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Tanzmedizin



Tanzmedizin dient der Prävention und Therapie typischer Tanzverletzungen. Das Wiedererlangen der vollständigen Funktionsfähigkeit nach einer Verletzung steht dabei im Vordergrund.

Für Tänzer ist eine spezifische Diagnostik und Behandlung notwendig, da Tänzer einen perfekt funktionierenden Körper benötigen. Schon kleine Mobilitätsverluste können zu deutlichen Einschränkungen führen, Bewegungen unmöglich oder schmerzhaft machen. Nicht behandelt, ziehen sie chronische Überlastungen nach sich und beschleunigen die Abnutzung des Körpers.

Inhaltsverzeichnis

Typische Tänzerkrankheiten

Im klassischen Ballett

  • chronische Verletzungen und Überlastungen des Physikalischen Apparats besonders der Füße (Spitzentanz), Knie, Hüfte (Auswärtsdrehung) und des unteren Rückens.
  • niedriger Blutdruck; Tanzen verlangsamt den Stoffwechsel. Die Leistung besteht aus Leistungsspitzen unterbrochen von Pausen.
  • Druckschädigung von Nerven an der Innenseite des Fußes (Tarsaltunnelsyndrom) mit Kribbeln, Gefühlsstörungen und Muskelschwäche; Ursache ist eine verstärkte Kippung auf die Fußinnenseite bei forciertem „en dehors“ (Auswärts). Auch zu enge Schuhe und Schuhbänder können durch Druck ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen. Solche werden teilweise immer noch als Ideal angesehen und Tänzerinnen von klein an in zu engen Schuhen um den Fuß klein zu halten

Im Zeitgenössischen Bühnentanz (Ballett Modern, Contemporary)

Je nach Stilrichtung des modernen Tanzes unterscheiden sich Trainingsbedingungen, Belastungen und damit auch die typischen Erkrankungen der Tänzer. Je nach Stilart müssen akrobatische Elemente, Falltechniken oder Krafttraining der Arme gesondert trainiert werden.

  • „Verstauchung“ des Sprunggelenkes (Supinationstrauma);
  • Frakturen von Zehen und Mittelfuß durch das barfuß Tanzen;
  • akute Verletzungen der Knie;
  • Blockaden der Wirbelsäule und der Rippen durch schwingende, ungeführte Bewegungen;
  • chronische Verletzungen und Überlastungen der Füße, Knie, Hüfte (s.o.)aber auch des gesamten Rückens sowie der Schultern und Handgelenke.

Im Jazz- und Showdance

  • „Verstauchung“ des Sprunggelenkes (Supinationstrauma);
  • Muskelverletzungen besonders im Rückenbereich, im Ober- und Unterschenkel;
  • Chronische Überlastungen der Knie (z. B. Reizungen des Kapsel-Band-Systems),des unteren Rückens und der Schultern.

Im Stepptanz (Tap-Dance)

Gesteppt wird auf verhältnismäßig harten Böden, um den gewünschten Klang zu erzeugen. Die Tanztechnik erfordert eine Entlastung der Ferse und ein ständiges Hochziehen der Fußspitze in die Flexposition. Dies ermöglicht lockere, isolierte Bewegungen aus dem Fuß und Sprunggelenk. Dabei werden Füße und Beine einer besonderen Belastung ausgesetzt. • Achillessehnenreizung durch das ständige Arbeiten auf dem Ballen überlastet die Wadenmuskulatur und die Achillessehne. • Reizung der Mittelfußknochen; Durch den harten Böden kann das Fußquergewölbe einfallen. Die physiologische Fußform verändert sich und die Hauptbelastung verlagert sich. • Überlastungen der Knie.

Voraussetzungen an den Körper

Die Hüfte

Tänzer benötigen eine außergewöhnliche Beweglichkeit im Hüftgelenk. Die Flexibilität des Gelenks muss in alle Richtungen deutlich über dem normalen Bewegungsradius liegen. Die Ausdrehung der Beine (en dehors) ist in fast allen Tanzstilen vertreten. Im klassischen Ballett ist ein ausreichendes „en dehors“ für die saubere Durchführung der Bewegungen wichtige Voraussetzung.

Die Außenrotation des Beines wird sowohl von der Außenrotationsfähigkeit der Hüfte als auch durch die Rotation des Unterschenkels bestimmt. Letztere findet im Knochen selbst statt, ist genetisch festgelegt, individuell verschieden und nicht beeinflussbar. Die Außenrotation im Hüftgelenk von mehreren Faktoren abhängig:

  • Die angeboren, knöcherne, individuell verschiedenen, vorgegebene bestimmt die maximale Beweglichkeit. Ausrichtung und Tiefe der Gelenkpfanne sowie die Stellung des Gelenkkopfes sind von entscheidender Bedeutung. Der Antetorsionswinkel (das Winkelmaß in der horizontalen Ebene zwischen Schenkelhals und Oberschenkelknochen) entscheidet maßgeblich über die Größe des „en dehors“. Dieser Winkel liegt im Durchschnitt bei ca. 13 Grad. Je kleiner er ist, desto größer die angeborene Ausdrehfähigkeit.
  • Zahlreiche Bänder stabilisieren und schützen das Hüftgelenk und schränken so auch dessen Beweglichkeit ein. Das stärkste Band des Körpers, das sogenannte Y-Band, befindet sich an der Vorderseite des Hüftgelenks. Ein Teil dieses Bandes spannt sich bei der Außenrotation und begrenzt so das „en dehors“. Durch frühen Trainingsbeginn kann dieses Band noch an Elastizität gewinnen und das Auswäts kann leicht vergrößert werden. Mit Ende der Pubertät ist die Beeinflussbarkeit abgeschlossen.
  • Viele Muskeln sind an der Bewegung im Hüftgelenk beteiligt. Hilfreich ist es die Antagonisten der außenrotierenden Muskulatur aktiv zu entspannen. So wird das „en dehors“ bis an die vom Knochenbau vorgegebenen Grenzen trainiert. Nach der Pubertät ist dies der wichtigste Mechanismus zur Verbesserung des Auswärts.
  • Bestimmung des Auswärts: Der zu Untersuchende liegt auf dem Bauch, streckt beide Beine aus, Knie parallel. Ein Knie (Testseite) wird im rechten Winkel gebeugt. Der gesuchte Winkel ist zwischen einer Senkrechten über dem Knie und dem Unterschenkel zu messen. Das Becken des Tänzers darf sich nicht vom Boden lösen und es darf keine Rotation aus dem Kniegelenk erfolgen. Ab 60°+ Außenrotation in der Hüfte ist der Untersuchte gut für klassischen geeignet.

Das Knie

Eine starke Überstreckbarkeit im Kniegelenk bezeichnet man im Tanz als Säbelbein. Überstreckbare Knie sind angeboren. Oft sind sie auch Zeichen einer allgemeinen Hypermobilität. Besonders im klassischen Tanz ist das Säbelbein ein typisches Auswahlkriterium. Durch die Überstreckung (etwa 10°) des Knies wird eine gewünschte, ästhetische Linie erzeugt. Die Beinachse ist aber gerade, die Überstreckung ist nur seitlich sichtbar. Ab etwa 15° und mehr im Standbein entsteht eine Instabilität, das Knie wird übermäßig belastet vor allem in Menisken, Kreuzbänder und den hinteren Muskel- und Sehnenansätze. Die Balance geht verloren, die Betroffenen "hängen" in den überstreckten Knien. Die 1. und 5. Tanzposition können nur noch mit gebeugten Beinen ausgeführt werden.

Der Fuß

Der Fuß ist nicht nur die Grundlage im Tanz, in vielen Stilrichtungen trifft ihn besondere Aufmerksamkeit. er verlängert sie ästhetische Beinlinie; besonders das klassische Ballett fordert eine maximale Beweglichkeit des Fußes in all seinen Gelenken, also einen hohen, klassischen Spann.

Nur so ist es möglich im „relevé“ ("auf den Fußballen ", "halbe Spitze") sowie im Spitzentanz Mittelfußknöchelchen, Sprungbein und Unterschenkelknochen in eine Liniezu bringen. Der „ideale“ Tänzerfuß hat aber nicht nur ästhetisch, sondern auch präventiv große Bedeutung. Dagegen ist der im Tanz häufig bevorzugte Hohlfuß wegen der geringeren Stabilität und der Tendenz zu frühzeitigem Bewegungsverlust nur bedingt geeignet. Die Muskelkraft der kleinen Fußmuskeln, sowie die bleibende Mobilität des Mittelfußes und der Fußwurzel sind besonders wichtig.

Die Beweglichkeit und Form des Fußes sind hauptsächlich genetisch festgelegt. Nur durch frühzeitiges und korrektes Training können sie verbessert und verändert werden. Beweglichkeitstraining sollte nie ohne zusätzliches Stabilitätstraining geübt werden. Denn nur ein flexibler und kräftiger Fuß ist den Anforderungen des Tanzes gewachsen.

  • Die Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk kann durch ein koordinatives Training in geringem Maße verbessert werden. Diese Bewegungsschulung verbessert auch Vorfälle von ungewolltem Umknicken.
  • Die Mobilität im Fußwurzelbereich ist durch geeignete Eigen- und Fremdmobilisation zu verbessern
  • Das Großzehengrundgelenkes wird durch die knöcherne Struktur bestimmt; die Beweglichkeit kann kaum vergrößert werden.

Um Tanztechnik korrekt ausführen zu können, ist folgendes Bewegungsausmaß nötig:

  • Oberes Sprunggelenk: aktiv mindestens 70 Grad in Streckung (Point-Stellung);
  • Fußwurzel: aktiv 15 bis 20 Grad in Streckung;
  • Großzehengrundgelenk: passiv mindestens 80 Grad in Flexion (Großzehe nach oben).

