Nach gescheiterter Übernahme: Gerüchte über neues Gebot für Stada
Stada betont die eigene Stärke - und zeigt sich zugleich offen für weitere Offerten
(dpa) Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch für den hessischen Arzneimittelhersteller Stada haben am Dienstag bereits neue Kauffantasien die Runde gemacht. Auch der im MDax notierte Konzern zeigte sich offen für neue Gebote. Zugleich pochte der Hersteller von Nachahmermedikamenten und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad und der Sonnenmilch Ladival auf seine Wachstumspläne aus eigener Kraft. Der Betriebsrat begrüßte dagegen das Aus für den Kauf durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Deren Offerte war gescheitert, da nicht genug Stada-Aktionäre zugestimmt hatten.
Jedoch könnte das Ringen um Stada bald in eine neue Runde gehen. Vornehmlich Hedgefonds sollen auf Bain und Cinven zugekommen sein, um über Bedingungen über ein mögliches neues Angebot zu reden, erfuhr die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag aus informierten Kreisen. Die Hedgefonds haben Interesse an einem neuen Deal: Dem Vernehmen nach waren sie zu hohen Kursen bei Stada eingestiegen und befürchten Verluste mit der Aktie.
Zwar können Bain und Cinven erst 2018 ein neues Angebot vorlegen, da es laut Gesetz eine einjährige Sperrfrist gibt. Wenn Stada einen neuen Anlauf unterstützt und die Finanzaufsicht Bafin zustimmt, ist dies aber auch früher möglich. Die Gerüchte über ein neues Angebot halfen, das Minus der Stada-Aktie einzudämmen. Sie notierte am Nachmittag 3,3 Prozent tiefer bei über 59 Euro, nachdem es zunächst abgestürzt war.
Bain und Cinven hatte die erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent um nur rund 2 Prozentpunkte verfehlt. Dabei galt ihr Angebot von 66 Euro je Stada-Aktie als hoch. Doch gerade viele Privatanleger hatten den Finanzinvestoren ihre Anteile nicht angeboten. Zudem konnten Indexfonds, die den MDax abbilden, ihre Papiere nicht andienen, da kurz vor Ablauf der Frist bestimmte Schwellen nicht erreicht wurden.
Das Zünglein an der Waage sollen laut Bankenkreisen aber Hedgefonds gewesen sein. Sie hätten ihre Aktien nicht angedient, da sie nach einem erfolgreichen Deal auf ein noch höheres Abfindungsangebot für die verbliebenen Minderheitsaktionäre gerechnet hatten.
Die Stada-Führung hatte bis zuletzt für die Übernahme geworben. «Aber unsere Aktionäre haben anders entschieden, dieses Votum haben wir voll und ganz zu akzeptieren», sagte Vorstandschef Matthias Wiedenfels in einer Telefonkonferenz. Stada stehe derzeit nicht in Gesprächen mit Bain und Cinven über Möglichkeiten, wie diese doch noch zum Zuge kommen könnten. «Es gibt keinen Masterplan B oder C.» Der Manager machte aber zugleich deutlich, dass Stada weiter Übernahmeangeboten offen gegenüberstehe.
Der Stada-Betriebsrat begrüßte derweil das Scheitern der Übernahme. Er hatte den Verlust von Arbeitsplätzen befürchtet. Wiedenfels zeigte sich gelassen: «Wir machen ganz normal weiter mit dem, was wir uns ohnehin vorgenommen haben.» Er verwies auf die begonnene Strategie, die etwa Einsparungen, einen stärkeren Vertrieb und neue Medikamente für die internationalen Märkte vorsieht.
Die Geschäftsziele für 2017 und auch die ehrgeizige Prognose bis 2019 lässt Stada unangetastet. Für das laufende Jahr peilt der Konzern bis zu 2,35 Milliarden Euro Umsatz sowie einen Gewinn von bis zu 205 Millionen Euro an. Indes hat der Übernahmeprozess Kosten verursacht, etwa für Berater. Dies werde sich im Halbjahresergebnis niederschlagen, kündigte Wiedenfels an.
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