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Vaginalkarzinom



Klassifikation nach ICD-10
C52 Vaginalkarzinom
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

  Ein Vaginalkarzinom, auch als Scheidenkrebs, Vaginakrebs, Vaginakarzinom, Scheidenkarzinom oder Vaginalkrebs bezeichnet, ist eine relativ seltene bösartige Tumorerkrankung der Vagina.

Abhängig von der entarteten Zellart kann man bei Vaginalkarzinomen zwischen verschiedenen Krebsarten unterscheiden. Über 90 % aller Vaginalkarzinome haben ihre Ursprung in Veränderungen der obersten Schleimhautschicht. Es handelt sich dabei um sogenannte Plattenepithelkarzinome (SCCA). [1] [2] [3] Die restlichen knapp 10 % sind Adenokarzinome (Krebs des Drüsengewebes), maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs) und Rhabdomyosarkome (Krebs mit Ursprung in der Muskulatur) bei Kindern.[4] Je etwa die Hälfe der Karzinome befindet sich im oberen Scheidendrittel beziehungsweise an der Scheidenhinterwand.[5]

Abhängig von Stadium und Ausbreitungsgrad des Tumors erfolgt die Therapie meist operativ oder durch Bestrahlung. Erfolgt die Diagnose und anschließende Therapie frühzeitig, so sind die Prognosen des Vaginalkarzinoms gut und eine vollständige Heilung ist möglich.[4]

Inhaltsverzeichnis

Ätiologie

Wie bei vielen anderen Krebserkrankungen auch sind die Ursachen für Vaginalkarzinome noch weitgehend ungeklärt und vielfältiger Natur. Allerdings sind verschiedene Risikofaktoren mittlerweile bekannt:  

  • Infektionen mit dem Humanen Papillomviren (HPV) vom Typ 16 und 18.[6][7][8] Diese Viren sind häufigsten bekannten Erreger von sexuell übertragbaren Krankheiten. Sie führen zu warzenähnlichen Veränderungen der Scheide.[4]

 

  • Diethylstilbestrol (DES) ist ein künstliches Östrogen, das als Medikament 1971 vom Markt genommen wurde. Es wurde schwangeren Frauen zur Verhinderung eines Abortes verabreicht. Bedingt durche eine lange Latenzzeit treten Karzinome erst im fortgeschrittenen Alter auf.[4]
  • Auch Pessare stehen im Verdacht unter bestimmten Umständen an der Entwicklung eines Vaginalkarzinomes beteiligt zu sein.[9][10]

Epidemiologie

Vaginalkarzinome sind relativ seltene Krebserkrankungen. Circa 1 bis 2% aller bösartigen Tumoren der weiblichen Geschlechtsorgane sind statistisch gesehen Vaginalkarzinome.[11] Weltweit erkranken durchschnittlich circa 0,4 von 100.000 Frauen pro Jahr an einen Vaginalkarzinom.[4] Meist sind dabei Frauen über 60 von einer Neuerkrankung betroffen.[12]

Symptome

Die Symptom e eines Vaginalkrebses treten erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf. Scheidenblutungen, die meist nach Sexualkontakt auftreten, sind meist die ersten Auffälligkeiten. Ein verstärkter, manchmal auch blutiger Ausfluss ist ein weiteres häufiges Symptom. Wenn der Tumor sich auf umliegendes Gewebe oder andere Organe ausgebreitet hat, können Unterleibschmerzen oder funktionelle Organstörungen, beispielsweise der Harnblase oder des Darms, auftreten.[4]

Diagnose

Die Diagnose eines Vaginalkarzinoms wird meist als Zufallsbefund bei einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gestellt. Falls bei den routinemäßig entnommenen Zellabstrichen Auffälligkeiten festgestellt werden, folgt meist eine Kolposkopie (Lupenvergrößerungsuntersuchung). Zusätzlich wird dann in der Regel eine Biopsie (die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe) durchgeführt.[4]

Zur Beurteilung des Tumorstadiums, das heißt im wesentlichen die Ausbreitung des Tumors, werden verschiedene bilgebende Verfahren verwendet:

In Ausnahmefällen erfolgt auch eine Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) des gesamten Bauchraumes.[4]

Therapie

Für die Therapie eines Vaginalkarzinoms werden im wesentlichen Operation und Strahlentherapie („Stahl und Strahl“) eingesetzt. Die Anwendung des jeweiligen Verfahrens ist allerdings stark abhängig vom Stadium und der Ausbreitung der Erkrankung.[4]

Operation

Frühzeitig diagnostizierte, kleine Vaginalkarzinome mittels chirurgischem Eingriff organerhaltend entfernt werden. Bei ausgedehnten Karzinomen ist es oft erforderlich, dass die Scheide vollständig entfernt werden muss. Häufig müssen auch Teile der Blase und des Darmes herausoperiert werden.[5]

Strahlentherapie

Bei der Bestrahlung sind prinzipiell zwei Weg möglich:

  • Die Brachytherapie, bei der eine kleine Strahlenquelle in unmittelbarer Nähe des Tumors appliziert wird.[13]
  • Die Teletherapie, das heißt Bestrahlung mit einer Strahlenquelle von Außen.

