Pharmabranche: Akquisitionen sollen Wachstum auf die Sprünge helfen

2014 mehr M&A-Aktivitäten erwartet

24.01.2014 - Deutschland

Für die großen Pharmaunternehmen („Big Pharma“) wird es immer schwieriger, mit dem Wachstum des Gesamtmarkts Schritt zu halten: Um den Anschluss nicht zu verlieren, müssten die 16 umsatzstärksten Pharmaunternehmen der Welt bis zum Jahr 2015 ein Umsatzplus von insgesamt 100 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Ein organisches Wachstum auf dem hart umkämpften Markt wird allerdings immer schwieriger. Dennoch haben im Jahr 2013 nur wenige große Pharmakonzerne Unternehmen zugekauft, um auf diese Weise Wachstum zu generieren.

Dabei hätten die Pharmaunternehmen durchaus das finanzielle Potenzial, um Akquisitionen durchzuführen. Ihre Kriegskasse, das finanzielle Potenzial für M&A-Aktivitäten, ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr um fast 100 Milliarden US-Dollar bzw. 15 Prozent gestiegen. Auch an dieser Stelle haben die großen Mittbewerber aus den Bereichen Biotech und Specialty-Pharma allerdings die Nase vorn: Ihre Kriegskasse wächst stärker als die der Big Pharma-Unternehmen. Während die großen Pharmaunternehmen vor fünf Jahren noch 85 Prozent der gesamten Kriegskasse der Branche auf sich vereinten, waren es im Jahr 2013 nur noch 70 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die Finanzdaten der größten Pharma-, Biotech- und Specialty Pharma-Unternehmen untersucht wurden.

„Akquisitionen sind für die Pharmakonzerne derzeit unerlässlich – schließlich steigt bei stagnierenden Absatzzahlen auch das Risiko, dass einzelne Fehlschläge bei der Produktentwicklung zu gravierenden Einbrüchen führen“, erklärt Gerd Stürz, Leiter des Bereiches Life Sciences bei EY. „Die Akquisitionen, die wir im Jahr 2014 sehen werden, sollen demnach nicht nur die Wachstumslücke schließen, sondern auch mögliche Risiken im Bereich Forschung und Entwicklung und bei Produkteinführungen absichern.“

Akquisitionen werden teurer

Grund für die größer werdende Kriegskasse in der Pharmabranche ist  vor allem die gestiegene Marktkapitalisierung. Allerdings: Da die Marktkapitalisierung der kleineren Pharmaunternehmen schneller steigt als die von Big Pharma, steigt auch der Preis für potenzielle Übernahmekandidaten. "Um die dynamisch wachsenden Spezialfirmen und Biotech-Startups zu integrieren, müssen die Konzerne bei Akquisitionen nun deutlich mehr investieren – wenn die Zielunternehmen teurer werden, schrumpft die Kriegskasse schnell zusammen.“ Bereinigt um die höheren Preise der Zielgesellschaften ist das relative Akquisitionspotenzial der großen Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr sogar deutlich geschrumpft – um insgesamt mehr als 20 Prozent.

„Stagnierender Absatz und höhere Preise für Zielunternehmen – auch 2014 dürfte kein leichtes Jahr für Big Pharma werden“, gibt Stürz zu bedenken. „Hinzu kommt, dass die Großkonzerne schon längst nicht mehr die einzigen ernstzunehmenden Bieter bei bedeutenden M&A-Deals sind.“ Schließlich haben große Biotech- und Specialty Pharma-Unternehmen im Jahr 2013 gemessen an den veröffentlichten Transaktionswerten bereits mehr als 80 Prozent der Zusammenschlüsse und Unternehmenskäufe auf sich vereint. Auf Big Pharma entfielen also nur noch 20 Prozent.

2014 Belebung am M&A-Markt erwartet

Für einige Big Pharma-Unternehmen wird es vor diesem Hintergrund ernst: „Wenn die Unternehmen ihre Schlagkraft nicht erhöhen können oder sie  sogar an Finanzkraft für Akquisitionen verlieren, könnten sie im kommenden Jahr geradezu gezwungen sein, mit den noch verfügbaren Mitteln sehr schnell zuzukaufen. Sonst laufen sie Gefahr, komplett vom Markt abgehängt zu werden“, sagt Stürz. „Viele Unternehmen stehen deshalb im kommenden Jahr an einer Wegscheide – und all das wird vermutlich zu verstärkten M&A-Aktivitäten führen.“

Um ihre Schlagkraft für strategische Zukäufe zu erhöhen und ihre Wachstumsziele zu erreichen, könnten die großen Pharmakonzerne auch vermehrt Konzernteile abstoßen: „Die Marktkapitalisierung  steigt – und so haben Pharmakonzerne gute Chancen, Unternehmensteile zu guten Preisen zu verkaufen. So können Bereiche abgestoßen werden, die ohnehin nicht zum Kerngeschäft gehören“, so Stürz. „Viele Unternehmen werden die Gelegenheit nutzen, um ihre strategische Ausrichtung voranzutreiben und ihre Schlagkraft zu erhöhen. Wenn der Aufwärtstrend der Börsen einen Dämpfer bekommt, dürften die Chancen für Verkäufe nicht mehr ganz so gut sein.“ Bereits zwölf Veräußerungen durch große Pharmaunternehmen könnten dabei für eine zusätzliche Kriegskasse von bis zu 100 Milliarden US-Dollar sorgen.

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