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Claus-Frenz Claussen



  Claus-Frenz Claussen, eigentlich: Claußen (* 28. Mai 1939 in Husum, Kreis Nordfriesland, Schleswig-Holstein) ist ein deutscher HNO-Mediziner und Hochschullehrer, Autor und Herausgeber, bildender Künstler und Erfinder. Er war der erste Hochschullehrer für Neurootologie in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Claussen studierte Medizin an den Universitäten Bonn und Hamburg, wo er sein deutsches medizinisches Staatsexamen und das US-amerikanische ECFMG-Examen machte und 1965 mit seiner Dissertation zum „Vergleich der enteralen Resorption von Digoxin und Digoxinestern“ zum Dr. med. promoviert wurde. Während dieser Studienjahre besuchte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Auslandskurse an den Universitäten in Toulouse (Frankreich), Oxford (England), Oslo (Norwegen), Göteborg (Schweden), Kopenhagen und Århus (beide Dänemark).

In den Folgejahren von 1965 bis 1967 Medizinalassistent in Hamburg und Simmerath (Eifel), von 1967 bis 1970 als wissenschaftlicher Assistent an der Universitäts-HNO-Klinik der Freien Universität Berlin tätig, hatte 1968-1969 Forschungsaufenthalte auf dem Gebiet der damals noch neuen Neurootologie bei Prof. Dr. Nils Gunnar Henriksson (1920-1999) in Lund (Schweden) und entwickelte zahlreiche neurootologisches Test wie die „Cranio-Corpo-Graphie“.

Im Jahr 1970 habilitierte er sich an der FU Berlin als erster Hochschullehrer für Neurootologie in Deutschland („Lehre von der gesunden und kranken Funktion der Kopfsinne“). Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete: „Über die Aufzeichnung und Auswertung ausgewählter quantitativer Gleichgewichtsfunktionsprüfungen“. Damals entwickelte er seit 1969 parallel die entsprechenden Abteilungen an den Universitätskliniken in Berlin und Würzburg und war ab 1971 in Würzburg deren Abteilungsleiter an der Universitäts-HNO-Klinik im Kopfklinikum der Universität Würzburg, wo er sich 1971 für das Fach Neurootologie umhabilitieren ließ.

Von 1972 bis 1974 verlegte er seine Forschungsarbeit nach Buenos Aires (Argentinien), wo er bei Prof. Dr. Juan Manuel Tato (1902-2004) sein eigenes Konzept der modernen Äquilibriometrie, der objektiven und quantitativen Funktionsmessung des Gleichgewichtssinnes, formulierte und auch in einem Lehrbuch erstmalig veröffentlichte. Außerdem war er zu mehreren Forschungsaufenthalten bei Dr. Ashton Graybiel in den sinnesphysiologischen Laboratorien der NASA in Pensacola (Florida).

Bis zu seiner Emeritierung nach Abschluss des Sommersemesters 2004 war Claussen Professor, seit 1978 Extraordinarius für Neurootologie an der „Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkranke“ der Universität Würzburg. Er untersuchte die Gleichgewichtsregulation, die Sinnesfunktionen der Hörorgane sowie die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung.

Wirken

  Zwischen 1967 und 1982 baute er in Würzburg eine Datenbank mit Informationen über 30.000 neurootologische Patienten auf. Durch Auswertung dieser Datenbank wurde es möglich, Rückschlüsse auf Erkrankungen wie Schwindel, Bildertanzen und Doppelsehen, Hörstörungen oder Ohrgeräusche (Tinnitus) zu ziehen. Seit dieser Zeit (1972) hat Claussen wissenschaftliche Kooperationen mit einzelnen Wissenschaftlern und Institutionen auf allen Erdteilen.

Im Jahr 1974 war er Mitbegründer der internationalen „Gesellschaft für Neurootologie und Aequilibriometrie“ (GNA) in Bad Kissingen sowie 1981 der „Gesellschaft zur Erforschung von Geruch-, Geschmack-, Gehör- und Gleichgewichtsstörungen“ (4-G-Forschung), denen er noch heute als Präsident vorsteht. Auch nach seiner Emeritierung hat er mehrere Ehrenämter als Präsident oder Vorstand internationaler Fachorganisationen inne.

Claussen war und ist noch immer Veranstalter und Leiter zahlloser internationaler Kongresse über Neurootologie und Kopfsinnesstörungen sowie über deren Therapie, die er häufig in seinem Wohnort Bad Kissingen abhält. So organisiert er seit 1974 jährlich den „Internationalen Neurootologen-Kongress“ mit Teilnehmern aus 33 Ländern.