Bei der Brachytherapie kann entweder von innen (Afterloading Technik) oder von außen durch die Haut (perkutan) erfolgen.[14]

Chemotherapie

Eine chemotherapeutische Behandlung wird in den meisten Fällen nur dann angewendet, wenn sich Metastasen, das heißt Tochtergeschwulste, in anderen Organen ausgebildet haben.[5]

Krankheitsverlauf

Bei einer Nichbehandlung der Erkrankung besteht immer die Gefahr, dass die Tumoren in umliegendes Gewebe und Nachbarorgane einwachsen. Betroffen hiervor sind vor allem der Gebärmutterhals (Zervix), die äußeren Geschlechtsorgane (Vulva), die Harnblase und der Enddarm (Rektum). Über das Lymphsystem können Vaginalkarzinome im gesamten Körper ausbreiten und bilden dann Lymphknotenmetastasen im Beckenbereich bilden. Seltener ist die Metastatisierung in Leber, Lunge und Knochen aus. Große Tumoren können im Beckenraum zu Abflussbehinderungen des Urins führen, da der Harnleiter durch den Platzbedarf des Tumors blockiert werden kann. Im Falle einer Nierenstauung, sind lebensbedrohliche Nierenschäden möglich.[4]

Einzelnachweise

  1. Pride GL et.al., Primary invasive squamous carcinoma of the vagina., in Obstet Gynecol., 53/1979, S.218–25.
  2. Rubin SC et.al., Squamous carcinoma of the vagina: treatment, complications, and long-term follow-up., in Gynecol Oncol., 20/1985, S.346–53.
  3. Eddy GL et.al., Primary invasive vaginal carcinoma., in Am. J. Obstet., in Gynecol., 165/1991, S.292–6.
  4. a b c d e f g h i j krebsgesellschaft.de, Scheidenkrebs, Scheidenkarzinom, Vaginalkrebs, Vaginalkarzinom, abgerufen am 18. Dezember 2007
  5. a b c krebsgesellschaft.de, Vaginalkarzinom
  6. Daling JR, Risk of anogenital cancer in women with CIN in Lancet Oncology, 8/2007, S.281-2.
  7. Parkin DM, Bray F, Chapter 2: The burden of HPV-related cancers., in Vaccine, 24/2006, S.11–25.
  8. Daling JR et.al., A population-based study of squamous cell vaginal cancer: HPV and cofactors., in Gynecologic oncology, 84/2002, S.263–70.
  9. Jain A et.al., How innocent is the vaginal pessary? Two cases of vaginal cancer associated with pessary use., in J Obstet Gynaecol., 26/2006, S.829–30. PMID 17130056
  10. Lamotte G, Primary adenocarcinoma of the vagina due to the use of a pessary, in Bull Soc R Belge Gynecol Obstet., 39/1969, S.287–94. (in franz.)
  11. Tran PT et.al., Prognostic factors for outcomes and complications for primary squamous cell carcinoma of the vagina treated with radiation, in Gynecologic Oncology, 105/2007, S. 641–9.
  12. Creasman WT et.al., The national cancer database report on cancer of the vagina., in Cancer, 83/1998, S.1033–40.
  13. Sushil B et.al.,High-dose-rate brachytherapy (HDRB) for primary or recurrent vaginal cancer , in Brachytherapy, 6/2007, S.115.
  14. Hughes-Davies L et.al., Parametrial interstetial brachytherapy for advanced or recurrent pelvic malignancy: the Harvard/Stanford experience., in Gynecol Oncol, 58/1995, S.24–7.

Literatur

  • FIGO, Annual Report on the Results of Treatment in Gynaecological Cancer., in J Epidem Biostat, 6/2001, S.141–52.
  • Fournier D et.al., Präneoplasien oder Neoplasien der Vagina., in Klinik der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, : H Schmidt-Matthiesen (ed), Band 11, 3. Aufl. Urban & Schwarzenberg, München, 1991, S.105–27.
  • Fu YS, Reagan JW, Epithelial neoplasms of the vagina., in Pathology of the uterine cervix, vagina and vulva., Saunders, Philadelphia, 1989, S.193–224,
  • Henson D, Tarone R, An epidemiologic study of cancer of the cervix, vagina and vulva based on the Third National Cancer Survey in the United States., in Am J Obstet Gynecol. 129/1977, S.525–32.
  • Kirkbride P et.al., Carcinoma of the vagina - experience at the Princess Margret-Hospital (1974-1989)., in Gynecol Oncol, 56/1995, S.435–43.
  • Perez CA et.al., Vagina., in 'Principles and practice of gynecologic oncology., Lippincott Philadelphia, 1992, S.567–90.
  • Urbanski K et.al., Primary invasive vaginal carcinoma treated with radiotherapy: analysis of prognostic factors., in Gynecol Oncol, 60/1996, S.16–21.
  • Samant R et.al., Primary vaginal cancer treated with concurrent chemoradiation using Cis-platinum., in Int J Radiat Oncol Biol Phys., 69/2007, S.746–50. PMID 17512130
  • Daniels TB et.al., Radiation for Vaginal Cancer: The Mayo Clinic Experience, in International Journal of Radiation Oncology*Biology*Physics, 69/2007, S.403.
  • Malmström H et.al., Primary invasive squamous cell carcinoma of the vagina., in Acta Obstet Gynecol Scand., 68/1989, S.411–5. PMID 2520784
  • Benedet JL et.al., Primary invasive carcinoma of the vagina., in Obstet Gynecol., 62/1983, S.715–9. PMID 6633996
  • Samant R, Radiotherapy for the treatment of primary vaginal cancer, in Radiotherapy and Oncology, 77/2005, S.133–6.
  • Viswanathan A et.al., The impact of brachytherapy dose in vaginal cancer., International Journal of Radiation Oncology*Biology*Physics, 57/2003, S.343.
  • Grigsby PW, Vaginal Cancer, in Curr Treat Options Oncol, 3/2002, S.125–30.
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