Freiburger Wissenschaftler entdecken molekularen Schalter von Entzündungsreaktionen
Angiopoietin-2 (Ang-2) gehört zur Familie der Angiopoietin Wachstumsfaktoren. Angiopoietin-1 (Ang-1) bindet an den Rezeptor Tie-2 auf der Oberfläche von Gefäßwandzellen (Endothelzellen). Die Aktivierung von Tie-2 durch Ang-1 ist für die dauerhafte Stabilisierung von Blutgefäßen erforderlich. Angiopoietin-2 (Ang-2) ist der funktionelle Antagonist der Ang-1/Tie-2 Wechselwirkung. Die Bindung von Ang-2 an den Rezeptor Tie-2 führt zur Destabilisierung von Blutgefäßen, wodurch diese empfänglich für äußere Reize werden. Vor zwei Jahren hatten die Wissenschaftler der Klinik für Tumorbiologie um Dr. Ulrike Fiedler beobachtet, dass der Inhibitor der dauerhaften Ang-1/Tie-2-vermittelten Gefäßstabilisierung, Ang-2, von Endothelzellen selbst gebildet und in diesen gespeichert wird. Diese Speicherung von Ang-2 in Endothelzellen legte die Vermutung nahe, dass gespeichertes Ang-2 in der Lage ist, nach Freisetzung schnelle Anpassungsreaktionen des Blutgefäßsystems zu steuern.
Dieser Hypothese sind die Forscher in einer wissenschaftlichen Arbeit nachgegangen: Sie konnten zeigen, dass Mäuse, denen das Ang-2 Gen fehlt, keine schnellen entzündlichen Reaktionen initiieren können. Dabei sind die Zellen der Gefäßwand nicht in der Lage, auf einen Entzündungsreiz das Repertoire an Adhäsionsmolekülen auf ihrer Oberfläche zu präsentieren, das zum Andocken von Entzündungszellen erforderlich ist. Die Bedeutung dieser Entdeckung liegt damit vor allem in der Erkenntnis, dass Ang-2 in der Hierarchie der Entzündungskaskade hoch angesiedelt ist und einen molekularen Schalter der Gefäßwand darstellt, mit dem die Zellen der Gefäßwand ihre Reaktionsfähigkeit auf äußere Reize steuern. Die Ergebnisse der Untersuchungen haben erhebliche Bedeutung für eine ganze Reihe von Erkrankungen, die mit entzündlichen Reaktionen der Gefäßwand einhergehen. Darüber hinausgehend vermuten die Wissenschaftler eine Beteiligung von Ang-2 bei anderen krankhaften Gefäßveränderungen wie Blutgerinnung, Arteriosklerose und der mit dem Wachstum von Tumoren einhergehenden Blutgefäßbildung. Ebenso wie die Erforschung von Angiopoietin-2 als möglichen therapeutischen Angriffspunkt für verschiedene Erkrankungen sind diese Arbeitshypothesen Gegenstand laufender weiterführender Untersuchungen.
Originalveröffentlichung: U. Fiedler, Y. Reiss, M. Scharpfenecker, V. Grunow, S. Koidl, G. Thurston, N. W. Gale, M. Witzenrath, S. Rosseau, N. Suttorp, A. Sobke, M. Herrmann, K. T. Preissner, P. Vajkoczy, H. G. Augustin; "Angiopoietin-2 sensitizes endothelial cells to TNF? and has a crucial role in the induction of inflammation."; Nature Medicine 2006.
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