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Carl von Linné




  Carl Nilsson Linnaeus, nach seiner Erhebung in den Adelsstand 1757  Carl von Linné ?/i, lateinisch Carolus Linnaeus (* 23. Mai 1707 in Råshult bei Älmhult; † 10. Januar 1778 in Uppsala) war ein schwedischer Naturwissenschaftler, der die Grundlagen der modernen Taxonomie (binominale Nomenklatur) entwickelte, das Linné'sche System. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „L.“.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Carl von Linné wurde in dem kleinen Ort Råshult in der Gemeinde Stenbrohult in der südschwedischen Provinz Småland als Sohn des protestantischen Pfarrers Nils Ingemarsson und seiner Frau Christina (geborene Broderson) geboren und als Carl Linnaeus getauft. Seine Mutter war die Tochter des Gemeindepfarrers und als dieser starb, übernahm Carls Vater sein Amt. Als Carl etwa 18 Monate alt war zog die Familie nach Stenbrohult um.   Schon Carls Vater Nils interessierte sich sehr für Pflanzen und gab sich selbst, da er wie viele Schweden keinen offiziellen Nachnamen hatte, nach einem dreistämmigen Lindenbaum nahe seinem Geburtshaus Hof Jonsboda den Namen „Linnaeus“, eine Latinisierung des småländischen Dialektwortes linn (dt. Linde).

Seine Eltern planten für Carl ein Leben im Dienst der Kirche, wie vor ihm sein Vater und Großvater mütterlicherseits. Carl zeigte aber wenig Interesse an der Theologie, dafür um so mehr an der Botanik. Der örtliche Arzt und Naturkundelehrer Johann Rothman veranlasste deshalb Carls Vater, Carl nach dem Gymnasium in Växjö weiter zum Medizinstudium an die Universität von Lund zu schicken. Ein solches Studium war damals gleichbedeutend mit dem Studium der Naturwissenschaften. Im folgenden Jahr wechselte Carl zur Universität Uppsala.

1739 heiratete Carl von Linné die Arzttochter Sara Morea. Zwei Jahre später erhielt er einen Lehrstuhl für Medizin in Uppsala, den er bald darauf gegen den Lehrstuhl für Botanik eintauschte. Dabei setzte er seine Arbeit an der Pflanzenklassifizierung fort und weitete sie auf das Tierreich und auf Mineralien aus. Auch wenn die Klassifizierung von Mineralien heute merkwürdig anmutet, so war dies doch rund 100 Jahre vor der Evolutionstheorie durch Charles Darwin für Linné ein bequemer Weg, die gesamte Natur zu kategorisieren. Nach dem Tod von Anders Celsius kehrte er dessen Temperaturskala zu der uns heute bekannten um; Celsius hatte ursprünglich den Siedepunkt von Wasser mit 0° und den Gefrierpunkt mit 100° festgelegt.

1757 wurde Carl von Linné zum Ritter geschlagen. 1774 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nur wenig erholte und an dessen Folgen er 1778 schließlich starb; er ist im Dom von Uppsala begraben. Linnés wissenschaftlicher Nachlass wurde größtenteils von The Linnean Society of London erworben. Sein botanischer Garten kann heute in Uppsala besichtigt werden; darin befindet sich die erste von ihm entwickelte Blumenuhr.

Carl von Linnés gleichnamiger Sohn wurde ebenfalls Botaniker.

