Japan forciert Biotechnologie

Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit

06.02.2003
Tokio (dpa) - Japan will in den kommenden Jahren zu einem der weltweit führenden Hersteller biotechnischer Produkte werden. Zu diesem Zweck plant die Regierung, künftig verstärkt in diesen als zukunftsträchtig geltenden Bereich zu investieren. Fortan wird der Biotechnologie neben der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Nanotechnologie sowie der Umwelttechnik eine Schlüsselrolle im Bestreben des Landes zugewiesen, die eigene internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise wiederzuerlangen. Erklärtes Ziel der japanischen Regierung ist es, den Markt für biotechnologische Erzeugnisse und damit in Verbindung stehende Produkte sowie Verfahren bis zum Jahre 2010 auf rund 25 Billionen Yen (194 Milliarden Euro) auszubauen. Im Jahre 2001 hatte sich der Markt Branchenschätzungen zufolge noch auf 1,3 Billionen Yen belaufen, was einem Zuwachs zum Vorjahr von 7,6 Prozent entsprach. Bisher sah sich Japan bei der Biotechnologie gegenüber anderen Ländern jedoch teilweise weit im Hintertreffen. Die Zahl der in diesem Bereich tätigen Start-up Firmen belief sich nach einer Erhebung der Japan Biotechnology Association (JBA) im Dezember auf gerade 333, verglichen mit rund 1500 in Europa und den USA. «Die japanische Biotechnologie-Industrie hinkt hinter der der USA und Europa hinterher, weil es den öffentlichen und privaten Sektoren an einem strategischen Plan fehlte», befand unlängst Tadamitsu Kishimoto, Leiter des unter Vorsitz von Ministerpräsident Junichiro Koizumi stehenden strategischen Regierungsausschusses für Biotechnologie. Universitäten und andere Gesellschaften hätten viel versprechende Technologien, doch mangele es an personellen Ressourcen, um die Technologien auf den Markt zu bringen, befand die JBA. Das soll nun anders werden: Nach einem vom Strategieausschuss der Regierung erarbeiteten Entwurf sollen unter anderem die Forschungsaufwendungen über die nächsten fünf Jahre verdoppelt werden. Über eine Million neuer Arbeitsplätze sollen in diesem Wachstumssektor entstehen, verglichen mit derzeit rund 67 000. Die Regierung will, dass sich die Zahl der heimischen Biotech-Unternehmen bis 2010 auf 1000 erhöht. Dann soll der Markt für Bioinformatik - einer Fusion aus Informations- und Biotechnologie - 75 Mal so groß sein wie derzeit. Der Markt für analytische Ausrüstungen solle zudem auf das über 30- Fache wachsen, schrieb die Finanzzeitung «Nihon Keizai Shimbun». Nach einer von ihr zitierten Studie der Fuji Keizai Co wird Japans Markt rund um DNA-Chips bis zum Fiskaljahr 2010 auf 26,7 Milliarden Yen anwachsen und sich damit gegenüber 2001 mehr als verdoppeln. Den Schwerpunkt seiner Anstrengungen legt Japan auf so genannte Post-Genom-Technologien, nachdem das Land bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms keine herausragende Rolle gespielt hatte. Durch Untersuchung der Strukturen und Funktionen von Proteinen sollen neue Medikamente und Behandlungsverfahren für verschiedene Krankheiten entwickelt werden. Eine wachsende Zahl nationaler Forschungsinstitute und Universitäten hat damit begonnen, ihre Forschungseinrichtungen für junge Start-up Unternehmen und andere Organisationen zu öffnen. Die Biotechnologie gehört in Japan zu den wenigen Lichtblicken am ansonsten eher düsteren Konjunkturhimmel. Viele Unternehmen wie der Elektronikriese Hitachi sehen sich daher veranlasst, ihre Aktivitäten im Bereich der Biotechnologie zu intensivieren. Nippons IT-Konzerne wollen auf diese Weise auch die Flaute der Informations- und Kommunikationsindustrie ausgleichen. Um die Gründung kleiner Biotechnologieunternehmen zu fördern, setzt Japan zunehmend auf regionale Biozentren. Die ersten Projekte in diesem Bereich entstehen derzeit im Großraum Tokio und der Kansai-Region um die Stadt Osaka.

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