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Diamond-Blackfan-Syndrom



Das Diamond-Blackfan-Syndrom (lat. Erythrogenesis imperfecta), auch Diamond-Blackfan-Anämie (DBA) oder kongenitale hypoplastische Anämie genannt, ist eine anämische Erkrankung, die ihre Ursache in der selektiven Störung der Erythrozytenbildung (rote Blutkörperchen) hat. Es ist eine Sonderform einer aplastischen Anämie. Die Diamond-Blackfan-Anämie ist eine schwere chronische Blutarmut.[1]

DBA-Patienten haben eine zu geringe Anzahl an roten Blutkörperchen. Gelegentlich treten bei diesen Patienten auch andere Erbkrankheiten bzw. Fehlbildungen auf (siehe Diagnose).

Inhaltsverzeichnis

Historie

Loius Diamond und Kenneth Blackfan beschrieben die erbliche hypoplastische Anämie erstmals 1938.[2] 1961 präsentierten Diamond und seine Mitarbeiter eine Längsschnittstudie über 25 Jahre, die auf den Daten von 30 Patienten basiert und stellten dabei einen Zusammenhang mit Abnormalitäten im Skelettaufbau fest.[3]

1997 wurde auf dem Chromosom 19 der Bereich identifiziert, der das entsprechende mutierte Gen des Diamond-Blackfan-Syndroms trägt.[4][5]

1999 wurde festgestellt, dass Mutationen in dem ribosomalen Protein-S19-Gen (RPS19) für die Erkrankung von 42 von 172 DBS-Patienten verantwortlich sind.[6]

2001 wurde entdeckt, dass ein zweites für das Diamond-Blackfan-Syndrom verantwortliches Gen auf dem Chromosom 8 liegt.[7]

Ätiologie

Die Krankheit ist autosomal-dominant erblich. Sie bricht in der Regel im ersten Lebensjahr aus. Ursache ist ein noch nicht genau geklärter angeborener Defekt bei der Bildung der roten Blutzellen im Knochenmark.[1]

Die Erkrankung tritt in den meisten Fällen sporadisch auf. Bei ca. 15% der Patienten wird sie jedoch vererbt, so dass weitere Familienmitglieder betroffen sein können.[1]

Auftreten

Das Diamond-Blackfan-Syndrom ist eine ausgesprochen seltene Krankheit. Mit einer Häufigkeit von 0,3 Erkrankungen auf 100.000 Personen sind Aplastische Anämien (inklusive der Sonderformen Fanconi-Anämie und Diamond-Blackfan-Syndrom) in Europa so selten, dass die meisten Mediziner mit dieser Erkrankung während ihrer gesamten Arbeitszeit nie konfrontiert werden. Die Häufigkeit der DBA liegt bei ca. 5 – 7 Fällen pro 1 Million Lebendgeburten.[1]

Weltweit sind etwa 800 Fälle beschrieben, in Deutschland gibt es zurzeit ca. 130 Patienten.[8]

Diagnose

Charakteristisch ist ein Erythroblastenmangel („kongenitale Erythroblastophthise“ (Schwund des erythropoetischen Gewebes im Knochenmark) mit Retikulozytopenie), der eventuell mit Fehlbildungen des Geschlechtstraktes, pseudomongoloidem Habitus (typischer Gesichtsausdruck), Mikrozephalus (abnorme Kleinheit des Hirnschädels), Mikrophthalmus („kleines Auge“), Hypertelorismus (großer Augenabstand), hohem Gaumen (Gotischer Gaumen), sowie einem Rückstand der geistigen und körperlichen Entwicklung begleitet wird.[9]

Während bei Gesunden der Hämoglobin-Wert (Hb) im Blut bei über 11 g/dl liegt, kann er bei einer DBA unter 6 g/dl sein. Die Diagnose DBA kann durch eine Knochenmarkpunktion bestätigt werden. Bei DBA-Patienten findet man im Knochenmark keine oder nur wenig heranreifende Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen.[1]

Bei etwa 20 bis 25% der DBA-Patienten kann die Krankheit per Gentest über die Mutation des RPS19-Gens diagnostiziert werden.

Therapie

Die Krankheit kann mit Corticosteroiden gut therapiert werden. In einer Studie sprachen 82% der Patienten auf diese Therapie anfänglich an.[10] Bluttransfusionen werden ebenfalls zur Behandlung der DBA eingesetzt. Es ist möglich, dass bei der Behandlung mit Transfusionen und Corticosteroiden Phasen der Remission auftreten, während derer keine Transfusionen oder Steroidgaben notwendig sind.

Eine Knochenmarktransplantation (KMT) kann die hämatologischen Aspekte von DBA kurieren. Diese Maßnahme wird insbesondere bei Patienten in Betracht gezogen, die abhängig von Transfusionen sind, da häufige Transfusionen zu Organschäden führen können. Die KMT ist zurzeit die einzige Therapieform, mit der man DBA heilen kann. Das Risiko einer Knochenmarktransplantation von einem Nicht-Familienspender ist allerdings so hoch, dass über eine solche Therapie im Einzelfall entschieden werden muss.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Uniklinik Freiburg: Diamond-Blackfan-Anämie – eine seltene angeborene Knochenmarkerkrankung, abgerufen am 7. August 2007
  2. Diamond LK, Blackfan, KD, Hypoplastic anemia., inAm. J. Dis. Child., 56/1938, S.464–7
  3. Diamond LK, Allen DW, Magill FB, Congenital (erythroid) hypoplastic anemia: a 25 year study., in Am. J. Dis. Child., 102/1961, S.403–15.
  4. Gustavsson P et.al., Diamond-Blackfan anaemia: genetic homogeneity for a gene on chromosome 19q13 restricted to 1.8 Mb., in Nat. Genet., 16/1997, S.368-71
  5. Gustavsson P et.al., Diamond-Blackfan anaemia in a girl with a de novo balanced reciprocal X;19 translocation., in J. Med. Genet., 34/1997, S.779-82
  6. Draptchinskaia N et.al., The gene encoding ribosomal protein S19 is mutated in Diamond-Blackfan anaemia., in Nat. Genet., 21/1999, S.168-75
  7. Gazda H et.al., Evidence for linkage of familial Diamond-Blackfan anemia to chromosome 8p23.3-p22 and for non-19q non-8p disease., in Blood, 97/2001, S.2145-50.
  8. www.diamond-blackfan.de abgerufen am 7. August 2007
  9. Ärztliche Praxis: D.-Blackfan-Syndrom, abgerufen am 7. August 2007
  10. Vlachos A et.al., The Diamond Blackfan Anemia Registry: tool for investigating the epidemiology and biology of Diamond-Blackfan anemia., in J. Pediatr. Hematol. Oncol., 23/2001, S.377-82.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Diamond-Blackfan-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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