Mitgliedschaften

Claussen ist Mitglied, korrespondierendes Mitglied und Ehrenmitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen in Europa, Amerika und Asien, so beispielsweise

  • Bárány-Gesellschaft“, Uppsala, Schweden
  • „Aerospace Medical Society“, Washington D.C., USA
  • „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ (GDNÄ)
  • Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie“ (DGGG)
  • „Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie“
  • Repräsentantenausschuss des „Automobilclub von Deutschland“ (AvD)

Ehrungen

 

  • Im Jahr 1983 wurde er zum Ehrenmitglied der „Ungarischen Hals-Nasen-Ohren-Gesellschaft“ ernannt
  • Am 17. April 1991 wurde ihm von der medizinischen Fakultät der Universität Granada (Spanien) die Ehrenmedaille der Fakultät „con admiracion y afecto“ verliehen
  • Am 22. Januar 2001 erhielt er in Budapest (Ungarn) am „Tag der Ungarischen Kultur“ im Stefanie Palast (ehemaliger barocker Palast der Familie Esterházy) in einem Staatsakt den Ehrentitel „Ritter der Ungarischen Kultur“ mit dem Rakoczy-Orden
  • Am 19. November 2004 wurde ihm in Chennai (früher Madras, Indien) die lebenslange Ehrenmitgliedschaft der „Indischen Otologischen Gesellschaft“ verliehen
  • Am 15. März 2005 erhielt er in der Karls-Universität Prag (Tschechien) die „Goldene Ehrenmedaille der medizinischen Fakultät“
  • Am 1. Januar 2007 erhielt er die Bürgermedaille der Stadt Bad Kissingen

Künstler

  Neben der Medizin widmet sich Claussen seit 1972 der bildenden Kunst (Stahlplastiken und Ölbilder). Im oberfränkischen Eisenbühl (Landkreis Hof) betreibt er („der Eisenbieger von Eisenbühl“) ein stahlbildnerisches Atelier, einen Kunstpark (ab 1997, mit Erweiterung in 2001) und eine Museumshalle. Einige seiner Stahlgroßplastiken stehen seit 1981 an öffentlichen Plätzen in der Schweiz, in Baden-Württemberg, Berlin und Franken. Eine große Stahlskulptur steht seit 1997 im Innenhof der Berliner Charité. Seine Kunstwerke sind seit 1992 auf etlichen Einzelausstellungen zu sehen.

Er hält seit 1975 auf Einladung der Kunstakademie der State University of New York und seit 1976 an der Universität Würzburg regelmäßig Vorlesungen über „die Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Kunst mit praktischen Beispielen“. Im Jahr 2002 formulierte Claussen das Konzept des „narrativen Sensologismus“ als Brücke zwischen Wissenschaft, Kunst und Philosophie und hält im In- und Ausland Vorträge zum Thema.

Claussen ist seit 1987 Gründungsmitglied des „Vereins zur allgemeinen Kunstförderung“ (VAK) in Lichtenberg (Oberfranken) und seit 1997 Gründungsmitglied und Vizepräsident des europäischen Kunstvereins „Via Europae Sculturarum“.

Seit 1992 ist Claussen offizieller Künstler der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth mit Ausstellung eigener Plastiken innerhalb und außerhalb des Festspielhauses.

Seine Bücher zum Thema „Kunst“ sind:

  • Feuer, Stahl und Logik. Über Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Kunst. Edition M. u. P. Rudat, Hamburg u. Neu-Isenburg 1979, ISBN 3-922326-13-7
  • Stahlskulpturen im Berger Winkel. Stählerne Zeichen des Seins über Wasser und Land in Claussen's Eisenpark zu Eisenbühl. Bad Kissingen 2005, ISBN 3-00-016967-9
  • Drehen-Laufen-Leben. Gedichte. Eigenverlag, Bad Kissingen

„Wissenschaft ist Eindruck, Kunst ist Ausdruck“, sagt Claussen, denn beide gehen von einer Idee aus, die dann entweder im künstlerischen Werk oder im wissenschaftlichen Beweis „Gestalt“ findet. „Was immer der Mensch in Kunst, Wissenschaft, Religion und Philosophie anstrebt, ist die Wahrheit — wie aber können wir sie mit unserem begrenzten Wahrnehmungsvermögen überhaupt einfangen?“ fragt er.
(Quelle: Feuer, Stahl und Logik. Über Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Kunst.)

Erfinder

Im Ruhestand widmet sich Claussen jetzt zusätzlich seinem Projekt eines computer-gestützten, selbst lenkenden, gesundheitlich unterstützten und technisch gesicherten Roboter-Autos für Senioren, von ihm „Auto-Cyberno-Mobil“ genannt, um in Konsequenz des demografischen Wandels auch alten Menschen die gewünschte Mobilität zu erhalten.

Sein Buch zu diesem Thema heißt:

  • Das Auto-Cyberno-Mobil. Ein autonomes, medizinisch-technisches Straßenfahrzeug für individuelle Fahrten in der dritten Lebensphase. Neurootologisches Forschungsinstitut der Gesellschaft zur Erforschung von Geruch-, Geschmack-, Gehör- und Gleichgewichtsstörungen (Hrsg.), Bad Kissingen 2007, ISBN 978-3-00-020941-3

Werke

Bislang hat Claussen etwa 500 Publikationen in vier Sprachen zu medizinisch-wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Themen vorgelegt. Außerdem ist er Herausgeber des „International Tinnitus Journal“ (ITJ; ISSN 0946-5448).

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Claus-Frenz_Claussen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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