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Ertrinken



 

Das Ertrinken ist der Tod durch Einatmen von Flüssigkeiten und eine spezielle Form der Asphyxie, welche eine Unterform des äußeren Erstickens ist. Ertrinken gehört bei Kleinkindern zu den häufigsten Todesursachen.

Das Einatmen kleiner Wassermengen führt zu starkem Husten und zu einem Stimmritzenkrampf, der das weitere Eindringen von Wasser in die Lunge verhindert. Durch den Sauerstoffmangel (Hypoxie) kommt es zur Bewusstlosigkeit (trockenes Ertrinken). Durch die abnehmende Muskelspannung löst sich schließlich der Stimmritzenkrampf, so dass langsam Wasser in die Lunge eindringt (feuchtes Ertrinken).

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Das Ertrinken ist häufig eine Folge von Bade- oder Tauchunfällen. Seltener kommt es auch bei Verkehrsunfällen, Herabfallen von einem Boot u. ä. vor. 70 % der Ertrinkungsunfälle geht Alkoholkonsum voraus.

Die WHO schätzt, dass weltweit jährlich etwa 450.000 Menschen durch Ertrinken sterben, was 0,8 bis 1,45 pro 100.000 Einwohnern im Jahr entspricht.

Pathophysiologie

Immersionseffekt

Beim Untertauchen in Wasser wird durch den hydrostatischen Druck ca. 1000 ml Blut in den thorakalen Raum (Brustkorb) verschoben. Dies führt zur Erhöhung des zentralen Venendrucks und des Herzzeitvolumens.

Kälteschock

Beim Eintauchen in kaltes Wasser kommt es zu einem starken Anstieg der Herzfrequenz und des Atemantriebs. Zuerst gibt es einen unfreiwilligen Atemzug, welchem Hyperventilation (schnelles und ungeordnetes Atmen) folgt. Die Stärke der Effekte des Kälteschocks steigt mit sinkender Wassertemperatur, wobei das Maximum zwischen 10 und 15 °C liegt. Die Fähigkeit, den Atem anzuhalten, sinkt.

Hypothermie

In Wasser unter 28 °C kann die Körpertemperatur nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Es kommt nach Absinken der Körperkerntemperatur zur Bewusstlosigkeit mit resultierender Aspiration.

Aspiration

Pathophysiologisch unterscheidet man das Ertrinken in Süßwasser von dem in Salzwasser, was verschiedene Folgen für den Körper hat. Während diesen Mechanismen früher viel Beachtung geschenkt wurde, ist man heute der Ansicht, dass die resorbierten Wassermengen und Elektrolytstörungen meist nicht relevant sind und sieht als wichtigstes pathophysiologisches Prinzip des Ertrinkens die Hypoxie durch den fehlenden Sauerstoff sowie lokale Störungen der Lunge (Atelektasenbildung, Auswaschen von Surfactant).

Beim Ertrinken im Meer gelangt Salzwasser in die Lunge. Die Konzentration der Ionen in der Lunge ist höher als im anliegenden Gewebe, sodass ein Konzentrationsausgleich stattfindet. Da Biomembranen semipermeabel (für Ionen undurchlässig, für Wassermoleküle durchlässig) sind, muss der Konzentrationsausgleich mit Hilfe der Diffusion von Wassermolekülen erfolgen. Die Konzentration der Wassermoleküle in der Lunge ist geringer als im anliegenden Gewebe, sodass dem Gewebe Wassermoleküle entzogen werden und die Lunge weiter mit Wasser befüllt wird. Diesen Vorgang nennt man Plasmolyse (Wasser strömt aus den Zellen aus).

Auch beim Ertrinken im Süßwasser gelangt Wasser in die Lunge. Die Konzentration der Wassermoleküle in der Lunge ist nun höher als die in den Zellen des anliegenden Gewebes. Um diesen Konzentrationsunterschied auszugleichen, diffundieren Wassermoleküle aus dem Lungengewebe in die Erythrozyten, welche letztlich platzen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Deplasmolyse (Wasser strömt in die Zellen ein).

