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Hans Asperger



Hans Asperger (* 18. Februar 1906 in Hausbrunn bei Wien; † 21. Oktober 1980 in Wien) war ein österreichischer Kinderarzt, der als erster das später nach ihm benannte Asperger-Syndrom beschrieb.

Inhaltsverzeichnis

Biografie und pädagogisch/wissenschaftliches Wirken

Asperger war der Älteste von drei Brüdern, der Mittlere ist kurz nach der Geburt gestorben, der Jüngste ist 1942 in Russland gefallen. Über sein Elternhaus schrieb er: Wie bin ich erzogen worden? Mit viel Liebe, ja Selbstentäußerung von meiner Mutter, mit großer Strenge von meinem Vater (zit. n. Asperger 2006, S. 2). Nach Absolvierung des Humanistischen Gymnasiums studierte er in Wien Medizin. Nach seiner Promotion 1931 arbeitete Asperger als Assistent an der Kinderklinik der Wiener Universität. Seit 1932 leitete er die heilpädagogische Abteilung der Klinik. Einer seiner kleinen Patienten war die spätere Schriftstellerin Elfriede Jelinek, die sich auf Aspergers Station einer heilpädagogischen Therapie unterziehen [musste]. Asperger war fast immer anwesend und las den Kindern vor. [1]

1962 wurde er Professor für Pädiatrie und Leiter der Kinderklinik.

1944 veröffentlichte Asperger die erste Beschreibung des später nach ihm benannten Asperger-Syndroms. Er selbst nannte die Störung „autistische Psychopathie“. Das Wort "autistisch" entlieh er Eugen Bleuler, der damit bestimmte Eigenschaften der Schizophrenie beschrieb, um „die Einengung der Person und ihrer Reaktionen auf sich selbst und die damit verbundene Beschränkung der Re-Aktionen auf die Reize der Umwelt“ zu verdeutlichen. Den Begriff "Psychopathie" würde man heute wohl eher mit "Persönlichkeitsstörung" bezeichnen. Fast gleichzeitig mit Aspergers Publikation erschien Leo Kanners Arbeit zum frühkindlichen Autismus, welcher große Ähnlichkeiten mit dem "Asperger-Syndrom" aufwies. Kanners Beschreibung war Asperger bekannt, umgekehrt wusste Kanner allerdings nichts von Aspergers Schrift. Aspergers Veröffentlichung enthielt die Beschreibung von vier Jungen, Fritz, Harro, Ernst und Hellmuth, die er als autistische Psychopathen bezeichnete. Genannten war gemeinsam, bei durchschnittlicher bis hoher Intelligenz, ein Mangel an Empathie, die Unfähigkeit Freundschaften zu schließen, Störungen in Blickkontakt, Gestik, Mimik und Sprachgebrauch, intensive Beschäftigung mit einem Interessensgebiet sowie motorische Störungen. Sie waren selbstbezogen, konnten sich nicht in andere Menschen versetzen und auf diese eingehen. In ihrem Gefühlsleben wirkten die Jungen disharmonisch und im oft angstvollen Verhalten fehlte ihnen die affektive Beteiligung (vgl. Klein/Neuhäuser 2006, S. 36 f). Asperger nannte sie „kleine Professoren“, da sie über das Gebiet ihres Spezialinteresses detailliert sprechen konnten und oft ein erstaunliches Wissen ansammelten.

Da Asperger seine Veröffentlichungen größtenteils auf deutsch verfasste und sie kaum übersetzt wurden, waren seine Arbeiten zunächst wenig bekannt. Erst in den 1990er Jahren erlangte das Asperger-Syndrom internationale Bekanntheit in Fachkreisen. Die englische Psychologin Lorna Wing führte in den 1980er Jahren die Forschungen Aspergers fort, definierte das Syndrom und benannte es nach seinem Erstbeschreiber als Asperger-Syndrom.

Hans Asperger war seit 1935 mit Hanna Kalmon verheiratet. Das Ehepaar hatte fünf Kinder.

Werke (Auswahl)

  • Das psychisch abnormale Kind, in: Wiener klinische Wochenzeitschrift, 51 1938, S. 1314-1317
  • Die „Autistischen Psychopathen“ im Kindesalter. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 117 (1944) 73-136
  • Die medizinischen Grundlagen der Heilpädagogik, in: Mitschrift für Kinderheilkunde, Band 99, Wien 1950, S. 105-107
  • Heilpädagogik, Wien 1952
  • Erlebtes Leben, Fünfzig Jahre Pädiatrie, in: Pädiatrie und Pädiologie, 12 1977, S. 214-223

Literatur

  • Lorna Wing: Asperger's syndrome: a clinical account. In: PsycholMed 11 (1981) 115-129
  • Tony Attwood: Das Asperger-Syndrom: Ein Ratgeber für Eltern (Trias - Verlag / Georg Thieme, Stuttgart 2000, S. 240
  • Asperger, M.: Zum Sehen geboren, Zum Schauen bestellt... Hans Asperger 1906-1980, Leben und Werk, in: Heilpädagogik, 49 2006/H.3, S. 2-11
  • Manfred Berger (Pädagoge): Hans Asperger - Sein Leben und Wirken, in: heilpaedagogik.de 2007/H. 4, S. 29-32
  • Klein, F./Neuhäuser, G.: Heilpädagogik als therapeutische Erziehung, München 2006

Einzelnachweise

  1. Meyer,V./Koberg, R.: Elfriede Jelinek. Ein Porträt, Reinbek 2006, S. 32
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Hans_Asperger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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