Leukämie an der Wurzel packen
Hemmung von CDK6 könnte Leukämierückfälle verhindern
Angelika Berger / Vetmeduni Vienna
Blutstammzellen oder Hämatopoetische Stammzellen (HSCs) befinden sich im Knochenmark. Benötigt der Körper neue Blutzellen, werden diese Stammzellen aktiv, vermehren sich und reifen zu Blutzellen heran. Tritt diese Aktivierung unter falschen Voraussetzungen und zum falschen Zeitpunkt ein, können sogenannte leukämische Stammzellen entstehen. Diese Zellen können eine Leukämieerkrankung verursachen.
Leukämische Stammzellen können über Jahre im Knochenmark ruhen
Leukämische Stammzellen stellen eine große Herausforderung in der Krebstherapie dar, weil sie im Knochenmark ruhen und gegen Therapien mit Chemotherapeutika abgeschirmt sind. Genau diese ruhenden leukämischen Stammzellen sind es, die oft Jahre und Jahrzehnte nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung erneut eine Leukämie ausbrechen lassen.
Ohne CDK6 werden leukämische Stammzellen nicht aktiv
Die Erstautorin Ruth Scheicher und ihre Kollegen vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie haben die Unterschiede zwischen gesunden Blutstammzellen und leukämischen Stammzellen untersucht. Insbesondere interessierten sie sich für die Funktion des Proteins CDK6 (Cyclin-dependent Kinase 6). Dieses ist bekannt dafür, den Zellzyklus zu kontrollieren. Die Forschenden fanden heraus, dass CDK6 auch leukämische Stammzellen und ruhende Blutstammzellen in Stress-Situationen aktivieren kann. Stress entsteht, wenn sehr rasch neue Blutzellen produziert werden müssen wie zum Beispiel bei großem Blutverlust, nach Knochenmarkstransplantation oder Chemotherapie. CDK6 aktiviert dann diese Zellen, indem es den Transkriptionsfaktor Egr1 hemmt und die Zellteilung ermöglicht. Ohne CDK6 kann Egr1 nicht reguliert werden und so bleiben die Blutstammzellen im Ruhezustand. Besonders interessant ist, dass dieser Mechanismus nur im leukämiekranken Organismus stattfindet, nicht aber im gesunden Körper unter normalen Umständen.
„Um eine Leukämie auszulösen benötigen leukämische Stammzellen unbedingt CDK6. Ohne das Protein gibt es keine Aktivierung und Teilung der Krebsvorläuferzellen. Bei der normalen Blutzellbildung spielt CDK6 aber keine Rolle. Und genau das schafft eine Möglichkeit, die Leukämie an der Wurzel zu packen. Hemmt man CDK6, attackiert man dadurch lediglich leukämische Stammzellen. Die gesunden Stammzellen bleiben unbeschadet“, erklärt Scheicher.
Originalveröffentlichung
Meistgelesene News
Originalveröffentlichung
“CDK6 as a key regulator of hematopoietic and leukemic stem cell activation”; Scheicher R, Hoelbl-Kovacic A, Bellutti F, Tigan AS, Prchal-Murphy M, Heller G, Schneckenleithner C, Salazar-Roa M, Zöchbauer-Müller S, Zuber J, Malumbres M, Kollmann K und Sexl V.; Blood 2015
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Life-Science-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Biotechnologie, Pharma und Life Sciences bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.