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Otto Gerhard Prokop



Otto Gerhard Prokop (* 29. September 1921 in Sankt Pölten) ist ein österreichischer Anatom und Gerichtsmediziner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

In den drei Jahrzehnten seines Wirkens als Wissenschaftler und Hochschullehrer hat Prokop der deutschen Gerichtsmedizin weit über seinen Wirkungsort der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) jene Anerkennung zurückgegeben, die dieser Zweig der ärztlichen Wissenschaft bis Mitte der 1930er Jahre in Deutschland und dem Ausland besessen hatte.

Nach seiner Matura am Staatsgymnasium von Salzburg nahm Prokop, Sohn eines Arztes, im Jahre 1940 in Wien das Medizinstudium auf, musste es aber nach zwei Semestern wegen Einberufung zur Deutschen Wehrmacht unterbrechen. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft blieb Prokop in Deutschland und setzte sein Studium Ende 1945 in Bonn fort und schloss es 1948 mit dem Staatsexamen und der Promotionsarbeit Über Mord mit Tierhaaren ab. 1953 habilitierte er sich mit der Schrift Experimentelle Untersuchungen über die Sensibilisierung gegen Blutgruppenantigene. Danach war er weiter in Bonn tätig und hielt als Privatdozent im Rahmen der Gerichtlichen Medizin unter anderem Vorlesungen über Die Blutgruppen des Menschen und Naturwissenschaft und Okkultismus. Ende 1956 folgte Prokop einem Ruf an den Lehrstuhl in Ost-Berlin, wo er vom 1. Februar 1957 bis zum 31. August 1987 als Direktor des Institutes für Gerichtliche Medizin der Humboldt-Universität zu Berlin überaus erfolgreich wirkte. Nachfolger in seinem Amt wurde sein langjähriger Schüler Gunther Geserick (* 1938).

Mit der Berufung von Prokop endete das jahrelange Interregnum, das durch die Teilung Berlins und die Gründung zweier deutscher Staaten entstanden war. Durch sein Wirken als Lehrstuhlinhaber und Leiter des Ostberliner Institutes erlangte die forensische Medizin rasch nationale und internationale Anerkennung. Daneben nahm Prokop zeitweise die Aufgaben als Kommissarischer Direktor der Institute für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik der Universitäten Leipzig und Halle (Saale) wahr. Weiterhin war er Direktor des Instituts für Blutspende- und Transfusionswesen in Berlin-Lichtenberg. Zu seinen umfangreichen Lehraufgaben gehörten unter anderem Vorlesungen für Studenten der Medizin, Zahnmedizin, Kriminalistik und Rechtswissenschaft, ferner die Ausbildung von Laborärzten, Chemikern sowie medizinischem, medizinisch-technischem und klinisch-chemischem Personal mit Schwerpunkten toxikologische Analyse und weiter die Ausbildung von Pathologie-Facharztkandidaten. In den drei Jahrzehnten seines Wirkens hat Prokop nicht nur maßgeblichen Einfluss auf den systematischen Ausbau der Gerichtlichen Medizin trotz der Teilung in ganz Deutschland ausgeübt sondern auch eine eigene wissenschaftliche Schule hinterlassen. Auch auf den Gebieten der Blutgruppen- und Serumgruppenkunde, der Genetik und der Krebsforschung vollbrachte er überragende Leistungen. Unter seiner Leitung habilitierten sich über 25 Ärzte; viele von ihnen wurden selbst Lehrstuhlinhaber, Dozenten und Oberärzte in Instituten Deutschlands und des Auslandes.

Wissenschaftliches Werk

Aus Prokops wissenschaftlichen Arbeiten seien hier die im In- und Ausland geschätzten und in mehreren Auflagen erschienenen Standardwerke

  • "Lehrbuch der gerichtlichen Medizin" (bzw. "Forensische Medizin"; 1960),
  • "Bildatlas der gerichtlichen Medizin" (1963),
  • "Lehrbuch der menschlichen Blut- und Serumgruppen" (1963),
  • "Genetik erblicher Syndrome und Mißbildungen" (bzw. "Wörterbuch für die genetische Familienberatung"; 1974) und
  • "Vademecum Gerichtsmedizin" (1990)

herausgegriffen. Sein bisheriges wissenschaftliches Gesamtwerk umfasst über 600 Originalarbeiten und fast 500 größere Vorträge; diese lassen sich in die folgenden drei Schwerpunkttehmen einordnen:

Gerade in letzterem Punkt führte und führt Prokop in zahlreichen Arbeiten und Vorträgen einen streng wissenschaftlich fundierten Kampf gegen Okkultismus und paramedizinische Praktiken. Auf den Gebieten der forensischen Serologie, Genetik und Spurenkunde hat Prokop als Initiator und kenntnisreicher Förderer der experimentellen Arbeit grundlegende Erkenntnisse über die postmortale Entstehung von Blausäure, zum Coup-Contre-coup-Mechanismus (vereinfacht: Verletzungen durch Stoßwellen), zur Todeszeitschätzung, zum Tod im Wasser, zu supravitalen Reaktion, zur Beschaffenheit von Schusswunden und zu der Stoffgruppe der Protectinen geliefert.

Prokop war Vorsitzender der Facharzt-Prüfungskommission und gehörte dem Rat für Medizinische Wissenschaft beim Minister für Gesundheitswesen der DDR an. 1967 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Gerichtlichen Medizin der DDR und war auch ihr Vorsitzender. Er war und ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Rechtsmedizin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Ehrendoktor und Ehrenprofessor der Universitäten Leipzig, Szeged und Tokyo, sowie Ehrenmitglied oder korrespondierendes Mitglied in über 20 in- und ausländischen Fachgesellschaften.

Siehe auch

  • Hans Hetzel

Weitere Werke

  • Homöopathie: was leistet sie wirklich? Ullstein, Frankfurt/M ; Berlin 1995 ISBN 3-548-35521-8
  • Wolf Wimmer, Otto Prokop: Der moderne Okkultismus : Parapsychologie und Paramedizin ; Magie und Wissenschaft im 20. Jahrhundert 2. Aufl. 2006. Elsevier Verlag, München ISBN 3-938478-97-7
  • Ludwig Prokop, Otto Prokop, Heinz Prokop: Grenzen der Toleranz in der Medizin Verlag Gesundheit, Berlin 1990 ISBN 3-333-00487-9
 
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