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Diphallie



Klassifikation nach ICD-10
Q55.6 Sonstige angeborene Fehlbildungen der männlichen Genitalorgane
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Diphallie (von griech. δι- di- „zweifach“ und φαλλός phallós „Penis“) ist eine sehr seltene Doppelfehlbildung des Penis. Sie tritt beim Menschen nur einmal unter rund zehn Millionen Neugeborenen auf. Seit 1609 wurden weltweit etwa 100 Fälle bekannt.[1] Über die Häufigkeit bei anderen Säugetieren finden sich bislang keine Angaben. Die Ausbildung eines Diphallus ist nicht zu verwechseln mit dem physiologischerweise paarigen Hemipenis der Schuppenkriechtiere. Bei einer Bifurkation weist der Penis ebenfalls eine Zweiteilung auf, dies jedoch infolge eines elektiven chirurgischen Eingriffes.

Aufgrund der sehr geringen Inzidenz beruhen Erklärungsversuche zur Entwicklung dieser Embryopathie überwiegend auf Vermutungen: Zwischen dem 23. und 25. Tag der Schwangerschaft trennt sich beim Embryo im hinteren Bereich des Mesoderms der Geschlechtshöcker von Sinus urogenitalis und Mastdarm, um den Penis auszuformen. Fruchtschädigende Einflüsse während dieser Phase, die zu Fehlfunktionen im Bereich der Homeobox-Gene führen, könnten eine Verschmelzung der paarigen Anlagen des Penis behindern.[2]

Meist ist einer der beiden Penisse stärker ausgebildet als der andere. Die Dopplung kann sich über die gesamte Penislänge ziehen (Diphallus bifidus) oder sich auf den Bereich der Eichel beschränken (Diphallus glandularis). Die Diphallie geht häufig einher mit weiteren Fehlbildungen des Urogenitaltraktes und des Mastdarms, beispielsweise Hypospadie und Spaltung des Hodensackes.[3] Die Penisse können sich neben- oder über-, dicht bei- oder in einigem Abstand voneinander befinden. Urin kann entweder nur durch einen oder durch beide abgegeben werden. Die Betroffenen sind zumeist unfruchtbar.

Im August 2006 erschien in der Presse ein ungewöhnlicher Fall von Diphallie: Bei einem 24-Jährigen aus dem nordindischen Staat Uttar Pradesh sind beide Penisse vollständig ausgebildet und entsprechend stark von großen Blutgefäßen durchzogen. Eine Amputation eines der Penisse ist durch diesen Umstand sehr risikobehaftet und kann den Verlust beider Organe nach sich ziehen. Bekannt wurde der Fall, nachdem der Geschäftsmann in einem Krankenhaus in Neu Delhi eine Operation erbeten hatte, um heiraten und ein normales Sexualleben führen zu können.[1]

Quellen

  1. a b Indian man wants op to remove extra organ. Meldung der Nachrichtenagentur Reuters (19.08.2006). Gefunden am 31.12.2006.
  2. Chadha R et al. (2001): Complete diphallia associated with features of covered exstrophy. J Pediatr Surg. 2001 Jul;36(7):E12. PMID: 11431797
  3. Roche Lexikon Medizin, 4.Auflage; Urban & Fischer Verlag
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Diphallie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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