Rettung und Erste Hilfe

Rettung

Falls eine Person zu ertrinken droht, sollte man zunächst unter Beachtung des Eigenschutzes versuchen, sie zu retten. Wenn möglich ihr einen (schwimmenden) Gegenstand zureichen, um direkten Kontakt zu vermeiden; sollte die Person nämlich in Panik sein, kann sie den Retter unter Wasser drücken. Wenn möglich sind Fachkräfte (z. B. die DLRG oder die Wasserwacht) hinzuzuziehen. Ferner sollte der Notruf veranlasst werden.

Sofortmaßnahmen

Nachdem der Patient in Sicherheit ist, sollte er bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage gebracht werden. Die erste und wichtigste Maßnahme ist die Zufuhr von Sauerstoff durch Mund-zu-Mund-Beatmung oder Sauerstoffgabe. Bei nicht vorhandener Atmung oder Kreislauf muss sofort mit der kardiopulmonalen Reanimation begonnen werden. Maßnahmen zum Entfernen von Wasser aus der Lunge und den Atemwegen sind wirkungslos und nicht angezeigt.

Leichte Unterkühlung des Patienten wird durch das Entfernen von nasser Kleidung und durch das Wärmen mit Decken behandelt. Bei kaltem Wasser besteht eine große Todesgefahr durch Unterkühlung und erfordert entsprechende Maßnahmen bereits bei der Bergung. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist der Patient zu betreuen und zu beobachten.

Maßnahmen durch den Rettungsdienst

Patienten bei Bewusstsein werden mit Sauerstoff in hohem Fluss behandelt. Bei bewusstseinsgestörten Patienten wird die Indikation zur Intubation großzügig gestellt, wobei diese wegen der hohen Aspirationsgefahr bei Ertrinkungsopfern als Rapid Sequence Induction durchgeführt wird, gefolgt von einer Überdruckbeatmung.

Eine notwendige Reanimation wird ohne besondere Zusätze durchgeführt. Unterkühlte Patienten werden dabei ausdauernd reanimiert, da in solchen Fällen zuweilen schon erfolgreiche Wiederbelebungen auch nach längerer Zeit beobachtet wurden. Dies ist auf den bei unterkühlten Patienten extrem verlangsamten Stoffwechsel zurückzuführen. Allerdings sollte laut den neusten Richtlinien der unterkühlte reanimationspflichtige Patient nur auf 34 °C erwärmt werden, diese Temperatur wird im Krankenhaus weitere 24 Std. beibehalten um Hirnschädigungen so gering wie möglich zu halten.

Prävention

Siehe auch: Baderegeln

Es gibt eine Reihe vorbeugender Maßnahmen und Verhaltensregeln, deren Befolgung die Gefahr des Ertrinkens deutlich einschränkt. Dazu gehören vor allem:

  • Kinder nicht alleine schwimmen lassen
  • Bei Bootsfahrten, etc. passende Schwimmwesten tragen
  • Nicht leichtsinnig über zugefrorene Gewässer laufen
  • Unbekannte Gewässer meiden
  • Warnungen vor Strömungen ernst nehmen
  • Kopfsprünge in unbekannte oder auch niedrige Gewässer vermeiden
  • Bei hoher Lufttemperatur nicht ohne vorherige Abkühlung ins Wasser springen

Quellen

  • Brooks, C. J.: Survival in Cold Waters, Marine Safety Directorate, Transport Canada. (2003)
  • Soar, J. et al.: Schwerpunkt ERC-Leitlinien 2005, Abschnitt 7: Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen, Abschnitt Ertrinken, Notfall + Rettungsmedizin (2006) 9:123–154
  • Drownings and other water-related injuries in Canada, 10 Years of Research, The Canadian Red Cross Society (2006)

Siehe auch

Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ertrinken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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