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Tramadol



Strukturformel
Allgemeines
Freiname Tramadol
Andere Namen
  • IUPAC:(RS,RS)-2-(Dimethylaminomethyl) -1-(3-methoxyphenyl) cyclohexanol
  • Latein: Tramadolum
Summenformel C16H25NO2
CAS-Nummer 27203-92-5
SMILES

CN(C)CC1CCCCC1(C2=CC(=CC=C2)OC)O

Arzneistoffangaben
Wirkstoffgruppe

Opioid-Analgetikum

ATC-Code N02AX02
Fertigpräparate
  • Tramadol-Mepha® (CH)
  • Tramadol-STADA ® (D)
  • Tramal® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 263,38 g·mol−1
Schmelzpunkt 180-181 °C
Löslichkeit

löslich in Wasser

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

Xn
Gesundheits-
schädlich
[1]
R- und S-Sätze R: 22[1]
S: keine S-Sätze[1]
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

228 mg·kg−1 (Ratte p.o.)[2]

WGK 2 (wassergefährdend)[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Tramadol ist ein schwachwirksames Opioid, welches zur Therapie mittelstarker Schmerzen eingesetzt wird. Der Wirkstoff wurde vom Pharmaunternehmen Grünenthal entwickelt. Off-Label wird es auch zur Behandlung vom Restless-Legs-Syndrom verwendet.

Tramadol ist in Deutschland u. a. als Tramal®, Tramadolor® von Hexal und als Doloxene® im Handel. Es ist verschreibungspflichtig und unterliegt als eines von wenigen Opioiden nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Tramadol ist bedingt zuzahlungsfrei, heißt, ab einer Wirkstoffmenge von 100 mg oder mehr (AOK Schleswig-Holstein, Liste aller zuzahlungsfreien Medikamente)

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

Tramadol ist ein reiner Agonist und neben Meptazinol (Handelsname Meptid®) das einzige injizierbare Opioid-Analgetikum, das nicht unter das BtMG fällt. Die analgetische Potenz beträgt das 0,1-fache von Morphin, Morphin dient als Basis für die Beurteilung der Potenz eines Analgetikums und hat damit die Potenz 1,0. Tramadol ist also 10 mal schwächer als Morphin. Damit eine ausreichende schmerzstillende (analgetische) Wirkung erzielt wird, muss die Wirkstoffkonzentration also 10 mal höher sein als bei einem Morphium-Präparat. Typischerweise enthält eine Ampulle 50 oder 100 mg Tramadol.

Bei Tramadol handelt es sich um einen teilweisen Agonisten an den μ-Rezeptoren, was zur Dämpfung der Schmerzwahrnehmung führt. Ferner ist es ein Agonist am GABA-Rezeptor und ein schwacher Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Hieraus erklärt sich auch die antidepressive und anxiolytische Wirkung, die bei einer Schmerztherapie nicht unerwünscht ist.

Tramadol wird rein synthetisch hergestellt und besitzt wie oben beschrieben nur eine schwache Affinität zu den μ-Rezeptoren. Hervorzuheben ist noch die geringe organotoxische Wirkung von Tramadol (und Opioiden allgemein); ganz im Gegensatz zu entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie NSAR, die in hohem Maße Magen, Darm und andere Organe schädigen können. Auf jeden Fall zu beachten ist allerdings die mit bis zu 30 % recht hohe Non-Responder-Rate.

Dosierung

Die Dosierung der Initialdosis bzw. Toleranz beträgt 1,0 bis 1,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Sie wird langsam intravenös injiziert, bei Bedarf erfolgt eine Wiederholung der Gabe. Nach ca. 5 bis 6 Minuten setzt die Wirkung ein; das Wirkmaximum ist bereits nach 20 Minuten erreicht und hält etwa drei bis vier Stunden an. Tramadol gibt es ebenfalls in Tablettenform (Kapseln, Brausetabletten und Retard-Kapseln) und als Tropfen. Verbreitet in der Schmerztherapie sind die Tropfen. Dosierung bei mäßig starken Schmerzen: Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren als Einzeldosis: 20 Tropfen (entspr. 50 mg Tramadol-HCl). Tritt innerhalb von 30 bis 60 min keine Schmerzbefreiung ein, werden noch einmal 20 Tropfen eingenommen. Ist bei starken Schmerzen ein höherer Bedarf zu erwarten, werden als Einzeldosis 40 Tr. (entspr. 100 mg Tramadol-HCl) eingenommen. Die Wirkung hält je nach Schmerzen 4-8 Std. an. Tagesdosen von 160 Tr. (entspr. 400 mg Tramadol-HCl) sollten nicht überschritten werden (Quelle: Rote Liste).

