt ist, muss deshalb gerechnet werden (2).

Indikationen

Milnacipran kann in den Staaten, wo eine Zulassung als Arzneimittel besteht, zur Behandlung von Depressionen bei Erwachsenen angewendet werden.

Kontraindikationen

Bei Kindern und Jugendlichen ist die Anwendung kontraindiziert. Die für SSRI und SNRI ergangene offizielle Warnung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) gilt ebenso für Milnacipran (3).

Darüber hinaus ist die gleichzeitige Verabreichung von MAO-Hemmern und Katecholaminen strikt zu unterlassen, da die Gefahr eines Serotonin-Syndroms besteht.

Stellenwert, Verfügbarkeit

Milnacipran gilt nicht als Erstwahlmittel zur Behandlung der Depression, da besser erprobte Substanzen aus der Gruppe der SSRI/SNRI in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.

Bewertung der antidepressiven Wirkung

Laut einem Cochrane-Review vom Oktober 2005 wirkt Milnacipran gegen depressive Symptome etwas schwächer als Fluoxetin (4).

Etablierung auf dem Arzneimittelmarkt

Milnacipran konnte seit der Ersteinführung in Österreich 1998 keinen bedeutenden Marktanteil erringen. Hersteller und Vertreiber verzichteten in der Folge auf den Markteintritt in weiteren EU-Staaten, obwohl die Zulassung in einem Mitgliedsland der Gemeinschaft prinzipiell die Verkehrsfähigkeit im gesamten EU-Raum bewirkt.

In einem "zweiten Anlauf" bereiten finanz- und marketingstarke Partner seit etwa 2004 die breite Markteinführung in den USA vor. Laut Börsenberichten haben Investoren mehrere 100 Millionen US-Dollar bereitgestellt, um die US-Zulassung von Milnacipran für die Indikation Fibromyalgie-Syndrom (FMS) zu erreichen (5). Für diese umstrittene Diagnose existiert bislang kein zugelassenes Medikament.

Die Einführung in Österreich ging seinerzeit u.a. mit "unsauberen" Praktiken einher (6). Ähnliches kann wegen des Disease Mongering rund um FMS für den US-Markt vermutet werden.

Handelspräparate

Der Markenname des in Österreich vertriebenen Milnacipran-Präparats ist Ixel® (Hartkapseln). Die Dosis beträgt dabei 50 mg Milnacipran je Kapsel zur zweimaligen täglichen Einnahme (100 mg/Tag).

In Argentinien wird das Medikament unter der Bezeichnung Dalcipran gehandelt. Milnacipran war weltweit zur Jahresmitte 2004 in weiteren ca. 20 Staaten erhältlich, ein Jahr später waren 10 weitere nationale Zulassungen erfolgt.

In Deutschland und in der Schweiz bestand mangels Antrag per Januar 2006 keine Zulassung, obwohl die deutsche Genehmigung mittels eines Verwaltungsakts erteilt werden könnte.

Quellen

  • 1 Effect of repeated treatment with milnacipran on the central dopaminergic system. Pol J Pharmacol. 2000 Mar-Apr;52(2):83-92. PMID 10949109.
  • 2 SNRIs: their pharmacology, clinical efficacy, and tolerability in comparison with other classes of antidepressants. CNS Spectr. 2005 Sep;10(9):732-47. PMID 16142213.
  • 3 Pressemitteilung der EMEA in deutscher Übersetzung des BfArM
  • 4 Fluoxetine versus other types of pharmacotherapy for depression. Cochrane Database Syst Rev. 2005 Oct 19;(4):CD004185. PMID 16235353.
  • 5 Cypress Bio erhält Millionenvorschuss für Medikament (Quelle: finanzen.net).
  • 6 Was hat Scheibenbrot mit Antidepressiva zu tun? - Zuschrift in Arzneiverordnung in der Praxis, hrsg. von der AKdÄ, 2/2002.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Milnacipran aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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