Deutsche entwickeln neuen Ansatz gegen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

23.07.2002
London/München (dpa) - Münchner Forscher haben einen neuen Ansatz zur Therapie von Gehirnerkrankungen wie der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit, Scrapie und der Rinderseuche BSE gefunden. Eine kurzzeitige Behandlung habe die Überlebenszeit von Mäusen, die eine entsprechende Prionen-Krankheit hatten, um 38 Prozent verlängert, schreiben Prof. Hans Kretzschmar und Kollegen der Ludwig-Maximilians- Universität-München im britischen Fachjournal «Lancet» (BD. 360, S. 229) von diesem Samstag. Eine dreiwöchige Therapie habe sogar noch wesentlich bessere Erfolge gezeigt. Diese Methode könnte nach Meinung Kretzschmars bald auch gegen menschliche Prionen-Krankheiten eingesetzt werden. Prionen enthalten kein Genmaterial, und dies könnte, so die Überlegung des Teams, ein Grund für die fehlende Immunreaktion des Körpers auf diese Proteine sein. Die Forscher nutzten eine Art künstliche Gen-Stückchen, die so genannten CpG Oligodeoxynucleotide (CpG ODN). Von diesen war bereits bekannt, dass sie das Immunsystem stimulieren. Das Team spritzte Versuchsmäusen sehr stark zerkleinerte (homogenisierte) Gehirnmasse von Mäusen, die vorher mit dem Scrapie- Erreger infiziert worden waren. Die Überlebenszeit der Versuchsmäuse, die am selben Tag und weitere vier Tage das künstliche Gen-Stückchen CpG erhielten, war 38 Prozent länger als diejenige solcher Mäuse, die kein CpG bekamen. Die behandelten Tiere überlebten rund 250 Tage, die unbehandelten nur rund 180 Tage. Wurde CpG ODN drei Wochen nach der Infektion täglich gegeben, zeigten die behandelten Nager auch 330 Tage nach der Infektion noch keine Krankheitszeichen. Ob eine Behandlung mit CpG auch nütze, wenn sie erst lange nach der Infektion beginne, sei nicht bekannt, schreibt das Team. Die wahrscheinlichste Erklärung für den Erfolg ist laut Kretzschmar eine Stimulierung bestimmter Immunzellen, die durch die künstlichen Gen-Stückchen aktiviert werden.

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