Verletzte Zebrafisch-Herzen heilen von selbst

13.12.2002
Washington (dpa) - Zebrafische können ihr verletztes Herz nachwachsen lassen. Wenn den Tieren ein Stück des lebenswichtigen Organs abgeschnitten wird, erneuert es sich innerhalb weniger Wochen wieder zur vollen Größe. Die Fische können so bis zu 20 Prozent des verlorenen Gewebes ersetzen, wie eine Gruppe um Kenneth Poss von der Harvard Medical School in Boston (US-Staat Massachusetts) im Fachblatt «Science» (BD. 298, S. 2188) berichtet. Dieser Ersatz ist demnach vollkommen neues, funktionales Gewebe und setzt sich nicht bloß aus bereits zuvor vorhandenen Herzmuskelzellen zusammen, die sich nachträglich vergrößert haben. Das menschliche Herz besitzt diese Fähigkeit zur Regeneration nicht. Es vernarbt nach einem schweren Schaden wie beispielsweise einem Herzinfarkt. Die Forscher hatten ein- bis zweijährigen Zebrafischen (Danio rerio) 20 Prozent des Herzmuskels herausoperiert. Sie wählten dazu die untere Spitze des Organs. Eine Woche nach dem Eingriff schwammen die Tiere wieder mit ihren unbehandelten Artgenossen im Aquarium. Nach dem Schnitt hatte sich zunächst ein Pfropf aus Blutzellen an der Wunde gebildet, der aber im Lauf eines Monats von den neuen Muskelzellen ersetzt wurde, schreiben Poss und seine Kollegen. 60 Tage nach der Operation hätten die Herzen wieder vollkommen normal ausgesehen. Die Forscher wiesen mit einem Farbstoff nach, dass sich tatsächlich neue Herzmuskelzellen gebildet hatten: Die Substanz «BrdU» lagert sich nur in neu entstehende Zellen ein. Eine entsprechende Färbung wurde in den neuen Bereichen der Fischherzen sichtbar. Beim Menschen ist eine solche Regeneration vor allem von der Leber bekannt, die sich zum Beispiel nach einer Krebsoperation selbst aus einem kleinen zurückbleibenden Teil wieder zur ursprünglichen Größe entwicklen kann. Das nach einem Infarkt abgestorbene Herzgewebe vernarbt hingegen bei Menschen. Womöglich lasse sich durch die genaue Untersuchung der Fischherzen aber auch ein Weg finden, wie dieser Selbstheilungsprozess in Wirbeltieren gestartet werden könnte, spekulieren die Forscher.

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