Linnés Taxonomie

Grundlage der Klassifikation

  Während dieser Zeit gelangte Linné zu der Überzeugung, dass sich die Blüten, die Fortpflanzungsorgane der Pflanzen, ihre Blütenblätter, Staubblätter und Stempel, gut als Grundlage der Klassifikation eigneten. Er schrieb darüber eine kurze Abhandlung, Preludia Sponsaliorum Plantarum („Hochzeiten der Pflanzen“), der er noch als Student die Stellung eines stellvertretenden Dozenten und Demonstrators am Botanischen Garten verdankte. 1732 finanzierte die Akademie der Wissenschaften in Uppsala seine Expedition nach Lappland, das bis dahin praktisch unerforscht war. Das Ergebnis war ein Buch über die lappländische Pflanzenwelt, Flora Lapponica, das 1737 veröffentlicht wurde. Zudem brachte er von dieser Reise erstmals Spielregeln und Spielbrett des zur Wikingerzeit bekannten Spiels Tablut mit und machte es damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

Das 17. Jahrhundert mit seinen stürmischen naturwissenschaftlichen Entdeckungen gerade auch von mikroskopischen Lebewesen hatte zu einer Ansammlung zahlloser Pflanzen- und Tierarten geführt. Eine übersichtliche Ordnung war bereits überfällig geworden. Von den mannigfachen früheren Versuchen zur Systematisierung hatten insbesondere diejenigen von Caspar Bauhin, John Ray und Joseph Pitton de Tournefort Einfluss auf Linné. Bauhin führte als Erster die Unterscheidung von Art und Gattung vollständig durch und schuf damit eine binäre Nomenklatur, die auch Linné vorlag. Auch Ray hatte sich mit der Einführung von Doppelbezeichnungen für Gattung und Art bereits der binominalen Nomenklatur angenähert. Sein Vorhaben einer Reformation führte Linné zu einer klar definierten hierarchischen Gliederung aller bekannten Organismen. Zur Klassifizierung verwendete er die aus der mittelalterlichen Scholastik bekannten Begriffe „differentia“ für Artunterschiede und „proprium“ für Arteigentümlichkeiten. Während er davon ausging, für Gattungen und Arten mit „natürlichen“ Merkmalen arbeiten zu können (natürliches System), betrachtete er alle höheren Taxa als künstlich, also nach willkürlichen Regeln kategorisiert (künstliches System). Ein solches Vorgehen erschien ihm aus Gründen der praktischen Anwendbarkeit jedoch geboten:

Es ist keine Hoffnung, in unserer Zeit ein natürliches System zu finden, kaum unsere spätesten Enkel werden es können. Aber inzwischen will man ja die Pflanzen kennen, folglich müssen wir künstliche Klassen als Nothelfer annehmen.

In der zoologischen Systematisierung wich Linné strikt von der aristotelisch beeinflussten Ordnung nach Lebensräumen ab und zog stattdessen morphologische und physiologische Merkmale heran.

Das System Linnés war gegenüber älteren Ansätzen einfacher und insbesondere offener für die Integration neuer Taxa. Keineswegs aber stellte es eine phylogenetische Systematik im heutigen Sinne dar, sondern versuchte – ganz in Entsprechung zu Linnés tiefer Überzeugung von der Unveränderlichkeit der Arten – die vermeintliche Statik in der Ordnung des Lebendigen abzubilden. Dessen ungeachtet gilt Linné als der Begründer der heutigen Systematik, die nach ihm als Linné'sches System bezeichnet wird.

