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Abiogenese



Der Begriff Abiogenese (auch Urzeugung, Spontanzeugung (Generatio spontanea), Archigenese) bezeichnet die heute nicht mehr vertretene Auffassung, dass Lebewesen spontan und zu jeder Zeit von neuem aus unbelebter Materie entstehen. Heutzutage wird der Begriff Abiogenese/Abiogenesis auch unabhängig von der Urzeugungstheorie als allgemeine Bezeichnung des Vorgangs der Entstehung von Lebewesen aus unbelebter Materie gebraucht. Die Chemische Evolution bietet eine zeitgemäße Analyse der Abiogenese.

Als das klassische Beispiel für eine spontane Zeugung betrachtete man das Auftreten von Maden in verfaulendem Fleisch. Es schien allen offensichtlich, dass die Maden sich aus dem toten Fleisch bildeten. Die Madentheorie wurde 1668 von dem italienischen Arzt Francesco Redi (1626-1697) widerlegt. Die Eier der Fliegen waren zu klein, um sie mit bloßem Auge sehen zu können. Die Versuche, die Redi hierzu durchführte, gelten als das erste präzise durchgeführte Paar von Versuch und Gegenversuch in der Geschichte der Biologie. Aufgrund von Beobachtungen an Pilzen widersprachen Luigi Ferdinando Marsigli und Giovanni Maria Lancisi 1714 in ihrem Buch "Dissertatio de Generatione Fungorum ....", der seit der Antike verbreitete Ansicht, Pilze entstünden aus Fäulnis, wobei das Myzel ein Zwischenstadium zwischen verfaulenden Pflanzen und den Pilzen sei.

Nach der Entdeckung verschiedener Mikroorganismen wurde die Urzeugungstheorie neu belebt. Im 18. Jahrhundert experimentierten der englische Pfarrer John Turberville Needham (1713-1781) und Georges-Louis Leclerc (1707-1788) mit erhitzter Fleischbrühe in verschlossenen Gefäßen, wobei sie scheinbar spontan entstandene Organismen, sog. Infusorien, feststellen konnten. Charles Bonnet (1720-1793) vermutete, dass Kleinstlebewesen durch "unsichtbare Öffnungen" in die verwendeten Gefäße gelangen konnten, und Lazzaro Spallanzani wies 1768 endgültig nach, dass aus sterilem Versuchsmaterial keine Lebewesen entstehen können. Spallanzani kochte die Brühe 45 Minuten und versiegelte das Gefäß sofort. Er konnte auch nach mehreren Tagen keine neuen Organismen feststellen. Erst nach Öffnen der Gefäße waren diese wieder zu beobachten.

Die Existenz einer Urzeugung wurde auch im 19. Jahrhundert durch die Anwendung unterschiedlichster Sterilisationstechniken widerlegt (siehe Franz Schulze, Theodor Schwann, Heinrich Schröder und Louis Pasteur). Der englische Physiker John Tyndall (1820-1893) konnte durch seine Theorie der hitzeinstabilen und hitzestabilen Phase (Sporen) bei Bakterien endgültig alle Zweifel aus dem Weg räumen.

Literatur

  • Werner Köhler: Entwicklung der Mikrobiologie mit besonderer Berücksichtigung der medizinischen Aspekte. In: Geschichte der Biologie, Ilse Jahn (Hrsg.). Spektrum Akademischer Verlag (Berlin), 2000
 
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