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Quorum sensing



Als Quorum sensing wird die Fähigkeit von Einzellern bezeichnet, miteinander zu kommunizieren. Sie erlaubt es den Zellen einer Suspension durch Autoinduktion die Zelldichte der Population zu messen und darauf zu reagieren. An sich stammt der Begriff aus der Zeit des römischen Reiches und bezeichnete im Senat die für eine Abstimmung benötigte geringste Zahl an Mitgliedern.

Quorum sensing wird von Bakterien benutzt, um Prozesse zu koordinieren, die ineffizient wären, wenn sie nur von einzelnen Zellen durchgeführt würden, z.B. Biolumineszenz, die Bildung von Biofilmen, oder Sekretion von Antibiotika oder Pathogenitätsfaktoren.

Bakterien, die das Quorum sensing nutzen, produzieren und sezernieren Signalmoleküle, die als Autoinduktoren bzw. als Pheromone wirken. Dabei handelt es sich im Falle von Autoinducer-1 um N-Acyl-Homoserin-Lactone (AHL). AI-1 dient der innerartlichen Kommunikation. Autoinducer-2 ist ein zyklischer Furanosyl-borat-diester und dient der Kommunikation zwischen verschiedenen Bakterienarten. Die Natur des Autoinducer-3 ist unbekannt. Er wird u.a. von enterhämorrhagischen Escherichia coli benutzt.

Autoinducer werden kontinuierlich ins Medium abgegeben bzw. können die Zellmembranen leicht passieren, weil sie amphiphil sind. Wenn die Konzentration einen Schwellenwert überschreitet, setzt über einen spezifischen Rezeptor die Autoinduktion ein und es werden verschiedene Gene aktiviert, unter anderem diejenigen, die den Autoinduktor produzieren: Es setzt ein "positiver Feedback-loop" ein, der zu einer vollständigen Aktivierung des Rezeptors führt, was wiederum die Regulation anderer Gene zur Folge hat. Zum Beispiel wird so die für die Biolumineszenz verantwortliche Luciferase induziert.

Durch Quorum sensing wird das Verhalten der Bakterien einer Art auf engem Raum koordiniert. Pseudomonas aeruginosa, ein Erreger von Lungenentzündung und anderen Infektionen, kann innerhalb seines Wirts leben, ohne ihn zu schädigen. Wenn er sich jedoch stark vermehrt, ändert er seine "Verhaltensweise": Die Zellen bilden Biofilme und legen das Immunsystem ihres Wirts lahm - der Wirt erkrankt.

Die ersten Organismen, in denen Quorum sensing beobachtet wurde, sind die komplexen Myxobakterien und Spezies aus der Gattung der Streptomyceten. Am bekanntesten ist jedoch die Biolumineszenz von Vibrio fischeri, eine Bakterienart, die als Symbiont in den leuchtenden Organen einer Sepiaart lebt. Freilebende Bakterien dieser Art erreichen nicht dieselbe Konzentration wie innerhalb dieser Organe, weshalb sie dort nicht leuchten.

Streptococcus pneumoniae nutzt Quorum sensing, um Kompetenz zu erreichen.

Beim dimorphen Pilz Candida albicans wirkt Farnesol als Quorum sensing Molekül. Es hemmt bei hoher Populationsdichte das Hyphenwachstum.

Siehe auch

Literatur

  • Waters, C.M. & Bassler, B.L. (2005) Quorum sensing: cell-to-cell communication in bacteria. In: Annu. Rev. Cell. Dev. Biol. Bd. 21, S. 319-346. PMID 16212498 doi:10.1146/annurev.cellbio.21.012704.131001
  • Kay, E. et al. (2006): Small RNAs in Bacterial Cell-Cell Communication. In: Microbe. Bd. 1, S. 63. HTML PDF
  • Sun, J. et al. (2004): Is autoinducer-2 a universal signal for interspecies communication: a comparative genomic and phylogenetic analysis of the synthesis and signal transduction pathways. In: BMC Evol. Biol. Bd. 4, S. 36. PMID 15456522 doi:10.1186/1471-2148-4-36 PDF
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Quorum_sensing aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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