Binäre Nomenklatur

  Im Jahre 1735 zog Linné für drei Jahre nach Holland, dem damals in den Naturwissenschaften führenden Land, und promovierte dort in der Stadt Harderwijk in Medizin. Hier traf er auf den Botaniker Jan Frederik Gronovius und zeigte ihm einen frühen Entwurf seiner Arbeit über Taxonomie, das Systema Naturae. Die erste Auflage erschien noch im gleichen Jahr, sie umfasste 10 Folioseiten, während die 13. von 1770 aus mehr als 3.000 Seiten bestand. In diesem „System der Natur“ klassifizierte er im Laufe der Zeit drei Reiche für die Pflanzen, Tiere und Minerale. An dieser Stelle griff er auch den früheren Gedanken, die Blütenmerkmale als Grundlage für die Klassifikation des Pflanzenreiches zu nutzen, wieder auf. Wie für die Pflanzen schon 1753 in seinen Species Plantarum, ersetzte er auch im Systema Naturae die bis dahin üblichen, oft umständlichen Bezeichnungen von Arten wie beispielsweise Physalis annua ramosissima, ramis angulosis glabris, foliis dentato-serratis konsequent durch die systematischen, heute noch gebräuchlichen Doppelnamen (Binomina), in diesem Fall Physalis angulata. Dieses Prinzip zur Benennung von Arten wird binäre oder binominale Nomenklatur genannt. Der erste Teil ist dabei der Name der Gattung, der zweite Teil, das Epitheton, charakterisiert zusammen mit dem ersten die Art. Für die Zoologie führte er die binäre Nomenklatur erst mit der 10. Auflage von 1758 ein, so dass nunmehr alle Organismen binominal benannt wurden. Eine Nomenklatur der übergeordneten Taxa (Gruppen) der Lebewesen erzeugte Linné auf einfache und geordnete Weise.

Bei der Namensgebung vertraute Linné auf den gesunden Menschenverstand. So benannte er den Menschen als Homo sapiens, den wissenden Mensch, behandelte ihn also – eingereiht unter die Primaten – bereits gleichsam als zoologisches Objekt. Er beschrieb aber auch eine zweite menschliche Art, Homo troglodytes bzw. Homo nocturnus, den Höhlenmenschen bzw. Nachtmenschen, mit dem er vermutlich den kurz zuvor beschriebenen Schimpansen meinte. Die Säugetiere nannte er nach den Milchdrüsen Mammalia, weil er Frauen ermutigen wollte, ihre Säuglinge zu stillen.

Die Unterteilung der Lebewesen nach Linné

Für die Gliederung des Systems der Lebewesen benutzte Linné die fünf Kategorien Reich, Klasse, Ordnung, Gattung und Art. Später wurden weitere Kategorien hinzugefügt, z. B. Stamm zwischen Reich und Klasse oder Familie zwischen Ordnung und Gattung. Dieses System sieht am Beispiel des Löwen wie folgt aus:

Heutige Systematik Linnés Systematik
Reich Tiere Regnum Animalia
Abteilung Vielzeller (Metazoa)
Stamm Chordatiere (Chordata)
Klasse Säugetiere Classis Mammalia
Ordnung Raubtiere (Carnivora) Ordo Ferae
Familie Katzen (Felidae)
Gattung Großkatzen (Panthera) Genus Felis
Art Löwe (Panthera leo) Species Felis leo

Werke

Carl von Linné hinterließ an die 180 wissenschaftliche Werke. Darunter:

  • Systema naturae, Leiden, 1735
  • Museum comit., Vlg. C. G. Tessin, Holm, 1735
  • Fauna suecica, Holm, 1746
  • Species Plantarum, 1753
  • Museum Regis Frider. Adolphi, Holm, 1759-1764
  • Linnaei nomina Insectorum, Vlg. S. H. Wilke, Gryph., 1763
  • Centuria Insectorum, Vlg. B. Johansson, 1763
  • Museum Reginae Luisae Ulricae, Holm, 1764
  • Fundamenta Entomologia, Uppsala, 1767
  • Dissertatio entomologica, Bigas Insectorum sistens, Vlg. Dahl, Uppsala, 1775

Literatur

  • Franz M. Wuketits: Carl von Linné (1707 - 1778) und seine Bedeutung für die moderne Biologie. Naturwissenschaftliche Rundschau 60 (5), S. 238 - 247 (2007), ISSN 0028-1050.
Wikiquote: Carl von Linné – Zitate
  • Literatur von und über Carl von Linné im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • 'Linné on line' Projekt der Universität Uppsala (englisch)
  • Botanischer Garten von Carl von Linné
  • Linnean Society of London
  • Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Carl von Linné bei IPNI.
  Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Carl_von_Linné aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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