Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Soma (Getränk)



Soma (Sanskrit, m., सोम, soma) ist ein im Rig Veda erwähnter Rauschtrank der Götter und geht dort zurück auf die Arier im Industal um 1500 bis 1000 v. Chr. Es handelte sich zunächst um den berauschenden, mit Milch und Mehl gemischten und einige Zeit der Gärung überlassenen Saft einer Pflanze. Der Name bezeichnet sowohl eine Gottheit als auch eine Pflanze und den daraus bereiteten Trank.

Die frühen Iraner und hierunter nachweislich auch die Perser kannten den Trank unter der im Avestischen üblichen Namensvariante Haoma oder Hauma. Haoma erscheint im Avesta, wo ihm ein Yasht gewidmet ist.

Der ursprüngliche Soma-/Haoma-Kult starb in Indien und Persien aus, nachdem die frühere Religion der Arier in Indien im Hinduismus aufging bzw. in Persien durch Zarathustra reformiert wurde. Andeutungen an den Soma-Kult finden sich vor allem in der post-islamischen, mystisch-religiösen Literatur Persiens (siehe Sufismus, Persische Literatur), in der der ''Dschām-e Dscham (جام جم), der Kelch des mythischen Königs Dschamschid, als bedeutende Symbolik für das "Einswerden mit dem Göttlichen" sehr beliebt ist.

Inhaltsverzeichnis

Mythologie

Man kann Soma als irdische Entsprechung von Amrita (sanskr. „Unsterblichkeit“) oder dem Ambrosia in der griechischen Mythologie ansehen. Während die letzteren beiden den Göttern vorbehalten sind und ihnen Unsterblichkeit verleihen, kann Soma auch von Menschen getrunken werden. Die damit verbundenen Halluzinationen wurden als Zugang zur Sphäre der Götter interpretiert.

Bei Hauma (s. o.) ist synonym auch das Wort 'Hom' enthalten. Die Ereignisse, bei denen Soma am wahrscheinlichsten verwendet worden zu sein scheint, sind die Einweihungen der vor-islamischen iranischen Herrscher. Dieses wird durch den Gebrauch des Königs Vistaspas von Hom und 'Mang' während seiner Initiation angezeigt, an die noch beim Neujahrsfest von den Zoroastriern (Nouruz) erinnert wird. Eine Reflexion von der Initiation der Könige mit Soma kann bei Plutarchs Leben von Artaxerxes III. (1-3) als überliefert angesehen werden: „... eine kurze Weile nach dem Tod von Darius II. führte der neue König eine Expedition nach Pasargadae aus, damit er die königliche Amtseinführung durch die Hände der persischen Priester empfangen konnte. Hier gibt es ein Heiligtum einer kriegerischen Göttin, die man mit Athene vergleichen könnte. In dieses Heiligtum muss der Anwärter zur Initiation schreiten, und nachdem er sein eigenes korrektes Gewand abgelegt hat, muss er jene Robe anlegen, die Cyrus der Ältere trug, bevor er König wurde; dann muss er einen Feigenkuchen essen, etwas Terpentinholz kauen und eine Schale saure Milch trinken. Was sonst außerdem zelebriert wird, ist Außenseitern unbekannt“. Zoroaster legte ebenso ein Kleid an, als er zu der Homflüssigkeit kam, und wie es scheint, tat dies auch sein Vater Porushasp, als er sich dem Hom näherte sowie es auch Arda Wiraz tat. Das legt die Vermutung nahe, dass eine Änderung der Kleidung eine regelmäßige Eigenschaft des Soma-Trinkens in der Einführung der iranischen Herrscher gewesen sein kann.

Doch auch die Götter selbst werden als Soma-Trinker beschrieben. Besonders häufig wird der berauschende Einfluss des Trankes auf den Gott Indra und Agni geschildert.

Der Name Soma ist verbunden mit dem arischen Mondgott bzw. der Mondscheibe am Himmel. Der Mond ist der Becher, aus dem die Götter das Soma trinken. Bei Vollmond ist er gefüllt, bei Neumond geleert. Von Vollmond zu Neumond trinken die Götter jeden Tag einen gleichgroßen Schluck. Von Neumond zu Vollmond füllt sich der Becher dann wieder von selbst.

Wirkung

Die im Rig Veda beschriebenen Wirkungen von Soma deuten auf ein Halluzinogen hin. So in Rig Veda VIII,48: "Wir haben das Soma getrunken; wir sind unsterblich geworden, wir haben das Licht gesehen; wir haben die Götter gefunden." Oder in Rig Veda IX: "Deine Säfte, o gereinigtes Soma, alles durchdringend, schnell wie Gedanken, bewegen sich von alleine wie die Nachkommen rasch dahineilender Stuten. Die himmlischen, geflügelten süßen Säfte, Erreger großer Heiterkeit, erstrahlen im Gefäß..."