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen wie Schwitzen, Sedierung und Verwirrtheit können auftreten, ebenso wie Schläfrigkeit. In therapeutischer Dosierung hat Tramadol wegen seiner geringen μ-Selektivität keinen beachtenswerten Einfluss auf die Atmung und den Pulmonalarteriendruck. Häufig wird eine starke Übelkeit beobachtet (Kombination mit Antiemetikum empfehlenswert) sowohl bei oraler Gabe, als auch bei zu schneller Injektion. Blutdruck und Pulsfrequenz werden ebenfalls kaum beeinflusst.

Bei der Einnahme von mehreren Opioiden wird Tramadol meistens verdrängt, da die meisten anderen Opioide höhere Affinitäten zu den Opioid-Rezeptoren haben.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Tramadol darf nicht zusammen mit Bupropion (Zyban®) und MAO-Hemmern verwendet werden, es sind schwerwiegende Nebenwirkungen zu erwarten. Bei der Komedikation mit oralen Antikoagulantien[3] ist Vorsicht geboten, und auf den Konsum von Alkohol sollte während der Behandlung verzichtet werden.

Bei der kombinierten Gabe von Tramadol und einem Benzodiazepin muss besondere Vorsicht und eine ununterbrochene Überwachung gewährleistet sein, da beide Stoffgruppen als Nebenwirkung das Atemzentrum dämpfen und so zum Atemstillstand führen können.

Ebenfalls ist große Zurückhaltung geboten, wenn Tramadol mit anderen serotoninergen Medikamenten eingesetzt wird, da es zu einem Serotonin-Syndrom kommen kann.[4] Zu diesen Mitteln zählen auch SSRI-Antidepressiva wie z.B. Fluoxetin und Citalopram und zudem auch illegale Drogen wie Amphetamin ("Speed") und Kokain.

Tramadol-Injektionslösungen sind inkompatibel, wenn sie in der gleichen Spritze mit parenteralen Darreichungsformen von Diazepam, Diclofenac, Flunitrazepam, Glyceroltrinitrat, Indometacin, DL-Lysinmono(acetylsalicylat), Midazolam, Piroxicam und Phenylbutazon aufgezogen werden; es kommt zur Ausflockung.[5]

In fixer Kombination wird Tramadol mit Paracetamol als Zaldiar® 37,5 mg/325 mg von Grünenthal GmbH angeboten.

Gewöhnung und Abhängigkeitspotential

Eine psychische Abhängigkeit kann bei längerfristigem, selten auch bei kurzfristigem Konsum eintreten. Körperliche Abhängigkeit tritt auf, wenn auch selten.

Die Einnahme über einen längeren Zeitraum kann zu einer akkumulierten Freigabe von Dopamin und Noradrenalin führen, sobald das Medikament abgesetzt wird. Dies kann in den ersten zwei bis drei Wochen nach Absetzen zu verstärktem Schmerzempfinden und Unwohlsein führen.

Quellen

  1. a b c d Sicherheitsdatenblatt für Tramadol-Hydrochlorid – Sigma-Aldrich 09.12.2007
  2. Tramadol bei ChemIDplus
  3. Scher ML, et al. Potential interaction between tramadol and warfarin. Ann Pharmacother 1997; 31: 646–7
  4. Woggon, Brigitte (2005) Behandlung mit Psychopharmaka (2. Auflage). Bern: Hans Huber. ISBN 3-456-83538-8
  5. Abanmy NO, et al. Compatibility of tramadol hydrochloride injection with selected drugs and solutions. Am J Health-Syst Pharm 2005; 62: 1299–1302
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tramadol aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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