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Jared Diamond



  Jared Mason Diamond (* 10. September 1937 in Boston) ist ein US-amerikanischer Evolutionsbiologe, Physiologe und Biogeograf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er machte 1958 seinen Bachelor-Abschluss an der Harvard University und 1961 seinen PhD an der Universität Cambridge. Er war viele Jahrzehnte lang in der Feldforschung tätig und leitete zahlreiche anthropologische und evolutionsbiologische Expeditionen nach Neu-Guinea. Seit Juni 2004 ist er Professor für Geografie an der University of California, Los Angeles. Vorher war er dort Professor für Physiologie an der medizinischen Fakultät.

Jared Diamond ist dem breiten Publikum durch seine populärwissenschaftlichen Bücher, in denen er neueste Erkenntnisse aus Anthropologie, Biologie und Geschichte zusammenhängend darstellt, bekannt geworden. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Preise und Ehrungen. Diamonds Arbeit ist ausgesprochen breit interdisziplinär angelegt.

Werk

Das Hauptmotiv für seine anthropologischen und historischen Arbeiten sieht Diamond darin, nicht-rassistische Erklärungen für wesentliche Merkmale der menschlichen Geschichte zu finden. Denn solange nachvollziehbare und plausible nichtrassistische Deutungsalternativen fehlten, würden viele Menschen auf rassistische Erklärungsangebote zurückgreifen müssen.

In Der dritte Schimpanse greift er auf Erkenntnisse der Evolutionsbiologie, Linguistik, Geschichte, Archäologie und weiterer Disziplinen zurück, um die Frage zu beantworten, wie die entscheidenden Besonderheiten der Menschen zu erklären sind: Lebenszyklus und Sexualverhalten, Sprache, Kunst, Landwirtschaft, Völkermord und Umweltzerstörung. In diesem Werk sind bereits die Themen angelegt, die er in den folgenden drei Büchern vertieft.

Sein Buch Arm und Reich, in dem er drastische Unterschiede in der naturräumlichen Ausstattung der Kontinente als Faktoren für die weltweite Dominanz westlicher und asiatischer (d. h. „eurasischer“) Kulturen vorschlägt, wurde 1998 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Kernaussage des Werkes ist, dass nicht rassische Unterschiede, sondern höchst unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen die Grundlage für die verschiedenartigen Entwicklungswege menschlicher Kulturen bildeten. In schroffer Ablehnung rassistischer Erklärungsmuster geht Diamond von einer gleichzeitig strengen und vielschichtigen Umweltdeterminanz aus, die die Entwicklung der Kontinente in gewisser Form vorherbestimmt hätte. So führt er an, dass die überlegene Entwicklung und weltweite Durchsetzung der eurasischen Kulturen auch auf ihre geografische Verbindung untereinander zurückzuführen sei, die einen jahrhundertelangen Austausch von Errungenschaften und resistenzbegründenden Infektionskrankheiten über Verkehrswege möglich gemacht hätte, während hohe Gebirge, Wüsten und tropische Urwälder von endloser Weite als wirksame Innovationsbarrieren bspw. etwa das Südamerika der Inka vom Mesoamerika der Maya und Azteken getrennt hätten. Der für ihn für die menschliche Entwicklung entscheidende Übergang zu landwirtschaftlichen Gesellschaften ist seiner Darstellung folgend - neben klimatischen Unterschieden - v. a. durch die unterschiedliche Verfügbarkeit domestizierbarer Pflanzen- und Tierarten auf den verschiedenen Kontinenten geprägt, unter denen Eurasien auch hier von Anfang an eine vorteilhafte Sonderstellung hatte.

In Warum macht Sex Spaß? geht es um das in der Natur höchst ungewöhnliche menschliche Sexualverhalten und unsere Besonderheiten im Lebenszyklus, die zentral für die Menschwerdung waren.

In Kollaps betrachtet er beispielhaft einige Kulturen, die sich durch Übernutzung der Umwelt bzw. durch falsche Reaktion auf allgemeine Umweltveränderungen selbst zugrunde richteten und dann innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums einen vollkommenen gesellschaftlichen Zusammenbruch erlebten. So analysiert er beispielsweise die Wikinger in Grönland, die Anasazi in Nordamerika, die Polynesier auf der Osterinsel oder die Maya in Mittelamerika. Er behandelt aber auch positive Beispiele von Kulturen, die trotz ungünstiger Voraussetzungen durch Anpassungsleistungen überleben konnten. Er nennt hier die Isländer, die Inuit in Grönland, Japan unter dem Tokugawa-Shogunat und Populationen einiger Polynesischer Inseln. Zudem leitet er aus diesen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen für die heutigen Gesellschaften ab, die er weltweit in einer ähnlich gefährlichen Gesamtsituation sieht.

Siehe auch

  • Anthropologie
  • Sexualität
  • Umweltgeschichte
  • Weltgeschichte

Werke

  • Der dritte Schimpanse. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 2000.
  • Guns, Germs, and Steel: The Fates of Human Societies. 1997. (dt.: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1999)
  • Warum macht Sex Spaß? Die Evolution der menschlichen Sexualität. C. Bertelsmann Verlag, München 1998.
  • Collapse. How Societies Choose to Fail or Succeed. Viking, New York 2005, ISBN 0-670-03337-5. (dt.: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2005, ISBN 3-10-013904-6 - Rezension, Rezension, Rezension).

Online-Artikel

  • The Ends of the World as We Know Them. New York Times, 1. Januar 2005. (Artikel von Diamond mit den Hauptaussagen von „Collapse“.)
  • The Worst Mistake in the History of the Human Race. Discover Magazin, Mai 1987. (Vergleichendes Essay über die Nahrungsqualität in Jäger-Sammler- und Ackerbaugesellschaften)
  • Living Through the Donner Party März 1992, Discover Magazin (über die „Siedler-Tragödie am Donnerpass“, erläutert die Analyse des Anthropologen Donald K. Grayson)
  • Das Risiko heißt: Zusammenbruch der Weltgesellschaft 19. Dezember 2005, FAZ.NET (Jared Diamond im Interview)
  • „Das geht auf keine Kuhhaut“ 10. November 2005, DIE ZEIT Nr.46 (Ein Gespräch mit dem Pulitzer-Preisträger Jared Diamond über die Lehren aus der Historie und die Möglichkeiten, den drohenden Ökozid aufzuhalten.)
  • Sind wir etwa die ersten normalen Menschen 6.Juli 2007, FAZ.NET (Jared Diamond im Interview)
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Jared_Diamond aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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