Die Wirbelsäule

Die volle Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule ist Basis für eine Vielzahl von Tanzbewegungen. Jede Bewegung des Beckens setzt sich in der Wirbelsäule fort. Ankommende Bewegungen werden vor allem in der Lendenwirbelsäule kompensiert.

Für einen gesunden Tänzerrücken sind folgende Voraussetzungen wichtig:

  • homogene Verteilung der Wirbelsäulenschwingungen;
  • normale Krümmung der Lendenwirbelsäule;
  • ausgeglichene Beckenbalance (kein erzwungenes Hohlkreuz im „en dehors“);
  • gute Beweglichkeit in allen Abschnitten der Wirbelsäule;
  • stabile kleine Rückenmuskulatur;
  • kräftige tiefe Bauchmuskulatur.

Die kleinen Gelenke zwischen den Wirbeln bestimmen durch ihre knöcherne Struktur die Bewegungsrichtung der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte. Sie kann durch Training nicht verändert werden. Das Bewegungsausmaß der einzelnen Bereiche kann hingegen durch gezieltes Training verbessert werden. Wichtig ist eine homogene Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule. Am besten beurteilt man dies im Stehen.

  • In der Seitneigung sollte die gesamte Wirbelsäule einen harmonischen Bogen bilden. Alle Bereiche sollten in diese Bewegung mit einbezogen sein.
  • In der Rückbeugung sollte die Bewegung ebenfalls homogen im gesamten Rücken stattfinden. Man achte hier auf eine ggf. verstärkte Rückbeugung in der Lendenwirbelsäule. Auf Dauer könnte sie zu Überlastungen in diesem Bereich führen.

Gleichmäßig bewegliche Wirbelsäulen sind auch bei Vorliegen einer mäßigen Skoliose (Seitverbiegung der Wirbelsäule) für den Tanz geeignet. Bei starken Skoliosen sollte ein tanzmedizinisch geschulter Arzt zur Abklärung befragt werden.

Untersuchungs- und Behandlungsarten

Osteopathie

Den Menschen als Ganzes zu betrachten und zu behandeln ist Ziel der Osteopathie. Die einzelnen Körpersysteme greifen eng ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Erkrankt ein Organ, so wird der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen. Zur ganzheitlichen Diagnose ist die Beurteilung aller Systeme des Körpers nötig: der Bewegungsapparat, die inneren Organe und das craniosacrale System. Wird das harmonische Zusammenspiel gestört, so versucht der Körper dies zu kompensieren. Dieser Mechanismus kann über Jahre funktionieren, doch irgendwann ist der Körper überlastet, er "de-kompensiert". Schmerzen und Abnützung ist die Folge. Die Osteopathie ermöglicht durch ihre feine manuelle Diagnostik kleinste Bewegungsverluste im Körper frühzeitig zu erkennen und ihren Einfluss auf die Gesamtfunktion zu beurteilen. Die differenzierte Behandlung des betroffenen Systems hilft, den Bewegungsfluss wiederherzustellen und verbessert so das Zusammenspiel im gesamten Körper.

Spiraldynamik

Die Spiraldynamik® ist ein anatomisch begründetes Bewegungs- und Therapiekonzept. Spiraldynamik® vermittelt nachhaltig ein neues intelligentes Körperbewusstsein. Bewegung ist das Erfolgsrezept der Natur zur persönlichen Gesundheitsförderung. Die Kehrseite: anatomisch falsche Bewegung führt zu chronischen Überlastungen und Schäden.

Gyrotonic

Gyrotonic ist ein ganzheitliches Bewegungskonzept, das den menschlichen Körper als Einheit und die Wirbelsäule als dessen zentralen Träger betrachtet. Die vielfältigen Bewegungen sprechen den Bewegungsapparat nicht wie bei üblichen Trainingsformen isoliert und zweidimensional an, sie verwendet dreidimensionale Bewegungsabläufe, die in sich geschlossen und ohne Unterbrechung gegen einen gleichförmigen Widerstand durchgeführt werden. Jeder Bewegungsablauf wird mit einem korrespondierenden Atemmuster synchronisiert und melodisch-rhythmisch ausgeführt. Die Bewegungen werden von Geräten geführt und ermöglichen völlige Bewegungsfreiheit.

Pilates

Pilates, auch Pilates-Methode genannt, ist ein systematisches Körpertraining zur Kräftigung der Muskulatur. Es gibt Übungen mit und ohne Geräte. Erfunden hat sie der in Mönchengladbach geborene Joseph Hubert Pilates. Er nannte seine Methode zunächst Contrology, da es bei Pilates darum geht, die Muskeln mit Hilfe des Geistes zu kontrollieren.

Alexander-Technik

Die Alexander-Technik ist eine Lehrmethode, mit welcher der Schüler lernen soll, seine Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten zu beobachten und zu analysieren und körperlich dysfunktionale Gewohnheiten abzulegen.

Quellen

  • Broschüre Tanzmedizin der Unfallkasse Berlin
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tanzmedizin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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