Zusammensetzung

Über die Zusammensetzung des Somas wird seit langem gerätselt. Die Veden selbst geben nur grobe Anhaltspunkte. So sei Soma eine Pflanze aus den Bergen. Damit fallen eine Reihe in der Vergangenheit vermuteter Rohstoffe weg. So zum Beispiel die Steppenraute (Peganum harmala).

Lange Zeit galt die vom US-Ethnologen Richard Gordon Wasson aufgestellte Theorie, Soma sei eine Fliegenpilz-Zubereitung als vielversprechende Hypothese. Wasson bezog sich dabei vor allem auf Textstellen des Rig Veda, die beschrieben, dass der Urin von Somaberauschten von anderen Teilnehmern getrunken wurde und diese ebenso berauschte. Die Sitte des Urintrinkens ist aus sibirischen Fliegenpilzritualen bekannt.

Andere Autoren vermuten, dass Soma ein alkoholisches Getränk gewesen sein mag. Met aus Honig wird dabei ebenso angeführt wie gepresste und vergorene Rhabarberstengel oder gar gehopftes Bier. Die Beschreibung der Wirkung scheint aber kaum mit der von Alkohol vereinbar zu sein. Auch unterscheidet der Rig Veda Soma deutlich von alkoholischen Getränken, die als surā bezeichnet werden.

In jüngster Zeit wurden Pilze der Gattung Psilocybe, die auch in anderen Kulturen als Rauschmittel verwendet werden, in Betracht gezogen.

Ebenso ist die Theorie lautgeworden, die besagt, dass Soma aus der Ephedra -Pflanze gewonnen wurde. Soma wurde im nächtlichen Ritual dem Gott Indra zur Stärkung für den Kampf mit Vrtra geopfert. Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass die Wirkung eventuell nicht halluzinogen und betäubend war, sondern, wie bei Ephedrin, stimulierend und wachhaltend.

Eine Reihe von Sanskrit-Pflanzennamen deutet auf Soma hin. So heißt die Weinraute (Ruta graveolens) somalatā (सोमलता). Der Strauch Desmodium gangeticum wird saumya (सौमंया) (d. h. reich an Somasaft) genannt. In seinen Wurzeln findet sich unter anderem das Halluzinogen Dimethyltryptamin. Die Fingerhirse (Eleusine coracana), aus der in Nepal Hirsebier gebraut wird, ist ebenfalls als soma bekannt.

Eine Hypothese besagt, es handele sich um die Kletterpflanze Sarcostema vimininalis oder Asclepia acida, deren Stängel von Priestern zwischen Steinen ausgepresst wurden. Der Saft tröpfelte in Kessel, wo er mit geklärter Butter (Ghi) und Mehl gemischt und zum Fermentieren gebracht wurde. Der so gewonnene Somatrank wurde dann den Göttern geopfert und von den Brāhmanen getrunken. Soma wird vor allem in den ältesten Textschichten erwähnt. Der Grund ist möglicherweise, dass die Pflanze nach der Wanderung in Richtung Osten (Gangesebene) nicht mehr zur Verfügung stand.

Eine eindeutige Identifizierung von Soma ist bis heute nicht gelungen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um Zubereitungen aus verschiedenen wirksamen Pflanzen handelte und Soma lediglich eine Art Oberbegriff war.


Persisches Hauma Der Genuss des persischen Hauma (haoma) auf der vermuteten Grundlage des Fliegenpilzes wird neben den Priestern des Mithras-Kultes, den Magiern, auch dem persischen Adel zugeschrieben. Das Verbreitungsgebiet der Fliegenpilze wurde auf der Satrapenliste des Dareios I. mit Haumaschwelger-Saken (Skythen) klassifiziert. Nach der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen soll der Wein das vorherrschende Rauschmittel geworden sein.

Kultureller Einfluss

Der britische Schriftsteller Aldous Huxley nannte - inspiriert durch die Lektüre der Passagen über Soma in der englischen Ausgabe des Buchs Phantastica von Louis Lewin - in seinem Roman Schöne neue Welt die fiktive Glücksdroge, durch die dort die Massen ruhiggestellt werden, ebenfalls Soma. Wie er selbst später in seinem Essay Wiedersehen mit der Schönen neuen Welt anmerkte, unterscheidet sich die dort beschriebene Wirkung jedoch von der des Getränks aus dem Rig Veda.

Literatur

  • Shakti M. Gupta: Plant Myths and Traditions in India, 2. überarbeitete Ausgabe. New Delhi 1991
  • Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. AT-Verlag, Aarau 1998
  • Artikel mehrerer Autoren in: Electronic Journal of Vedic Studies, VOL. 9 (2003), ISSUE 1 (May). Herunterladbar unter http://users.primushost.com/~india/ejvs/issues.html. (Proceedings einer Tagung an der Universität Leiden 1999)
  • Gulick Charles Burton, Philo Loeb, Classical Library, Athenaeus - The Deipnosophists; Cambridge Massachusetts: Harvard University Press, 1993
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Soma_(Getränk) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.